Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen/Von Wan nach Agantz

Die Umgebung von Wan Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen
von Paul Müller-Simonis
Der Sipan-Dagh. Akhlat. Von Akhlat nach Bitlis
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Sechszehntes Kapitel.
Von Wan nach Agantz.
Unsere Karawane; Gegu Schaudi; seine Geschichte; Sahto. Unser Gepäck. Die Geldfrage. Die Lastpferde. Unsere Katerdschis. Bekir-Agha. Reschid-Agha. Die Waffenfrage; Gewehr oder Revolver? Der Passierschein für unsere Waffen. Der Buyuruldu; unvorhergesehene Schwierigkeit. Die Frage der Reise von Wan nach Bitlis. Die Abreise von Wan nach Derlaschenn. Von Derlaschenn nach Merik. Schahgeldi; Begegnung mit Kolubakin; Geschichte Kerims. Merik. Von Merik nach Karakhan. Der See von Ardschisch; Besuch in Khorsot. Das Thal des Bendimahi-Tschaï. Karakhan. Grabmal des Königs Minuas. Von Karakhan nach Agantz. Agantz. Der Ilan-Dagh oder Schlangenberg. Anschriften des Sarduris II. Die Schlangengrotte. Das alte Ardschisch; Wechsel des Niveaus des Wassers.

Die Abreise nahte; zwar hatte Hyvernat seine Mission noch nicht beendet und die Inschriften des Beckens von Wan noch lange nicht alle besucht; aber der Winter hatte begonnen; eine schon seit mehreren Tagen erwartete Karawane war durch den frisch gefallenen Schnee in große Verlegenheit gekommen. Wir mußten baldigst abreisen, wenn wir nicht sechs lange Wintermonate in Wan unthätig liegen wollten. Deshalb beschleunigten wir die Vorbereitungen zu unserer Reise.

Zunächst wollen wir den geneigten Leser mit der wichtigsten Persönlichkeit unserer Reisegesellschaft, dem Herrn unseres Schicksals – denn er ist Koch und Dolmetscher zugleich – bekannt machen, mit Gegu-Schaudi.

Es ist bereits erwähnt worden, daß Gegu ein alter Brigant ist. wer aber wird jemals seine Lebensgeschichte ganz wissen, wer wird hinter den Erzählungen, die er gelegentlich zum besten giebt, alle seine verborgenen Heldenthaten ahnen? Sein Alter zu bestimmen, ist um so schwerer, als er selbst nicht ganz sicher daran ist. Die Abenteuer haben ihn vorzeitig altern lassen; wir wollen annehmen, er sei vierzig Jahre alt. Der Religion nach ist er chaldäischer Katholik; wie viele seiner Landsleute war er ausgewandert, um in der Fremde sein Glück zu suchen. St. Petersburg und Moskau hat er als reisender Kaufmann besucht; in Bukarest war er Handwerker; später kam er nach Konstantinopel, dem Zufluchtsort der Sünder. Dort hatte er einige Händel mit der Polizei, und da er sich nicht verhaften lassen wollte, leistete er Widerstand. Dafür schoß ihm die Polizei eine Kugel in den Spann, so daß er vorläufig das Gefängnis mit dem Spital vertauschen mußte. Ein Student der Medizin, der wahrscheinlich gern eine Operation vorgenommen hätte, erklärte den Zustand des Verwundeten für sehr bedenklich und schlug eine Amputation für den folgenden Tag vor. Gegu, der Französisch versteht, stand den Tod während der Rede des Studenten aus, war aber mit einer Amputation nicht einverstanden. Nachdem es Abend geworden war, erhob er sich von seinem Lager und hinkte auf einem Beine, ohne Aufmerksamkeit zu erregen, aus dem Spitale und flüchtete in ein Wäldchen. Es war dies kein angenehmer Aufenthalt für ihn; aber die Wunde ist geschlossen, trotzdem die Kugel noch darin steckt; Gegu hinkt seit dieser Zeit.

Konstantinopel hatte nun für unsern Helden keinen Reiz mehr; als Heizer auf einem Dampfschiff des Schwarzen Meeres verließ er die schöne Stadt. Daß dies kein Beruf für Gegu war, ließ sich denken; nicht lange darauf zeigte er gegen ein Entgeld in Erserum Affen. Etwas später finden wir ihn als Postkondukteur in Persien.

