Allgemeines Deutsches Kommersbuch:138

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Schauenburg:
Allgemeines Deutsches Kommersbuch
Seite 274, 275
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Raum. Doch Klang und Sang verhallten, ver=weht sind die Ge=
stalten, und al=les war ein Traum! Und alles war ein Traum!

     2. Noch klingen Lied und Becher, doch sitzen andre Zecher, |: wir
selbst in diesem Raum, :| und lassen’s uns behagen nach gut und
bösen Tagen, |: doch alles ist ein Traum. :|

     3. Nicht lang, so füllen wieder bei Becherklang und Lieder ganz
andre diesen Raum, und treiben, was wir trieben, und singen, trinken,
lieben, bis alles wird ein Traum.

Joh. Nep. Vogl.


          306.     Heute ist heute.     (I. 156.)

     Lebhaft. V. E. Becker.

     1. Was die Welt mor=gen bringt, ob sie mir Sorgen bringt,
Leid o=der Freud? Komme, was kom=men mag, Sonnen=schein,
Wet=ter=schlag, mor=gen ist auch ein Tag, heu=te ist heut!
mor=gen ist auch ein Tag, heu=te ist heut!

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     2. Wenn’s dem Geschick gefällt, sind wir in alle Welt morgen
zerstreut! Drum laßt uns lustig sein! Wirt, roll' das Faß herein!
|: Mädel, schenk ein! Heute ist heut! :|

     3. Ob ihren Rosenmund morgen schön Hildegund anderen beut —
darnach ich nimmer frag, das schafft mir keine Plag, wenn sie mich
heut nur mag — heute ist heut!

     4. Kling klang, stoßt an und singt! Morgen vielleicht erklingt
Sterbegeläut! Wer weiß, ob nicht die Welt morgen in Schutt zerfällt!
Wenn sie nur heut noch hält! Heute ist heut!

Rud. Baumbach. 1882.


          307.     Abschied.     (I. 103.)

     Gehalten. Seit 1838 bekannt.

     1. Was klin=get und sin=get die Straß herauf? Ihr Jungfraun,
ma=chet die Fen=ster auf! es zie=het der Bursch in die
Wei=te, sie ge=ben ihm das Ge=lei=te.

     2. Wohl jauchzen die andern und schwingen die Hüt, viel Bänder
darauf und viel edle Blüt; dem Burschen gefällt nicht die Sitte, geht
still und bleich in der Mitte.

     3. Wohl klingen die Kannen, wohl funkelt der Wein: „Trink aus
und trink wieder, lieb Bruder mein!“ „Mit dem Abschiedsweine nur
fliehet, der da innen mir brennet und glühet!“

     4. Und draußen am allerletzten Haus, da gucket ein Mägdelein
zum Fenster heraus, sie möcht ihre Thränen verdecken mit Gelbveiglein
und Rosenstöcken.

     5. Und draußen am allerletzten Haus, da schlägt der Bursche die
Augen auf und schlägt sie nieder mit Schmerze und leget die Hand
aufs Herze.