Werke des Erzgebirgischen Steinkohlen-Actien-Vereins in Zwickau
[112] Wir gehen nun zur näheren Betrachtung einiger der ansehnlichsten Kohlenwerke über und wählen dazu vorerst die
welche zu den größten, umfangreichsten und ergiebigsten nicht allein der Gegend Zwickaus, sondern überhaupt Sachsens gehören.
Der Verein besitzt gegenwärtig drei Schächte, nehmlich:
- den Segen-Gottes-Schacht in Marienthal,
- den Hoffnungsschacht und
- den Vertrauensschacht in Schedewitz.
Der Segen-Gottes-Schacht ist das älteste Werk des Vereins. Er liegt von Zwickau drei Viertelstunden entfernt, bei Marienthal in dem sogenannten Galgengrunde. Angestellte Bohrversuche gaben hier bei 130 Lachtern Tiefe ein Pechkohlenflötz von 9 Fuß und 10 Zoll Mächtigkeit, gleich darauf fand man ein zweites Flötz von 20 Fuß 5 Zoll Mächtigkeit, worauf der Schacht abgeteuft wurde, welcher am 4. November 1845 in Betrieb kam. [113] und ist gegenwärtig der größte der Gegend von Zwickau. Man begann ihn im Mai 1849 abzusenken, und fand bei 83 Lachter Tiefe das erste 6 Fuß 6 Zoll mächtige Pechkohlenflötz, mit 99 Lachtern kam man auf das 8 Fuß 5 Zoll mächtige Rußkohlenflötz und mit 128 Lachter wurde das zweite Pechkohlenflötz von 12 Fuß Mächtigkeit erreicht. Dieser Schacht kam am 16. Juli 1849 in Betrieb.
Der dritte Schacht, der Vertrauensschacht, befindet sich ebenfalls in Schedewitz, dicht an Zwickaus Vorstadt und der Schneeberger Chaussee. Er ist gegenwärtig noch in seiner Vollendung begriffen und man hofft daselbst Mitte 1858 das erste Kohlenflötz zu erreichen. Dieser mit ungeheurem Kostenaufwand ausgeführte Schacht wird nicht nur die umfangreichste derartige Anlage werden, sondern auch nach seiner Vollendung als Musteranstalt in seiner Art dastehen. Unterirdisch wird er mit dem Hoffnungsschacht communiciren.
Der Hoffnungsschacht hat an Gebäuden:
- ein Maschinen- und Kesselgebäude mit zwei Dampfessen;
- ein Huthaus;
- ein Expeditionsgebäude;
- einen Materialenschuppen;
- zwei Ladeschuppen;
- einen Pferdestall für die Kohlenfuhrleute;
- eine Schmiede;
- ein Zimmerhaus;
- ein Kohlenwaschhaus mit Bassin;
- sechsundzwanzig Koksöfen und
- einen Koksschuppen.
Der Segen-Gottes-Schacht hat eine gleiche Zahl von Gebäuden, aber nur vierundzwanzig Koksöfen.
Der Vertrauensschacht hat außer einigen provisorischen Gebäuden erst
- ein Maschinen- und Kesselhaus.
An Maschinen besitzt der Hoffnungsschacht
- eine Wasserhaltungs-Dampfmaschine von 140 Pferdekraft;
- eine Förder-Dampfmaschine von 20 Pferdekraft und
- eine Dampfpumpe.
Der Segen-Gottes-Schacht hat
- eine Wasserhaltungs-Dampfmaschine von 50 Pferdekraft;
- eine Förder-Dampfmaschine von 17⅔ Pferdekraft und
- eine Dampfpumpe.
Der Vertrauensschacht wird erhalten
- eine Wasserhaltungs-Dampfmaschine von 140 Pferdekraft;
- zwei Förder-Dampfmaschinen à 25 Pferdekraft;
- eine Fahrmaschine von 50 Pferdekraft und
- zwei Dampfpumpen.
Diese Werke beschäftigen fortwährend 619 Leute, und zwar:
- sechszehn technische Beamte und Officianten bis incl. Steiger;
- neun kaufmännische Beamten und Rechnungspersonal;
- zweihundertundacht Arbeiter bei der Gewinnung;
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- einhundertachtundachtzig Arbeiter bei der Förderung;
- siebenundfünfzig Arbeiter bei der Zimmerung und Mauerung;
- neunundvierzig Arbeiter bei dem Maschinenwesen und der Zeugarbeit, incl. der Bergschmiede;
- zehn Arbeiter bei der Aufbereitung;
- achtundzwanzig Arbeiter bei der Koksfabrikation und
- vierundfünfzig Arbeiter bei den Platzgeschäften.
Die Oberaufsicht über die Werke führt der durch seine vielseitige Bildung und genaue Fachkenntniß rühmlich bekannte und als bergmännische Autorität hochgeschätzte Bergverwalter Herr Modrach.
Der Verein besitzt in Leipzig eine Niederlage; seine Kohlen und Koks gehen nördlich bis Berlin, westlich bis Gotha und südlich bis München, Wasseralfingen und Regensburg.
Die Begründer dieses Vereins sind der verstorbene Bergrath Herr Kühn in Freiberg, der durch seine unermüdliche Thätigkeit bekannte Bergrath Herr Breithaupt in Freiberg und die Herren Karl und Gustav Harkort in Leipzig.