Wie hätte er der Versuchung widerstehen können, Straßenräuber zu werden? Von Natur aus hatte er schon die Anlagen dazu; wieviel hinterlistige Streiche hatte er in seinem Vagabundenleben nicht schon führen müssen? Als er auf seinen Wanderungen wieder in sein Vaterland zurückgekehrt war und sich in den Bergen befand, welche die dreifache Grenze von Rußland, der Türkei und Persien beherrschen, konnte es nicht ausbleiben, daß Gegu bei seinen mannigfachen Erfahrungen bald seine Wahl getroffen hatte und in kurzer Zeit zum Räuberhauptmann avancierte. In diesen Ländern ist übrigens der Brigant noch die wahre Personifikation eines Menschen. Die Bevölkerung besteht aus den Eingeborenen und den Beamten. Die Eingeborenen sind arm und unterdrückt; die Beamten sind unverschämte Gauner. Hier erscheint der Brigant als Rächer. Heute versorgt er irgend einem armen Teufel ein Pferd zur Flucht, morgen einen Hammel, damit er leben kann. Aber der Beamte mag sich hüten; fällt er dem Briganten in die Hände, so muß er alles herausgeben.

Ich kann mir zwar nicht verhehlen, daß diese Art der Justiz etwas viel Willkürliches an sich hat, aber es ist doch wenigstens eine Empörung gegen die schlechte Verwaltung, eine Probe von smartness (Schlauheit), wie der Amerikaner sagt, und gerade darum gilt der Brigant in jenen Gegenden, wenn auch nicht als ein überirdisches, so doch als ein höheres Wesen. Am meisten sind die Kaufleute zu beklagen, deren Karawanen ihnen leider gerade so gut zum Opfer fallen als Kisten der Beamten.

Wenn das Plündern einer Karawane einen guten Verdienst abwirft, erlauben sich die Briganten zuweilen die merkwürdigsten Ausschweifungen in bezug auf Ausgaben und Verschwendungen. Einmal warf die Bande Gegus eine ganze Ladung Zucker in das Becken einer Quelle, um sich den Luxus zu gestatten, ihre Pferde mit Zuckerwasser zu tränken.

Obgleich Gegu Straßenräuber war, glaubte er doch, eine ehrliche Mission durch seine Räubereien zu erfüllen; um so größer war sein Erstaunen, als er eines Tages mit den Lazaristen in Khosrawa zusammentraf und von diesen das Verdammungsurteil seiner Aufführung hören mußte. Er suchte sich mit den Worten zu verteidigen: „Aber, Vater, ich habe doch nichts Böses gethan; ich habe doch keine Menschen (damit meinte er Christen) getötet, sondern nur Hunde (Türken).“ Der Schluß war kühn, aber nicht imstande, die Missionare zu überzeugen, die vielmehr auf ihrer Ansicht beharrten. Da Gegu ein guter Christ war, so legte er das feierliche Versprechen ab, sein Handwerk aufzugeben. Zudem hatte er auch ein Anrecht auf Ruhe; denn drei Kugeln steckten noch in seinem Körper; von denen, die er selbst ausgezogen hat, nicht zu reden.

Während seiner Reisen hatte er viel gelernt; er würde zwar in keinem Lande Aufnahme in irgend eine Akademie finden, trotzdem er russisch, armenisch, türkisch, persisch, chaldäisch, kurdisch und französisch sprach. Man kann ihm also mit Recht den Beinamen eines Gelehrten geben. Zudem war er auch ein Stück Philosoph; seine Bemerkungen hatten trotz ihrer naiven Form zuweilen einen tiefen Sinn.

Nach der Aufgabe des Räuberlebens wurde Gegu der Mann der Patres, denen er ebenso innig ergeben war als früher seinem Räuberleben. Bischof Clusel war gerade im Begriff, in Urmia eine Kirche zu erbauen, als Mohammed Abdullah die Stadt belagerte. Die Not wurde groß, und die Arbeiter verlangten ihre Bezahlung. Aber wo sollte Clusel das Geld hernehmen? Der Bankier wohnte in Tebris, und die Kurden hatten das Land inne und erpreßten und plünderten, so gut es eben ging. Damals erbot sich Gegu, das Geld herbeizuschaffen, indem er sich nach Tebris begab. Mit 1000 Tomans (ungefähr 8000 Francs) in klingender Münze beladen, kehrte er allein nach Urmia zurück, wobei er alle kurdischen Linien überschritten hatte, ohne angehalten worden zu sein. Diese That zeigt wohl am besten die Geschicklichkeit und den Mut Gegus.

