William Shakspeare's sämmtliche Gedichte/Sonett LIII
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Was ist dein Sein? aus welchem Stoff bereitet,
Daß gern sich dir Millionen Schatten weih’n?
Von einem Schatten Jeder ist begleitet,
Nur einzig du kannst Jedem Schatten leih’n.
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Adonis mal’, und das Gebilde spendetEin ärmlich Gleichniß deines Wesens nur;
Der Schönheit Kunst, auf Helen’s Wang verschwendet,
In Griechentracht, zeigt deine holde Spur.
Vom Frühling sprich und von des Herbstes Fülle;
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Die Schönheit borgt von dir der eine sich,Es zeigt der andre deiner Güte Hülle: –
In jeder Segensbildung kennt man dich.
All’ äußre Huld, sie wurde dir zu eigen:
Wer kann ein Herz so treu wie deines zeigen?