Von bösen und von guten Feen

Textdaten
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Autor: Heinrich Pröhle
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Titel: Von bösen und von guten Feen
Untertitel:
aus: Kinder- und Volksmärchen. S. 119-121
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1853
Verlag: Avenarius und Mendelsohn
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google und Scans auf commons
Kurzbeschreibung:
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35. Von bösen und von guten Feen.

I.

Es war einmal eine böse Fee, die heirathete einen König und aß des Mittags nur mit einem Ohrlöffel und tadelte ihren Mann, weil er so viel äße. Der aber lauerte ihr einmal heimlich auf und sah, daß sie mit elf Andern auf dem Gottesacker die Todten aufrodeten, wovon sie dann aßen. Am andern Mittag aß sie wieder bei Tische mit dem Ohrlöffel und tadelte ihren Mann wegen seines vielen Essens. Da warf er es ihr vor, daß sie selbst sich auf dem Kirchhofe satt äße. Als er Das gesprochen hat, steht sie auf, verwünscht ihn in einen Hund und will ihn zwischen die Thür klemmen. Er aber lief fort und sie konnte ihm nur eine Pfote klemmen, sodaß er als Hund lange auf drei Beinen laufen mußte. Der Hund aber kam zu einem Bäcker, und wenn das Dienstmädchen Semmeln wegnahm, so gab er es zu verstehen und der Bäcker merkte, wie verständig er war. Wurde ihm Geld gebracht und er glaubte, es sei ungültig, so brauchte er es nur dem Hunde zu zeigen: der war als König auf dem guten Gelde abgebildet [120] und sah nur auf das Bild, und wenn es da nicht gültig war, so schüttelte er mit dem Kopfe. Eines Tages zeigte der Bäcker dem Könige auch ein Geldstück, da schüttelte der als Hund auch mit dem Kopfe. Da erstaunte die alte Frau, welche das Geld gebracht hatte, und bat den Bäcker um die Erlaubniß, den Hund mit zu ihrer Tochter zu nehmen. Die aber konnte sogleich mit ihm reden und sagte zu dem Hunde, er sei ein alter braver König, sie bedaure ihn, daß er eine solche Frau bekommen hätte. Sie gab ihm nun ein Glas mit Wasser und sprach: er solle zu seiner Frau hinschleichen und ihr von rückwärts das Wasser über den Kopf gießen. Dabei solle er aussprechen, worin sie verwünscht sein solle.

Da ging der König aus dem Hause der jungen Zauberin als Mensch mit dem Glas Wasser zu seiner Frau. Hätte Die ihn kommen sehen, so wäre er für alle Zeiten wieder in einen Hund verwünscht gewesen. Aber es gelang ihm, ihr das Wasser von rückwärts über den Kopf zu gießen, und dabei verwünschte er sie in ein schwarzes Pferd. Da war sie ein schwarzes Pferd, und er jagte sie so lange bis sie stürzte, und es war, als ob er flöge auf dem Pferde, und als er in ein fremdes Land mit ihr hineinjagte, haben die Leute auf ihn mit Steinen geworfen und ihn bepfuit als einen Pferdeschinder. Er aber, als er das schwarze Pferd zu Tode geritten hatte, heirathete die junge Zauberin, und er lebt noch heutiges Tages mit ihr in Lust und Freuden.


II.

Auch ist einmal ein Graf gewesen, der hatte seine Gattin verloren und heirathete eine Fee. Die erste Frau hatte ihm zwei Prinzen geboren, denen gönnte die zweite nicht Speise [121] und Trank. Als einst der Graf nicht zu Hause ist, verwünscht sie die beiden jungen Grafen in zwei Schwäne, die saßen so traurig auf dem Dache des Grafenschlosses. Wie der Graf nach Hause kommt, fragt er nach seinen beiden Söhnen. Die Fee wird sehr verlegen darüber, und da sie durch ihre Kunst stärker war als der Mann, sagte sie ihm endlich, sie hätten sich ungezogen betragen und wären deshalb von ihr in zwei Schwäne verwünscht. Darüber machte ihr der Graf große Vorwürfe, da verwünschte sie ihn auch noch, da war er halb Mensch, halb Marmor. So mußte er mehrere Jahre auf der Stelle sitzen, wo er in Marmor verwünscht war, die beiden Schwäne aber waren immer bei ihm. Da kam aber eine andere Fee, die bat er einmal um Gotteswillen um Hülfe, und sie machte ihn wieder zum Menschen. Diese Fee wußte, daß die andere sich mit dem Diener des Grafen hielt. Darum gab sie ihm ein Glas mit Wasser, das sollte er ihr über den Kopf gießen, wenn sie mit seinem Diener beisammen wäre, aber ohne daß sie es merkte, denn, wenn sie es sähe, so würde er wieder zu Marmor. Er traf es glücklich, daß die Fee mit ihrem Buhlen zusammen war; sie mußte nun sein, was er in dem Augenblicke wünschte. Und er wünschte, daß sie ein Vogel sei, da flog sie als Vogel in die Luft und der Graf war ihrer los. Nun ging der Graf zu der ersten Fee, die ihn erlöst hatte, und bat um seine Söhne. Da bringt sie ihm seine Söhne und verwandelt sie aus Schwänen zu Menschen. Diese gute Fee heirathete nachher der Graf, und wenn sie noch nicht gestorben sind, so leben sie heute noch.