Vorbericht zu: XIV. An Can Grande Scaliger
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XIV. An Can Grande Scaliger.
Can grande della Scala, Fürst zu Verona, geboren i. J. 1290, zuerst Mitregent seines Bruders, nachher Alleinherrscher, ein eifriger Ghibellin, deswegen auch vom Kaiser Heinrich VII. zum kaiserlichen Stellvertreter in Italien und 1318 von der Ghibellinischen Partei zum
[210] Oberanführer sämmlicher Lombarden gegen die Guelfen und den Papst Johann XXI. ernannt, gestorben in der Blüthe seiner Jahre am 22. Julius 1329, acht Jahre nach dem Tode Dante’s, war nach Boccaccio’s Versicherung nicht nur einer der tapfersten, sondern auch einer der freigebigsten Herren von Italien. Sein Hof war die gemeinschaftliche Freistatt für alle durch Geburt oder Unternehmungen oder Wissenschaft und Kunst berühmten Männer, welche durch ein ungünstiges Schicksal gezwungen wurden, ihr Vaterland zu verlassen. Bei diesem edelmüthigen Beschützer aller Unglücklichen hielt sich auch Dante längere Zeit auf, ihn machte er mit seinem großen Gedichte bekannt und widmete ihm das Paradies. In welches Jahr aber dieser Brief fällt, ist bis jetzt nicht mit Gewißheit ermittelt, unstreitig aber in eines seiner letzten Lebensjahre. Es ist der längste und ausführlichste unter den Briefen Dante’s, und ist besonders hinsichtlich der göttlichen Komödie sehr wichtig.
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