Eines schönen Tages, nachdem er sich ein kleines Vermögen zusammengescharrt hatte, fühlte er sich so sehr von Ehrgeiz gestachelt, daß er die erblichen Rechte als Grundherr des Dorfes Tscharra kaufte, das zwei Stunden oberhalb Khosrawa liegt. Der Ort war gut gewählt; von da aus konnte er die Ebene beherrschen und mit seinen alten Freunden, den kurdischen Bergbewohnern in Verbindung treten. Sein Dorf selbst ist ausschließlich von Kurden bewohnt, die übrigens sehr gern die Herrschaft dieses Christen anerkennen, weil es ihnen genügt, daß ihr Herr den Nimbus eines Briganten besitzt.

Wer weiß, was die Versuchung aus unserem Manne in einer strategisch so wichtigen Stellung noch gemacht hätte? Aber man ließ ihm keine Zeit, darüber weiter nachzudenken; nachdem er Chef des Dorfes geworden war, lernte er die Langweiligkeit solcher Ehrenstellen bald einsehen.

Die Kurden nahmen gern die Oberherrschaft eines Glaubensgenossen an, zumal derselbe dem Brigantentum früher sehr nahe gestanden hatte; aber mit den Mohammedanern der Ebene verhielt es sich anders, weil sich aus diesen die persischen Beamten gewöhnlich rekrutieren. Sie wurden eifersüchtig, daß ein Christ ihr Herr sein sollte; in einem solchen Falle kommt dann leicht ein Bündnis zu stande. Bald wurde Gegu gesehen, hier rückständige Zahlungen einfordernd, dort Ergänzungssteuern reklamierend, bei jeder Gelegenheit aber Backschich heischend; durch allerlei Ränke und Sorgen gezwungen, kam er bald so weit, daß seine finanziellen Verhältnisse sehr schlecht wurden. In dieser Zeit kamen wir nach Khosrawa, und auf ein Zeichen der Patres willigte er ein, unser Führer zu werden. Wir hätten in diesem Punkte kein größeres Glück haben können, denn Gegu war für unsere Reise so ein Stück Vorsehung.

Wenn wir des Abends in einem Dorfe ankamen, verstand er es ausgezeichnet, den besten Platz zur Ruhe ausfindig zu machen, und mit Unterstützung der Zabtiehs brachte er alles in Ordnung, so daß wir uns einer Gastfreundschaft zu erfreuen hatten, wie sie nur mehr im Orient vorkommen kann. Dann verwandelte sich Gegu in einen Koch. Mit wenigen Dingen bereitete er ein saftiges Souper für uns. Er war ein ausgezeichneter, geheimnisvoller Küchenmeister; wenn wir uns dagegen selbst mit der Kochangelegenheit befaßten, kam regelmäßig nichts Ordentliches auf den Tisch. Zuweilen hätten wir uns lieber mit einem einfachen Imbiß begnügt, damit wir um so eher zur Ruhe gekommen wären; aber Gegu ließ uns nicht dazu kommen; wir mußten warten, bis er ordentlich gekocht hatte, wodurch es aber auch zuweilen vorkam, daß wir erst gegen zehn Uhr des Abends speisten.

Während des Kochens zündete Gegu den Samowar an und bereitete uns einige Tassen des köstlichen russischen Thees, der uns nach den Anstrengungen des Tages ungemein erquickte. In einem solchen Augenblicke erschien einst der Eigentümer unserer Behausung, den wir ohne Zeremonien ausgetrieben hatten, mit den Ältesten des Dorfes, um seinen Gästen einen „Besuch“ abzustatten. Nachdem sie eingetreten waren, boten wir ihnen einige Zigaretten und Gegu ihnen einige Tassen Thee an; die Folge davon war, daß wir bleiben durften.

Ohne sein Amt als Koch zu vernachlässigen, beteiligte sich Gegu dann noch an der Unterhaltung; als alter Brigant betrachtete er sich als Bruder oder doch wenigstens als Vetter aller Bergbewohner, und die Eintracht war schnell hergestellt.

