Textdaten
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Autor: Otto Beneke
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Titel: Vom Lachs-Essen
Untertitel:
aus: Hamburgische Geschichten und Sagen, S. 138–139
Herausgeber:
Auflage: 2. unveränderte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Perthes-Besser & Mauke
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Erscheinungsort: Hamburg
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Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
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[138]
55. Vom Lachs-Essen.
(Um 1450.)

In alten Zeiten soll es in Hamburg einen solchen Ueberfluß an Lachsen gegeben haben, daß Jedermann sie in den Flethen fangen konnte, wohin sie sich, wie es heißt, um deshalb gern aus der Elbe begeben haben, weil die reichen Brauer die Saie oder die Treber von dem ausgekochten Gersten und anderen Abfall in ihre benachbarten Flethe zu schütten pflegten. Mit solchen Trebern füttert man wohl Schweine, aber da nach altem Herkommen innerhalb der Stadt keine Schweine gehalten werden durften, die Brauherren auch zu stolz waren, dergleichen Abfall an Vorstädter und Bauern zu verkaufen, so kam’s den Lachsen zu Gute, die wieder den Bürgern zu Gute kamen.

Aber Einerlei ermüdet und Allzuviel ist ungesund. Deshalb sollen die Hamburger Brauer-, so wie sonstige Dienstknechte und [139] Mägde bei E. H. Rathe sich beklagt haben, daß sie Seitens ihrer Herrschaften gar übel mißhandelt würden durch schier alltägliches Lachsessen, welches ihnen darob so gänzlich zuwidern geworden, daß sie’s nicht länger könnten aushalten und müßten lieber in die weite Welt laufen, wo’s keine Lachse mehr gebe. Daraus soll nun E. H. Rath ein billiges Einsehen gethan und verordnet haben: daß inskünftige die Herrschaften ihren Dienstboten nicht häufiger denn zweimal wöchentlich Lachs zu essen geben sollten, womit Knechte und Mägde vergnügt waren, und von dieser Zeit an, wenn sie sich vermietheten, es allemal bei der neuen Herrschaft sich ausbedangen, nicht mehr als zweimal wöchentlich Lachs essen zu dürfen. Solches soll auch jährlich durch die am Rathhause verlesene Bursprake in Erinnerung gebracht sein.

Jetzt würden unsere Dienstboten auch vergnügt sein, wenn sie zweimal wöchentlich Lachs bekommen müßten – aber die Zeiten haben sich geändert, auch in Betreff des Lachsfangens. Das Brauwesen kam in Verfall, die Flethe boten den Fischen keine Saie mehr, sie verzogen sich in entlegnere Elbgegenden; und da Lachse feine Nasen haben und den übeln Geruch der Stinte durchaus nicht vertragen können, so wurden sie in der Elbe immer seltener, je mehr der Stint in Aufnahme kam.

Andere aber sagen, das Gebot beziehe sich gar nicht auf den frischen Elb-, sondern aus den gesalzenen Nordischen Lachs, der damals allzuhäufig von den Bergen- und Schonenfahrern eingeführt sei.

Anmerkungen

[380] Steltzer I. 446. – Adelungk, Hamb. Alterthums-Gedächtnisse S. 38. – Hübbe, Hamb. Ausruf S. 40.