Wie Gott so wunnderbarlich den vnmenschlichen grossen Bauch / an der Jungfrawen zu Eszlingen / offenbaret hat

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Autor: unbekannt
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Titel: Newe zeitung: Wie Gott so wunnderbarlich den vnmenschlichen vnd vom Teuffel zugerichten grossen Bauch / an der Jungfrawen zu Eszlingen / offenbaret hat / […]
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Erscheinungsdatum: 1551
Verlag: Geruasius Sthürmer
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Erscheinungsort: Erfurt
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Quelle: JALB Emden = Commons
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[1]
Newe zeitung:
Wie Gott so wunnder-
barlich den vnmenschlichen vnd vom

Teuffel zugerichten grossen Bauch / an der Jungfrawen zu Eszlingen / offenbaret hat / Damit sie etliche jhar her / vnzelich viel menschen vmb gros gut vnd gelt betrogen etc. Vnd was sie dargegen mit sampt jhrer Mutter / vmb solcher zeuberey willen / fuer straff vnd marter / von der Oberkeit daselbst / erliden vnd entpfangen haben / auff das kuertzest beschrieben.

Anno           1551.
Zu Erffurd truckts Geruasius Sthuermer.

[2] WIe menniglich kund vnd wissen / das eine Jungfraw zu Eszlingen / Anna Vlmerin genandt / Hans Vlmers vnd Margarethen / seiner hausfrawen tochter / von dem 1546. jar an / bis in das 50. mit einem grossen vnmenschlichen vnd vnnatuerlichen Bauch (welcher von tag zu tag zugenommen) beschwert / vnd von desselbigen wegen / von viel grossen Herren / Edelen vnd vnedelen / auch gemeinen / reichen vnd armen personen / mit andacht heimgesucht / besichtiget / vnd ehrlich / nach einsjeden vermuegen / begabt worden / Mit hoher verwunderung / das gedachte Jungfraw / jnn solcher schweren kranckheit / jres leibs beschlossen / vnd keiner satten speis / sich gebrauche / also lange zeit verharren / vnd bey leben bleiben muege / Zu dem das viel grewlicher wuerm vnd schlangen / mancherley form vnd lenge / von jr bis in 150. kommen sind / Auch jederman beredt / es sey ein grewlich vierfuessiges thier bey jr / welches / so offt sie etwas labung von mandelmilch oder anderem genossen / geschmatzt habe wie ein hund / vnd hat sich das thier in jhr auffgericht / Derhalben sie alles gethuemmels / brunnen schoepffens / farens / auch kuee vnd pferdt schreyen / oder hanen krehen / vmb die rifier jhrer behausung (damit das thier / welches von solchem rumor / zu zorn / vnd jhr zu mehrung groesser pein vnd schmertzen bewegt werde / etwas stiller sey) gar nicht dulden oder leiden moegen / Vnd ist alles jr fuer geben jrer kranckheit / von jederman / als warhafftig / gegleubt worden.

Darauff sey nun jederman zu wissen / das es mit genandter Jungfrawen vnd jhrer Mutter / eytel lauter falsch / bueberey vnd erdichter betrug gewesen /

[3] Denn jr Mutter gentzlich eine Zeuberin gewesen ist / die sich dem Teuffel ergeben / welcher jhr zu allem jrem begeren geholffen / geradten vnd gedienet hat / also / das die Tochter von der Mutter beredt / sich des handels vnterwunden / sich also mit dem bauch gelegt / da sie von vnzelich mann vnd weibern / die jhr zu liebe dargezogen / erschreckenlicher verwunderung vnd grossem mitleiden / teglich besucht worden / die groesse jhres bauchs gemessen / betast vnd begriffen / darauff doch kelter denn auff ein eysz zugreiffen / vnd niemandt sein hand lang drauff halten moegen / vnd ist also ligend / von allen so zu jr kommen / mit worten vnd geschenck getroest worden. So ist denn die Tochter mit hingelegtem bauch (der also zubereit gewesen / das sie jn / wenn sie gewoelt / aus vnd anthun moegen) mit sampt der Mutter / vnd anderen / so jhn zu jhrem handel geholffen / zu nacht (welche der herr der finsternis zu allen seinen hendeln gebraucht) gesessen / vnd haben da gessen vnd getruncken / zum besten / vnd mit dem jenigen / so jn aus erbarmung vnd mitleiden geschenckt worden / froelich vnd leichtsinnig gewesen.

Weil aber Gott / der alles sihet / die straff der suenden offt ein zeitlang verhenckt / nicht das ers darumb vergessen / oder geschenckt hab / sondern nach dem er aus veterlicher miltigkeit / die zeit zur besserung erstrecket / vnd so das nicht geschicht / je lenger er gewartet / so viel schwerlicher straffet / Also hat er auch diesen betrug vnd lesterlichen grewel nicht lenger leiden / sonder zu seiner verordneten zeit / an tag bringen / vnd vertilgen woellen.