Diesen Umstand benutzte er dann, um zu unsern Gunsten riesig aufzuschneiden. Da wir die kurdische Sprache nicht verstanden, hatte er jede Freiheit, aus uns nach seinem Belieben irgendwelche Persönlichkeiten herzustellen, je nachdem wir bei harmlosen Bauern oder ziemlich unzuverlässigen Straßenräubern logierten. Ich bin fest überzeugt, daß wir der Aufschneiderei Gegus die Ehren, die uns erwiesen wurden, zu verdanken hatten, wie auch das Glück, daß wir ohne jegliches Hindernis das kurdische Gebiet durchreisen konnten.

Des Morgens war uns Gegu noch wertvoller; die Nahrungsmittel mußten bezahlt und die Gastfreundschaft honoriert werden. wären wir auf uns allein angewiesen gewesen, so würden wir weidlich gerupft worden sein, und dennoch hatten die Leute sich vielleicht unzufrieden und gekränkt gefühlt. Dann schickte Gegu uns mit dem Gepäck fort und begann mit der Abrechnung. Nach Verlauf von fünf Minuten hörten wir dann gewöhnlich ein Schreien und einen heftigen Streit, wobei die Stimme Gegus alles übertönte, wenn er mit wahrer Verschwendung den Leuten alle Schmeicheleien, wie „Hundekerl“ u. dgl. an den Kopf warf. Endlich zahlte er, gab dem Pferde die Sporen und ritt in Begleitung von – keinen Verwünschungen – Lachen und herzlichen Wünschen seiner früheren Gegner fort, die durch unsere Großmut völlig befriedigt waren.

Einem Laien dürfte es schwer fallen, sich in dergleichen Fällen mit heiler Haut aus der Sache zu ziehen.

Unser Glück war dadurch um so größer, daß dieser Schlauberger uns nicht bloß aller Mühen enthob, sondern auch selbst zuverlässig war, wodurch wir viel Geld sparten.

Zuweilen gefiel es ihm, uns einige Brigantenstückchen vorzumachen. Eines Tages wanderte Hyvernat nachdenkend zu Fuß, während er den Arm durch den Zügel seines Pferdes gesteckt hatte. Das Pferd folgte ihm bereitwillig, ohne sich schleppen zu lassen. Plötzlich wollte Hyvernat sein Pferd besteigen und drehte sich um, aber von seinem Pferde war keine Spur zu sehen. Er hatte mindestens eine Viertelstunde lang nicht sein Pferd, wohl aber den Zügel über den Boden geschleppt. Diese Überraschung war unangenehm; wo war der Dieb? Nach fünf Minuten klärte sich das Geheimnis auf. Am Ende des Zuges kam Gegu, der sich vor Lachen kaum halten konnte, auf dem Pferde an, das er heimlich von dem Zügel losgemacht und fortgeführt hatte. – Ein anderes Mal sagte Gegu zu Hyvernat: „Vater, ich wette, Ihnen in zehn Minuten Ihre Taschenuhr zu stehlen“. Die Wette wurde abgeschlossen. Es waren noch keine zehn Minuten verflossen, als Gegu fragte: „Vater, wie viel Uhr ist es?“ Hyvernat fuhr nach der Uhrtasche, aber die Uhr war verschwunden. Dabei muß man noch bemerken, daß die Uhr mit einem Sicherheitsring an der Weste befestigt war, und daß Hyvernat auch noch durch die eingegangene Wette gewarnt worden war.

Wir hatten jeder ein Pferd, Hyvernat und ich; es fehlte uns noch jemand, der nach denselben sah. Wir wurden mit Sahto einig.

Auch Sahto ist ein Original. Als Findelkind ist er von den Missionaren erzogen worden. Dieser Teufelskerl war damals dreißig Jahre alt, wild wie ein Kurde, sorglos und naiv. Wenn er aber in Zorn gerät, gleicht er einem wilden Tiere. Seine größte Freude besteht darin, aller Welt einen Schabernack zu spielen. Auch spricht er französisch, aber auf seine Weise. Er hat etwas von dem Article partifif gehört, also daß man sagt: du pain, du vin, de l’eau und gebraucht deshalb, wo es geht und nicht geht, du und de. So z. B. sagt er: „Mon Pere, de conduire de cheval 1’écurie, de donner de manger?“ was heißen soll: „Soll das Pferd in den Stall geführt und gefüttert werden?“

