Vor uns her trottet der Führer
[91]
1.
Vor uns her
Trottet der Führer: schwatzend
Und wiederkauend, ein kläglich-drolliger Staarmatz,
Den Noth und Hunger Weisheit gelehrt!
Ich lausch’ ihm nicht: was sollen mir Namen, wo
Das Schicksal riesengroß sich eingezeichnet,
Und lapidar der Tod
Sein schwarzes „Amen!“ schrieb in’s blühende Leben?
Noch heut’ Pompeji – und wenn auch
Dem Licht gegeben – sein ist’s
Und seine Medusenzüge trägt’s,
Die herzbeklemmenden, wahnsinnstarren,
Ihr habt ihm’s
Vom Herzen geraubt und dem Schooß der Verwesung entrissen,
Mit wühlender Neugier habt ihr’s
Emporgehoben und sein Riesenwerk
Und seine Riesenthat
Mit euren Spaten besudelt –
Ihr Thoren – ihr Pygmäen – und er litt’s!
[92] Er litt es und spie euch wie zum Hohn
Vermorschte Kadaver und
Entflieh’nde, die um eines Schrittes Breite
Wie Bestien gekämpft;
Vergessene Götter,
Und das, worum ihr noch heute kämpft
Und mordet, und im Schweiß eures Angesichtes
Euch mühen werdet durch alle Zeiten – Brot....
Ihr aber,
Und staunt,
Und schaudert,
Und fühlt nur Ein’s nicht: seinen göttlichen Hohn!
Und deutet nur Ein’s euch nicht: das trauernde Mahnen
Die mütterlich
Den Tod euch verhüllt und über
Die Schrecken der Tiefe die schimmernden Meere gespannt,
Mit liebreichem Sonnen-Antlitz
Und herübergrüßt wie versöhnend
Mit dem grünen Sorrent und dem prächt’gen Camaldoli!