Wirren in Kamerun
[68] Wirren in Kamerun. (Zu dem Bilde S. 53.) Recht düstere Weihnachten haben diesmal unsere deutschen Kolonialbeamten in Kamerun gefeiert. Um die Mitte des Dezember vor. Jahres empörte sich plötzlich ein großer Teil, 60 Mann, der aus Dahomenegern bestehenden schwarzen Polizeitruppe, denen sich 40 bewaffnete Weiber anschlossen. Es gelang den Meuterern nicht nur, den Munitionsschuppen zu erbrechen und sich in den Besitz von Geschützen, Gewehren und reichlicher Munition zu setzen, sondern auch trotz fünfzehnstündiger heftiger Gegenwehr der Regierungsbeamten, des zu Hilfe geeilten Vermessungskommandos, sowie der treugebliebenen schwarzen Soldaten das Regierungsgebäude zu erobern. Erst mit Hilfe des am 21. Dezember von einer Erholungsreise zurückkehrenden Kreuzers „Hyäne“ war es möglich, das Verlorene wiederzugewinnen und die Bande der Aufrührer zu zerstreuen.
Soweit die spärlichen telegraphischen Nachrichten, die in dem Augenblick vorliegen, da diese Nummer zum Druck geht. Unser Bild zeigt dem Leser das auf der Höhe der Joßplatte über dem Kamerunfluß gelegene deutsche Regierungsgebäude, davor, von Palmen überschattet, das schöne von den deutschen Kaufleuten in Westafrika gestiftete Grabdenkmal Gustav Nachtigals, des hochverdienten Forschers, der einst vor zehn Jahren hier die deutsche Flagge gehißt hat, bald darauf aber, am 19. April 1885, ein Opfer seiner treuen Pflichterfüllung geworden ist. Erst wurden seine sterblichen Ueberreste auf dem Kap Palmas bestattet, dann aber zum Beginn des Jahres 1888 nach Kamerun übergeführt und dort in dem prächtigen Parke bei dem Regierungsgebäude aufs neue beigesetzt.