Textdaten
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Autor: Otto Beneke
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Titel: Vom Spökelberg
Untertitel:
aus: Hamburgische Geschichten und Sagen, S. 55–57
Herausgeber:
Auflage: 2. unveränderte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Perthes-Besser & Mauke
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Erscheinungsort: Hamburg
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Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
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[55]
21. Vom Spökelberg.
(1225.)

Eine kleine Meile von Hamburg, an der Straße zwischen Schiffbeck und Steinbeck, da, wo sich das hohe Geestufer nach dem Bach bei Nieder-Schlems senkt, ist noch heutigen Tages ein kleiner buschiger Hügel zu sehen, der zu dem daran liegenden Hause gehört. Das ist der sogenannte Spökelberg. Vor 50 Jahren noch hatte er eine andere Gestalt, daran man leichtlich seine Bestimmung in alten Zeiten erkennen konnte.

Auf diesem Hügel hat nämlich die Veste gestanden, die Graf Albrecht von Orlamünde, des Dänenkönigs Waldemar Statthalter und Marschall in Holstein, um 1216 gebaut hatte, um Hamburg zu bezwingen, wie oben erzählt ist.

Als nun König Waldemar und der Graf von Orlamünde gefangen waren, die Holsteiner sich unter ihrem rechtmäßigen Herrn, dem jungen Grafen Adolf IV., erhoben, und schon den [56] größten Theil des Landes von der Dänenherrschaft befreit hatten, da wollte Adolf auch diese Gegend und die beste Stadt seines Erbes, Hamburg, wieder gewinnen.

Hamburg (wie oben erzählt ist) hatte sich nun zwar eigentlich schon durch Vertrag mit dem Grafen von Orlamünde von der Dänen Herrschaft befreit und war einigermaaßen selbstständig geworden, aber in den Vesten am Eichholz und bei Schiffbeck lagen noch Dänische Besatzungen, die mußten besiegt werden.

Zuerst kam die Reihe an Schiffbeck. Graf Adolf und seine Holsten belagerten und bestürmten es, die Dänen wehrten sich kräftig, aber endlich ergaben sie sich auf Gnade und Ungnade, nachdem sie in blutigen Gefechten die Kühnheit des Grafen und die Tapferkeit seiner Holsten erfahren hatten.

Und einige Zeit darnach, als Adolf sich an dieser Stelle mit den Hamburgern friedlich geeinigt, und mit ihrer Hülfe auch die Dänenburg am Eichholz erobert und zerstört hatte, ließ er auch die Schiffbecks-Veste schleifen und abtragen, weil die Hamburger das Privilegium hatten, daß auf zwei Meilen rund um die Stadt keine feste Burg durfte bestehen.

Und der Hügel, darauf diese Veste gestanden, blieb mit einigen Steinhaufen noch lange Jahre so wüst liegen. Nach und nach trugen die benachbarten Leute die Steine fort, wenn sie deren etwa benöthigt waren. Und die Sage ging, daß der Graf von Orlamünde große Schätze, darunter die 1500 Mark Silbers, welche die Hamburger ihm für die Freiheit ihrer Stadt gegeben hätten, im Innern des Berges vergraben habe, die noch nicht gehoben seien; es hieß auch, daß es dort spukte oder spökelte, wie man’s auch nennt, nämlich, daß nächtlicher Weile allerlei gespenstische Gestalten [57] auf dem Berge säßen, etwa die Hüter des Schatzes oder die Geister der hier bei Erstürmung der Burg erschlagenen räuberischen Dänen, die das umliegende Land gedrangsalt hatten und nun keine Ruhe im ungeweihten Grabe haben möchten. Vielleicht waren es auch nur Schatzgräber, die mit Wünschelruthe und anderem Zaubergeräth ihr Glück versuchen wollten, und sich gern, wie solche nächtige Gesellen lieben, mit spukhaftem, gespenstischem Wesen umhüllten. Genug, der wüste Berg bekam daher den Namen „Spökelberg,“ den er noch jetzt trägt. – Der uralte Kaufschilling für Hamburgs Befreiung von der Fremdherrschaft mag noch darin vergraben liegen.