Waldmärchen
Jüngst hätt’ ich balde
Süßdurchgraut,
Verloren im Walde,
Ein Märchen geschaut. –
In Waldgrundmitte,
Verfallen und grau,
Treff’ ich die Hütte
Der Kräuterfrau;
Die Schindeln seit lange
Vergraben in Moos,
Halb aus dem Hange
Raget sie blos.
Zwei Gänse, träge
Vor Langeweil’,
Im Lattengehege,
Und Klotz und Beil,
Und ein Kupferkessel,
Hängend, beim Haus.
Rings Farn und Nessel
Und wüster Graus,
Rings Waldnachtsschweigen
Und Einsamkeit,
Nur daß in den Zweigen
Der Häher schreit,
Nur daß es blaulich
Vom Schornstein fliegt,
Ein Kater beschaulich
Auf’s Dach sich schmiegt. –
Und Hans und Greten
Erblick’ ich, die zwei;
Sie trippeln betreten,
Schüchtern herbei.
Der Junge drückt sich
Der Schwester nach;
Die steht und bückt sich
Und späht ins Gemach.
Mit leisem Geschnatter
Hebt sich die Gans;
Feindselig durch’s Gatter
Zischt sie zum Hans;
Es öffnet die Lider
Der Kater sacht
Und schleicht sich hernieder
Auf Sohlen der Nacht.
Nun spinne, du Märchen – –
Es spinnt nicht mehr.
Wohl kam zu dem Pärchen
Die Hexe nachher;
Triefäugig stand sie
Und runzlig alt.
Ich ging und fand sie
Später im Wald,
Wo sie sich sonnte;
Sie klagt über Gicht,
Doch zaubern konnte
Die Gute nicht.