Textdaten
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Autor:
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Titel: Walserthalerinnen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 7, S. 197, 228
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[197]

Walserthalerinnen.
Nach dem Leben gezeichnet von R. Mahn.

[228] Walserthalerinnen. (Zu dem Bilde S. 197.) Die bunte Mannigfaltigkeit der Trachten, welche im deutschen Alpengebiet den malerischen Sinn erfreut, ist ein Spiegelbild der allmählichen, durch sehr verschiedene Völkerstämme erfolgten Besiedelung der einzelnen Hochalpenthäler. Höchst charakteristisch für diesen Zusammenhang ist die originelle Tracht der Bewohner des Großen und Kleinen Walserthals in Vorarlberg, welche inmitten einer allemannischen Bevölkerung ein eigenartiges Sonderleben führen, das auf ihre Einwanderung aus dem Kanton Wallis zurückweist. Das Große Walserthal erstreckt sich vom Illthal über die Ortschaften Thüringen, Bions, Garsella, Sonntag, Buchboden in das Grenzgebirge hinauf, in welchem der Bregenzer Wald seine höchsten Erhebungen hat und der Genschelpaß den Verkehr mit dem bayrischen Allgäu vermittelt. Unterhalb dieses Passes zieht sich zur deutschen Reichsgrenze das Kleine Walserthal hin, dessen Bewohner eine einzige große Gemeinde, Mittelberg, bilden, aber über das ganze Thal verstreut wohnen. Von Mittelberg führt eine Poststraße nach Oberstdorf im Allgäu, von wo aus der Besuch des Kleinen Walserthals zumeist bewerkstelligt wird, während der Eingang zum „Großen“ unweit von Bluoenz an der Arlbergbahn liegt. Beide Thäler sind von hoher landschaftlicher Schönheit, welche im „Großen“ durch das enge Geklüft, das der Lutzbach durchrauscht, im „Kleinen“ durch den düsteren Hintergrund hoher Gebirgsmassen ihren Charakter erhält. Die Häusergruppen breiten sich malerisch über die Seitenhänge der Thäler aus, oft grüßen sie von hohen Felsterrassen hernieder. Die Walser sind ein arbeitsames, genügsames Völklein, das nach der Vater Weise nur Viehzucht und Alpenwirtschaft betreibt, dabei einen stark entwickelten Sinn für die Häuslichkeit hat, der sich auch im Ausschmuck der sauber gehaltenen Häuser ausprägt. Ueber ihre Herkunft aus dem Oberwallis geben Urkunden aus dem 14. Jahrhundert Bescheid. Sie wurden vom Grafen Montfort-Werdenberg als Kolonisten in diese Thäler gerufen. Ihre schweizer-deutsche (burgundische) Abstammung läßt sich auch an ihrer Mundart erkennen. Unser Bild stellt Frauen und Mädchen von Mittelberg dar. Die Tracht derselben macht eher einen ernsten als heiteren Eindruck. Der weitgefältelte dunkle Rock, der gleich dem Mieder keine Taille hat, wird dicht unter den Armen zusammengehalten. Doch ist der Brustfleck reich und geschmackvoll gestickt und die langen breiten Schürzen, die turbanartigen Pelzkappen der Frauen wie die goldenen Spangenkronen der Mädchen geben dem Sonntagsstaat der Walserinnen einen Charakter, der in ansprechender Harmonie mit ihrem eigenen Wesen steht.