Weihnachten im Verein
[860] Weihnachten im Verein. (Mit Illustration S. 844 und 845.) Die Vereinsmitglieder sind in einer glücklichen Lage: erst kommt die Bescherung „daheim“ an die Reihe, das reizvolle, fröhliche Fest im Kreise der Familie, und dann schließt sich ein zweites Weihnachtsfest an: das „im Verein“. Oft schon viele Wochen vorher pflegen die schwierigen Berathungen stattzufinden, wie, wann und wo das wichtige Fest gefeiert werden, wer es leiten und wer alles Nöthige zum strahlenden Christbaum besorgen soll: die buntfarbigen Kerzen, die Lichtehalter, den Gold- und Silberflitter, die Süßigkeiten etc. Und ist der erwartete Abend endlich da, so stellen sich auch die sonst saumseligsten Mitglieder des Vereins mit ihren Frauen und erwachsenen Kindern rechtzeitig ein und nehmen an der herrschenden lebhaften Stimmung heiteren Antheil. Ein reiches Mahl, mit Humor gewürzte Toaste und Tafellieder befestigen die gute Laune, und sie erreicht ihren Höhepuukt, wenn’s an die Plünderung des Baumes geht und ein Zweig nach dem andern an den „Meistbietenden“ versteigert wird – zu wohlthätigen Zwecken oder zum Besten der „nimmersatten“
Kasse des Vereins. Diesen Moment stellt unser Bild dar. Die bedienende Kellnerin und die großen Maßkrüge lassen leicht erkennen, daß der in München lebende Künstler den Stoff zu seinem Bilde aus seiner nächsten Umgebung geschöpft hat. Mag aber auch das Fest in der schönen Isarstadt in manchen Aeußerlichkeiten ein besonderes Gepräge tragen: ähnlich gehoben und festesfroh geht es überall zu, wo „Weihnachten im Verein“ gefeiert wird. * *