Westphälische Sagen und Geschichten/Das Grab der heiligen Ida

Textdaten
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Autor: H. Stahl alias Jodocus Temme
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Titel: Das Grab der heiligen Ida
Untertitel:
aus: Westphälische Sagen und Geschichten
Seite 268–270
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1831
Verlag: Büschler’sche Verlagsbuchhandlung
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Erscheinungsort: Elberfeld
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Quelle: Commons = Google
Kurzbeschreibung:
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[268]
III.


Das Grab der heiligen Ida.

Nachdem die heilige Ida ihren Gemahl, den tapferen Herzog Egbertus durch den Tod verloren hatte, ließ sie neben der Kirche zu Herzfeld an der Lippe ein [269] Einsiedlers Häuslein bauen, aus welchem sie durch ein Fensterlein auf den Altar der Kirche sehen konnte. Hier ließ sie ihren Eheherrn begraben, und nahm auch ihre Wohnung darin und trauerte um ihn. Zugleich ließ sie ihren eignen Todtensarg aus Marmorstein hauen, und stellte ihn in dieß Häuslein, und füllte ihn alle Tage zweymal mit Allmosen, welche sie Vor- und Nachmittags den Armen freudig austheilte. Als sie nun viele Jahrelang also in Gebet und frommen Werken zugebracht, erkrankte sie gar heftig, und starb seliglich am vierten September um das Jahr Achthundert, und ward in ihrem marmorsteinernen Sarge begraben. – Hernachmals geschahen viele Wunder an ihrem Grabe. Denn als im Jahre 915 die Ungarn in Westphalen einfielen und auch nach Herzfeld kamen, und daselbst die Kirche, die unterdeß über dem Grabe der H. Ida erbauet war, zerstören und niederbrennen wollten, gelang ihnen dieses auf keine Weise, indem das Feuer, das sie anlegten, alles Anschürens zum Trotze, jedesmal wieder ausging und nichts verzehrte. Und wie sie nun darauf auf das Dach der Kirche stiegen, um dieses einzureißen, und die schönen Glocken, die allda hingen, wegzunehmen, da kam eine gewaltige Furcht über sie, so daß sie weder einen Balken anrühren, noch eine Glocke von der Stelle bringen konnten. Daher blieb die Kirche zu Herzfeld in gutem Stande, obgleich ringsumher alle Kirchen und Kapellen von den heidnischen Ungarn zerstört waren. – Nachgehends wohnte zu Herzfeld ein vornehmer Graf, Namens Ludolf, der aber schlechten Gottesdienst hielt. Als diesem ein Kindlein gestorben war, ließ er es in das Grab der H. Ida begraben. Aber am folgenden Tage fand [270] man das Kind draußen vor der Thüre desselben. Sie begruben es wiederum in gemeltes Grab, es ward aber am anderen Tage, wie auch am Dritten, wiederum vor der Thüre gefunden. Da erkannte der Graf und die Seinigen die Heiligkeit der Ida, und fingen an, dieselbe zu verehren und gottesfürchtiger zu werden.

(Wittins. v. Steinen.)