Es bleibt jetzt noch das Gepäck zu erwähnen übrig. Die Anordnung und das Unterbringen desselben waren gleich schwere Wandlungen. Wir hatten in Tiflis ein sehr schönes Zelt gekauft, aber wir haben es niemals benützt. In den abscheulichen Ziegenpfaden Kurdistans hätte der Transport desselben stets ein Pferd in Anspruch genommen und mancherlei Scherereien verursacht; deshalb entschlossen wir uns in Wan, darauf zu verzichten. Zum Ersatz dafür ließen wir uns in Wan zwei Klappsessel und einen kleinen Reisetisch anfertigen.

Wir hatten zwei Kisten, die zur Aufnahme der Munition bestimmt waren, sowie der Lebensmittel und Kochgeschirre. Der Mundvorrat wurde sorgfältig geordnet und in einer Ergänzungskiste untergebracht; dagegen wurden die Küchengerätschaften schmählich vertrieben.

Wiewohl sie geraden Weges von Paris gekommen waren, fanden sie keine Gnade in Gegus Augen. Dr. Cuting hatte also vollkommen recht, als er uns abriet, europäische Kochgerätschaften benutzen zu wollen. Bloß zwei Feldkessel aus Weißblech wurden gebraucht und mit Öl gefüllt. Die Schmorpfannen ließ Gegu nach seinem Gutdünken anfertigen. Der bekannte Schlauch, den wir in Tiflis erstanden hatten und den Gegu zärtlicherweise seine „Mutter“ nannte, wurde von neuem mit Wein gefüllt; angesichts der bevorstehenden Kälte wurde der Vorrat an Schnaps verdoppelt. Im übrigen muß es zu Gegus Ehre gesagt werden, daß er sich in der Anordnung der Kochkiste selbst übertraf. Sie wurde für uns eine Kiste wirklicher Überraschungen, die zu jeder Zeit ausgezeichnete Stärkungsmittel hergab.

Obgleich wir mit Kleidern gut versehen waren, waren wir doch noch nicht gerüstet, dem strengen Winter, der sich bereits ankündigte, Widerstand zu leisten. Glücklicherweise ist der Bazar in Wan sehr reichhaltig. Man findet daselbst einen europäischen Schneider und eine Menge Wollsachen. Durch kluge Berechnungen hinsichtlich der Kleidung kamen wir dann auch dazu, uns gegen die Kälte zu schützen. Unsere Stanleyhüte wanderten auf den Boden der Kiste. Sie sind übrigens nicht bloß unnötig, sondern sogar gefährlich, da sie zu sehr die Aufmerksamkeit der Bergbewohner erregen würden. Wir ersetzten sie durch den türkischen Fez, dem wir für die kälteste Zeit noch die Lesghienne hinzufügten, eine ausgezeichnete georgische Kapuze, die in zwei langen Zipfeln endigt, die entweder als Shawl gebraucht werden können oder auch als eine Art Turban.

Um meine Knie gegen die Kälte, den Schnee und den Regen zu schützen, ließ ich mir ein paar Beinkleider aus Ziegenfell machen, wobei die Haare nach innen kamen. Der Hinterteil der Hose fehlt. Es ist dies beinahe die Ausstaffierung des Vaccaro aus der römischen Kampagne, aber für eine Reise zu Pferd im Winter sehr zu empfehlen. Unser Bettwerk vermehrten wir noch durch zwei sehr große, eigens für diesen Zweck gesteppte Decken; manche schöne Nächte haben wir auf unsern Feldbetten, in diese Decken eingehüllt, gemütlich geschlafen. Weite kurdische Stiefel und nach Art des Pelzwerks gestrickte Strümpfe vollendeten unsere Kleidung. Diese letztern dienten uns aber wenig, da unsere europäischen Strümpfe hinreichend Schutz boten gegen die Kälte.

Nachdem unser Gepäck geordnet und die Lebensmittel ergänzt waren, blieben uns noch zwei große Schwierigkeiten zu überwinden. Wie sollten wir uns bis Mosul mit Geld versorgen, und woher sollten wir Pferde für das Gepäck und die Führer nehmen?

