Vom Spielberger Schloß und Bierkeller
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Vom Spielberger Schloß und Bierkeller.
An den Gränzen des Anspacher Landes, und der Gränze des Fränkischen Kreises, wo er an die Schwäbischen Fürstenthümer Oettingen und Wallerstein stößt, liegt das Schloß Spielberg, welches zum Fürstenthum Oettingen gehört, und das Stammhaus der jetzigen Fürsten von Oettingen ist, auf einem ziemlich hohen Berge. In der Mitte des Berges, auf welchem das Schloß| gebaut ist, hat die Natur eine Terrasse gebildet, welche mit bejahrten Eichen und Linden besetzt ist. Nahe daran ist ein brauner Bierkeller, welcher so wohl wegen seines ausserordentlich guten Bieres, als auch wegen der herrlichen Aussicht, die man da hat, häufig besucht wird. Auf dem freyen Platze der Terrasse übersiehet man gegen Morgen den ganzen Altmühlgrund, der Länge nach, so weit er offen ist, von Triesdorf, dem ehemaligen Lust-Schloß des Marggrafen von Anspach an, bis an die Reichsstadt Weissenburg, welche man aber nicht mehr sehen kann; der Breite nach bis an die Gegend von Nürnberg; eine Strecke, die 4 bis 5 Quadratmeilen beträgt. Dieser Aussicht gleicht nicht leicht eine. Die Abwechslung von Wiesen, Feldern, Waldungen, Teichen, Städten und Dörfern ist ausserordentlich. Gegen Norden siehet man den ehemaligen Wittwensitz der verstorbenen Marggräfin von Anspach, Schwaningen, nebst dem trefflichen Schloß, und der Hesselberg, der höchste Berg in Franken, streckt einem sein graues Haupt entgegen. Gegen Abend muß man den Berg ganz hinaufsteigen, und da übersiehet man von der Schloß-Mauer den ganzen paradiesischen Rieß, die| Stadt Oettingen, die Reichsstadt Nördlingen, die Anspachische Landstadt Wassertrüdingen, die dem Auge ganz nahe zu liegen scheinen, ob sie gleich zum Theil 3 bis 5 Stunden entfernt sind; ja wenn das Wetter hell ist, kann man die Straße nach Ulm, bis sie von Waldungen bedeckt wird, das Schloß zu Wallerstein, das Schloß Hahen-Asperg, ja so gar die Wirtembergische Vestung Kapfenberg ganz deutlich erkennen. Gegen Mittag, wo sich die Bergkette hinziehet, davon Spielberg das Ende ist, ist die Aussicht gehemmt..
Das Schloß selbst, welches der Bauart nach Gothisch ist, und den Zeiten des Faustrechts, wie die meisten alten Schlösser, seine Entstehung zu danken hat, hat ausser einem Flügelgebäude, welches ziemlich modern und die Wohnung des Oberamtmanns ist, einer sehr schönen Feuerkunst, und einem sehr tiefen Brunnen, aus welchem mit einem Maschinenwerk geschöpft wird, sonst nichts anziehendes. Sowohl um das Schloß, als an dem Abhang und dem Fuße des Berges sind einige Häuser, worunter die Wohnung des jedesmahligen Beneficiaten, das Jägerhaus und das Brauhaus, der Bau-Hof genannt, die vornehmsten sind,| in einer äusserst romantischen Lage gebaut. Das Brauhaus und der Keller, samt vielen Feldstücken, waren ehedem Oettingische Kammergüter und verpachtet: jetzt aber sind sie ein Eigenthum des jetzigen Braumeister Eberlein, dessen Vater sie von dem verstorbenen Fürsten von Oettingen kaufte.