Textdaten
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Autor: Brüder Grimm
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Titel: Wanderung der Gothen
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aus: Deutsche Sagen, Band 2, S. 6–8
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Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1818
Verlag: Nicolai
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Google = Commons
Kurzbeschreibung:
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[6]
368.
Wanderung der Gothen.
Jornandes edit. Lindenbrog p. 83. 98.

Aus der Insel Schanze (Scanzia) brachen die Völker wie ein Schwarm Bienen hervor. Die Gothen [7] nämlich fuhren von da unter Berich ihrem Könige; dem Ort, wo sie aus den Schiffen zuerst landeten, legten sie den Namen Gothenschanze bei. Drauf zogen sie zu den Ulmrügern, die am Meerufer wohnten und besiegten sie. Dann schlugen sie die Wandalen, deren Nachbarn. Als aber ihres Volkes Menge mächtig wuchs und schon seit Berich ihr fünfter König, Namens Filimer herrschte, wurde beschlossen, daß er mit den Gothen weiter ziehen möchte. Da nun diese sich eine gute Niederlassung aussuchen wollten, kamen sie nach Scythien, ins Land Ovin, wo ein Theil des Heers durch eine gebrochene Brücke abgeschnitten wurde. Die, welche den Fluß glücklich hinüber gegangen waren, zogen weiter bis an das äußerste Ende Scythiens an das schwarze Meer.

Sie waren Anfangs aus Scanzien unter Berich blos mit dreien Schiffen ausgefahren. Von diesen Schiffen fuhr eins langsamer wie die andern, darum wurde es Gepanta (das gaffende[1]) geheißen, und davon bekam der Stamm den Unnamen der Gepiden. Denn sie sind auch groß von Leib und träg [8] an Geist. Diese Gepiden blieben auf einer Insel der Weichsel wohnen, die Ostgothen und Westgothen zogen weiter fort, ließen sich aber auch eine Weile nieder. Dann führten sie Krieg mit den Gepiden, schlugen sie und theilten sich nachher selbst von einander ab; jeder Stamm wanderte seine eigenen Wege.


  1. Die gewöhnliche Ableitung von beiten (goth. beidan) warten, ist unzulässig, die hier gegebene von Gapan, Gepan, unserm Gaffen, dagegen natürlich; das Wort bedeutet: das Maul aufsperren, stutzen, gähnen, und hat gleich dem latein. hiare den Nebensinn von harren, faul und unentschlossen seyn. Diese ganze Erklärung des Namens ist indessen sagenmäßig, und, wie in solchen Fällen insgemein, nie die eigentliche.