Winterfreuden
[892] Winterfreuden. (Zu dem Bilde S. 881.) Der Künstler zeigt uns ein echt deutsches Bild: tiefer Schnee deckt die Giebel der kleinen Stadt, die Mauern, Hecken und Bäume; in den Häusern klagen die Alten über die harte Kälte, die kurzen Tage, den ganzen trübseligen Winter. Aber die Schulbuben sind anderer Meinung: frisch die Schlitten herunter und nun hinaus in den herrlich festen Schnee! Einer hinter dem andern sausen sie die steile Gartenstraße hinunter, freilich nicht ganz ungefährdet.
Denn hier wie anderwärts stehen die Stiefkinder des Glücks am Wegrande und suchen durch einen wohlgezielten Wurf das Ueberlegenheitsgefühl der andern etwas herabzustimmen. Schadet diesen nichts! . . so wenig als die vor Kälte schmerzenden Füße und die blaugefrornen Hände. Unermüdlich ziehen sie ihre Schlitten den Berg wieder hinauf, fechten zwischendurch einmal eine Schneeballenschlacht mit den Wegelagerern aus und lassen diese schließlich als großmütige Sieger mit aufsitzen. Erst bei sinkender Dunkelheit, fast steif vor Kälte und hundemüde kehren sie heim, ungerührt von den mütterlichen Klagen über verdorbene Kleider und nicht wieder zu trocknende Stiefel. Laßt sie ruhig fahren! So lange der Winter in Stadt und Land ein solches Bild darbietet, so lange hat es mit der vielbeschrienen „Entartung“ gute Wege! Der deutsche Schuljunge besteht aus solidem Stoff und läßt sich seine von Generationen her geerbten Lebensfreuden nicht verkürzen. Schön ist er gewöhnlich nicht, aber ein ganzer Kerl, und als solchen hat ihn der Künstler nach der Natur aufgefaßt und getreu vor unsere Augen gebracht. Bn.