William Shakspeare's sämmtliche Gedichte/Sonett XLIX
[27]
Dereinst – nie mög’ uns kommen solche Zeit! –
Wann zürnend du mit meinen Fehlern schmälest,
Wann deiner Liebe Summe, mir geweiht,
In letzter Rechnung kalt du überzählest;
5
Wann fremd dein Blick an mir vorüberschweift,Du kaum mich grüßt mit deiner Augen Sterne,
Wenn deine Lieb’ ihr Selbst nicht mehr begreift,
Mit Gründen zeigt, warum sie mir nun ferne –
Verwahren will ich mich vor solcher Pein
10
In meines Herzens mir bewußtem Werthe;Doch diesen Arm will deinem Recht ich leih’n,
Ob auch dein Kaltsinn gegen mich es kehrte.
Mich zu verlassen, ist gestattet dir,
Kein Recht gewähret dich zu lieben mir.