Derhalben an aller heiligen tag / des 50. jars / vmb 10. vhr / ist ein Ersamer Radt der Stadt Eszlingen / [4] als der aus viel vermutungen darzu verursacht / des willens worden / diese Jungfrawen / wie sie etwan selbs offtermal vorhin begert (damit das zulauffen vnd geschwetz ein end neme / vnd sie entledigt / oder so viel ehe jres schmertzen vnd marter abkeme / vnd menniglich wieste / was bey jhr gewesen) auffzuschneiden / vnd zuerkuendigen der sachen gestalt. Vnd auff diesen radtschlag / drey Barbierer / ein Doctor / ein Apotecker / vnd ein Hebam / zu jhr geschickt / des auff schneidens halben mit jr zu handlen. Als man aber das leylach / so vmb sie genehet / vnterstanden auffzutrennen / hat sie die verordneten bereden woellen / jr leib wuerde jr gar zerfallen / vnd so das grewliche thier von jhr keme / wuerde so ein vngesunder / toedlicher geschmack von jr gehen / dessen alle / so zugegen / sterben muesten.

Darauff ein Ersamer Radt jrem Vater (welcher alles betrugs vnwissend) sagen lassen / ob er zu frieden sey / das diese schmertzhafftige tochter auffgeschnitten wuerde? Hat jr Vater geantwortet / In Gottes namen / die Tochter sey nun / dieser gestalt nach / nicht mehr sein / sondern vnsers Herren / vnd der Oberkeit / denen befehl er mit jhr zu handlen / jhres gefallens.

Zur stund ist auch der Mutter meinung erforschet worden / welche sich sehr gestrausset vnd gewidert / das sie in keinen weg / so viel das auffschneiden jrer tochter belange / jren willen darzu geben woelte / sondern gesagt / so bald sie auffgeschnitten wuerde / vnd das thier von jr kommen / muesse die tochter von stund an sterben / so woelle sie kein vrsach sein oder geben / das jrer tochter das leben gekuertzt / vnd abgestrickt werde / So sie aber das nicht vnterlassen woelten / [5] moechten sie es thun / vnd so jhr tochter sterbe / woelle sie vber alle die jenigen / so radt oder that darzu geben / ewiglich rach schreyen.

Zu letzt hat ein Ersamer Radt der stadt Eszlingen / auch der Jungfrawen meinung selbs hoeren woellen / sie fragen lassen / ob sie (angesehen jhr grosse pein vnd stetigen bettleger / zu dem sie vor selbs auffschneidung begert / vnd sich keins todts entsetzt) jren willen drein wolt geben / das sie geoeffenet / vnd auffgeschnitten werde / damit sie jrer qual entledigt / zur gesundheit oder ewigen ruhe gefuerdert wuerde? Darauff sie geantwortet / Sie woelle jr das leben vor der zeit / jnn keinen weg abschneiden oder bekuertzen / sondern was jr Gott geben oder verordnet hab / werde er jhr wol / so es jn zeit duenckt / nemen / dem woelle sie alle ding vertrawen vnd heimsetzen.

Auff gehoerte rede / ist jr geantwortet worden / (vnansehen jr widersagen) Es mus doch das ein mal sein / vnd sie auffschneiden / darein moege sie sich wol gedueltig ergeben / oder nicht. Von welchen worten die Tochter (als sie den rechten ernst gemerckt) sehr erschrocken / vnd angehaben fast zu weynen / vnd sich newes grosses schmertzens angenommen / aber nichts desto minder ist man mit jhr fortgefaren / vnd das oeber leylach auffgetrennet / vnd die oeberhant des gemachten Bauchs (welcher / wie einer schoenen jungfrawen leib / mit einem natuerlichen durchgang subtilig vnd kuenstlich gemacht) auffgeschnitten worden / darunter ist ein kuessen gelegen / in welchem viel hauffen werck vnd lumpen gesteckt / vnter dem kuessen ist gewesen / ein starck gemacht gestatel / oder gewelbter bogen / mit beuschen gemacht / so jr den leib nicht geruert hat / vnd hat man solchen [6] bogen / vnd gemachte ruestung / jnn der kammer / so offt man gewoelt / oder leut verhanden gewesen / mit einem schnuerlin heimlich gezogen / so ist der Bauch vbersich gefaren (wie das manch mensch weis / vnd sichtiglich gesehen hat) vnd sich grewlich ausgebreit / jhr das angesicht bedeckt / das sich die leute dessen sehr verwundert.

Es sind auch die wuerm (so auff mancherley art vnd lenge / wuenderlich gesehen) aus schaffsdermen / wie man die seytten macht / zugericht gewesen / vnd aus einem harten fell / vorhin aus der Tochter seyten / mit einem meyssel gezogen worden / vnd die leut beredt / sie seyen aus jhrem leibe kommen.

