Waffen und Wissenschaften
Feder und Degen stritten mit einander um den Vorzug; und die Stimmen der Richter waren getheilt.
Die Gelehrten waren geschwätzig und überredeten leicht; die Gewapneten waren wilde und zwangen zu ihrer Parthei. So konnte nichts entschieden werden; es stand darauf, daß beide zum Handgemenge gelassen und die Sache durch einen Zweikampf entschieden werden sollte.
Da rauschten die Bücher der Bibliotheken, da tönten die Waffen der Zeughäuser; die Menschen standen zwischen Furcht und Hoffen in voller Erwartung.
Die Feder, der Wahrheit geweiht, war vieler Unwahrheit sich bewußt; das Schwert, ein Diener Gottes, war mit unschuldigem Blut besudelt; beide hofften auf die Hülfe des Himmels, beide fürchteten seine Strafe.
Der Staat, der beider Dienst nöthig hatte und die Sitten beider mißbilligte, wollte das Ansehen haben, als ob er keinem zu Lieb oder Leid dächte. Die Feder war schwach, aber behend, schlüpfrig, wohl geübt, und sehr kühn, wenn man sie reizte. Der Degen hart, unversöhnlich, aber weniger gelenk und geschmeidig; so daß von beiden Theilen der Sieg ungewiß war.
Endlich beschloß zu beider Sicherheit die gemeine Wohlfahrt, „daß wechselsweise beide in Einem Rang bei ihr stehen, und sich unter einander vertragen sollten. Denn nur das sei ein glückliches Land, wo Feder und Degen treu dienten, nicht wo Eine von beiden nach Willkühr und Leidenschaft herrschte.“