Wirtschaftliche Frauenschulen
[660] Wirtschaftliche Frauenschulen. Wir haben in Nr. 1 des Jahrgangs 1896 auf eine Anregung hingewiesen, welche die Gründung von wirtschaftlichen Frauenschulen bezweckte. Heute können wir über den ersten Erfolg dieser Bewegung berichten. Durch Sammlung und Schenkung ist ein Kapital zusammengebracht worden, welches die Eröffnung der ersten Lehranstalt auf dem Gute Nieder-Ofleiden bei Homberg in Oberhessen möglich gemacht hat. Seit Anfang April befinden sich fünf Arbeitsgruppen in geordneter lebhafter Thätigkeit. Küche, Wäsche, Hauswesen, Gartenbau, Geflügelzucht. Ferner Unterricht in wissenschaftlichen Lehrgegenständen. Gesundheitspflege, Pflanzenphysiologie, Buchführung u. a. Zum Herbst ist die Angliederung einer Kleinkinderschule und Bauernmädchenklasse für hauswirtschaftliche Unterweisung vorgesehen, damit die Schülerinnen der Hauptanstalt Gelegenheit zum Unterrichten und zu sozialer Arbeit finden. – Mädchen mit höherer Schulbildung, die das 18. Jahr zurückgelegt haben, finden Aufnahme. Als Kost- und Lehrgeld sind vierteljährlich 250 Mark zu entrichten. Von seiten des Ministeriums der Landwirtschaft, Domänen und Forsten, sowie der Justiz ist dem „Verein zur Errichtung wirtschaftlicher Frauenschulen auf dem Lande“ dankenswerte Förderung zu teil geworden, indem an unbemittelte Töchter von Beamten der zuständigen Ressorts auf besondern Antrag Zuschüsse gewährt werden sollen. Prüfung der Würdigkeit bleibt im einzelnen Fall vorbehalten. Das Landwirtschaftliche Ministerium wünscht insbesondere die Ausbildung von Lehrerinnen und Leiterinnen ländlicher Haushaltschulen zu begünstigen. Anfragen und Anmeldungen sind zu richten an Fräulein v. Kortzfleisch, Hannover, Hildesheimerstraße 23 oder Freifrau Schenck zu Schweinsberg, Nieder-Ofleiden bei Homberg a. d. Ohm, Oberhessen.