Wie der Dokter dem Vierhäuslschneider sein schweres Leiden kuriert hat

Textdaten
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Autor: Georg Queri
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Titel: Wie der Dokter dem Vierhäuslschneider sein schweres Leiden kuriert hat
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aus: Die Schnurren des Rochus Mang, S. 3-4
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Entstehungsdatum: 1909
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Verlag: Berthold Sutter
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Erscheinungsort: München
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Quelle: Scans auf commons
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[3] Wie der Dokter dem Vierhäuslschneider sein schweres Leiden kuriert hat

Der Vierhäuslschneider ist zum Doktor gekommen nach Bayrisch Grainau und hat gesagt: „Herr Dokter, und ich hab ein so arg schweres Leiden, das wirst halt nit kurieren können.“

„Dann wirst halt den Totengraber was verdienen lassen müssen,“ hat der Dokter zurückgegeben.

„Aber den Totengraber, und den will ich halt noch nichts verdienen lassen,“ hat der Vierhäuslschneider gebrummt; „der tät mir keine einzige Maß mehr zukommen lassen, wann er mich in der Behandlung hätt, der Totengraber. Aber dich tät ich verdienen lassen, Herr Dokter – – magst aber wohl nit?“

„Allsdann, und was willst?“

„Ein soviel schweres Leiden hab ich halt. Und ich kann halt gar nichts mehr schmecken, und wann ich mein Maul aufmach, alsdann muß ich allweil eine Lug sagen!“

„Wann du so ein arg schweres Leiden hast, dann muß ich mich schon eine Nacht lang besinnen und muß in meinen Büchern ein bissel nachschauen, da wo die arg schweren Leiden drin stehen; und dann mußt halt morgen wieder herschauen.“

„Alsdann auf morgen. Adjes!“

Im Wirtshaus haben sie arg gelacht auf den Dokter seine Kosten. Und auf den Vierhäuslschneider seinen guten Witz. Und der Bader hat gesagt: „Jetzt wollen wir alsdann [4] sehn, ob ein Dokter gar soviel gescheiter ist als ein Bader, wo auch nit ganz auf der Brennsuppen dahergeschwommen ist.“

– – – – – – – – – – – – – – – – – –

In aller Früh ist am andern Tag der Vierhäuslschneider schon zum Dokter gekommen: und der Dokter soll nur gleich aufstehen, das Leiden wird immer ärger.

„Wann er sein Maul aufmacht, dann lügt er,“ hat sich der Doktor denkt, „das ist schon so.“

Aber laut hat er gesagt: „Also schmecken kannst nix mehr?“

„Nein, schmecken kann ich nix mehr, und wann ich das Maul aufmach, alsdann muß ich eine Lug sagen.“

„So nimmst einmal diese Pillenkugel,“ hat der Dokter gebrummt und hat ihm eine Pillenkugel gegeben.

Da hat sich der Vierhäuslschneider den Kopf gekratzt. Ein Vertrauen hat er halt nicht auf das Pillenzeug, wirklich nicht. Aber er nimmt die Medizin – in Gottesnamen.

Puh … brrr. „Das ist fein nit gut, Dokter. Und da hast schon den helllichten Dreck vom Häusl[1] hergenommen zu der Pillen!“

„Meinst?“ hat der Dokter gesagt, „da bist alsdann schon kuriert. Indem daß du ganz richtig geschmeckt hast, und gelogen hast alsdann auch nit, Vierhäuslschneider: justament vom Häusl hab ich das Pillenzeug.“

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Häusl = Toilette, WC