Es ist auch der gemachte Bauch zugericht gewesen / als ob er vnten verschlossen / vnd nichts von jhr gienge / Welches alles betrug gewesen / Denn es ist aller vberfluessigkeit des harns / vnd andere vnsauberkeit / durch das bett vnd strosack / wie das sonderlich zubereit gewesen / von jhr entpfangen worden.

Als nun die Hebam den gemachten bauch von jr genommen / vnd sie blosz natuerlich / wie sie Gott erschaffen / da gelegen / ist sie eins frischen / geraden / vnd vberaus schoenen leibs / erschienen / das auch die Hebam fuerwar gesagt / sie hab schoeners menschen leibs jhr lebenlang nie gesehen.

Als nun ein Ersamer Radt / solchen grossen betrug anfenglich gesehen / hat er als bald auff obgesetzten aller Heiligen tag / die Mutter vnd Tochter / auch andere verargwonte personen / also / das jhr zusammen 7. gewesen / greiffen / vnd gefenglich einlegen lassen / Die Tochter aber jnn einem badzuber / (wie man boese leut / so mit zauberey befleckt / zu halten [7] pflegt) durch zween stadtknecht zum gefengnis tragen lassen.

Darnach hat ein Ersamer Radt / mit peinlicher verhoerung procediert / die personen / so vnschueldig erfunden / losz geben / vnd die Mutter (welche alles dieses Gottslesterlichen handels anfang / mittel vnd end gewesen / vnd wie obgehoert / durch Teufflische huelff vnd radt / dem sie sich ergeben / alles zuwegen bracht / vnd jederman betrogen vnd verblendt hat) nach abbrechung jhres hauses / mit demselbigen holtz / zu puluer verbrandt / Die Tochter aber / so von der falschen Mutter zum theil mit vberredung / gros gut zu erlangen / zum theil mit drawworten vnd zwanck / zu diesem handel verwilligen muessen / nicht getoedtet / sondern durch die backen brennen / darnach jnn gefengnis einmauren lassen.


ALso hastu (Christlicher leser) die Summa / wie sich alle ding verlauffen / Daraus zu lernen / das / wie der alte tausent listige Erbfeind / von anfang / die ersten menschen im Paradeis betrogen / Also feyret er noch nicht zu diesen letzten zeiten / in Gottlosen leuten / sein reich / lust vnd werckstad zu haben / Die feinde des creutzes Christi / welcher ende ist das verdamnis / welchen der Bauch jr Gott ist / vnd jre ehre zu schanden wird / dere / die jrdisch gesinnet sind / Vnser wandel aber sol im himmel sein etc. wie Paulus Philip. iij.

Derhalben (wie jnn der 1. Epistel Petri am 5. Cap.) hoechlich von noeten ist / das wir nuechtern sein vnd wachen / vnd vnserem widersacher / dem Teufel / mit gleubigem gebet standhafftig widderstehen / [8] so wir leider allzu sehr anhalten / mit fuellen / brassen vnd fluchen / dardurch wir dem hellischen hund ein eingang machen / vnd die thuer aller laster / an welcher er allzeit anklopffet / oeffnen vnd einlassen / als denn in seinen stricken verwirren / vnd die ewige pein verdienen. Denn wie Paulus sagt / Wir haben nicht mit fleisch vnd blut zu kempffen / sondern mit den fuersten vnd gewaltigen / Nemlich / mit den boesen geistern vnter dem himmel.

Derhalben fasset diese erschreckliche beschriebene geschicht zu hertzen / wie diese ruchlose arme leut / den betrieglichen stinckenden Bauch / erstmals durch fuellen / prassen vnd pancketieren / nachmals durch eingebung des boesen geistes / zu jhrem Gott gemacht / vnd jhres waren Gottes so liederlich vergessen haben / Zu letzt aber vom Teuffel (wie er allezeit seine diener hie zeitlich in offene schand / todt vnd fewr / vnd dort in das hellische ewige fewer vntersteht zu bringen) belonet worden.

Darumb woelle vns der starcke mechtige Gott / der fuer vns gestorben ist / todt / hell vnd teuffel / gewaltig vberwunden / gnediglich behueten / vnsere suende verzeihen / stercken / troesten / vnd gnad geben / das wir froelich den harnisch Gottes anzihen / damit wir wider den listigen anlauff des Teuffels / in allem vnserem thun vnd lassen / besonder an vnserem letzten ende bestehn muegen / auff das der name Gottes allezeit gepreiset vnd geheiliget werde / vnd so wir essen oder trincken / vnd was wir thun / alles gereiche vnd geschehe zu der ehr Gottes / Dem selbigen sey ehr vnd macht von ewigkeit zu ewigkeit / Amen.

Anmerkungen (Wikisource)

Zum Fall der Anna Ulmer in Esslingen siehe Waltraud Pulz, Nüchternes Kalkül – verzehrende Leidenschaft, Köln/Weimar/Wien 2007, S. 50–66.