Die erste Frage war Dank der Liebenswürdigkeit des bereits erwähnten Kapamadschan bald gelöst. Wir gaben ihm unsere Wechsel auf Konstantinopel, was für ihn ein unerwarteter Vorteil war; dafür gab er uns eine Anweisung an seinen Korrespondenten in Bitlis. Wir waren dadurch in stand gesetzt, Wan ohne zu viel klingende Münze verlassen zu können, die in jenen Gegenden ein gefährliches Gepäck ist.

Schwieriger gestaltete sich das Mieten der Lastpferde. Da die Jahreszeit schon weit vorgerückt war, mußten wir bezweifeln, ob wir die Berge noch überschreiten konnten. Zugegeben, daß wir auch Mosul ohne Hindernis erreichten, so mußten doch die Katerdschis mitten im Winter leer nach Wan zurückkehren, wenn sie nicht den Frühling abwarten wollten, wo sie dann vielleicht eine neue Ladung für den Rückweg erhoffen konnten. Die ersten Unterhandlungen blieben darum auch ohne Resultat. Zudem merkte man, daß wir es eilig hatten, und wollte davon nach Möglichkeit profitieren. Endlich wurden die Patres mit Bekir Agha, einem ihrer Nachbarn, handelseinig. Wir mußten sieben Lastpferde haben. Die Bedingungen waren freilich hart; für jedes Pferd pro Tag ein Medschidie, dann noch ein Medschidie pro Tag für den Unterhalt der drei Katerdschis.

Die Katerdschis waren: Bekir-Agha, ein großer magerer, ausgemergelter Teufelskerl, ein halber Straßenräuber, ein halber Stadtbürger, dazu ein lustiger Kumpan und ein außerordentlicher Läufer; er hielt stets Schritt mit unsern Pferden, bis diese müde waren.

Bekir-Agha.

Dann kam Reschid-Agha, Sohn. Der Vater ist ein angesehener Kurde, der Sohn aber etwas aus der Art geschlagen. Er ist stolz, ausdauernd, niemals weichend, die richtige Figur eines Strauchdiebes, das übrigens auch sein eigentliches Geschäft ist, denn er ist als eine gefährliche Persönlichkeit benannt. Er sorgt aber gut für seine Pferde. Seine Gegenwart war für uns viel wert, denn auf der ganzen Reiseroute ist sein Vater sehr geachtet. Wenn wir ihn nicht kränken und ihm ab und zu eine wohlwollende Bemerkung machen, wird er uns gute Dienste leisten.

Der dritte Katerdschi ist ein Bruder Bekir-Aghas, ein biederer Mensch ohne auffallende Merkmale.

Unsere Katerdschis sind weit entfernt von den persischen Tscherwadars, denen wir zuweilen die Knute anbieten durften, was hier schlecht am Platze wäre. Als Ersatz für die Tscherwadars sind diese Katerdschis in ihrer Wildheit und ihrem Anflug von Stolz doch im ganzen sympathische Figuren, und wir wurden bald gute Freunde, d. h. den Umständen nach, weniger aus aufrichtiger Neigung.

Es blieb jetzt noch die Waffenfrage übrig. Wenn man gewissen Personen glauben wollte, würde man sich bis an die Zähne bewaffnen; andere dagegen halten jede Bewaffnung für überflüssig. Beide Ansichten haben etwas Wahres an sich und ergänzen einander, müssen aber erklärt werden. Es ist sicher unerläßlich, in dem kurdischen Lande gut bewaffnet zu sein; namentlich sind weit tragende Flinten unentbehrlich; denn der Kurde, der oft ausgezeichnete Martinikarabiner besitzt, greift nie an, wenn er nicht der stärkere Teil ist. Es ist darum gut, wenn man ihm durch die Waffen imponieren kann, zudem muß sich auch die Bewaffnung nach der Wichtigkeit des Gepäcks richten.

Aber eben so richtig ist es auch, daß man sich selten der Waffen bedienen kann. Entweder wird der Reisende nicht angegriffen, dann haben die Kurden vor den Waffen oder sonst einem Umstande Bedenken, oder der Reisende wird angegriffen; dann haben die Kurden eine gute Beute gewittert und, da sie kluge Leute sind, auch ihre Vorsichtsmaßregeln so getroffen, daß jeder Vorteil auf ihrer Seite und ein Widerstand einfach unmöglich ist.

Wenn die Kurden den Überfall einer Karawane beabsichtigen, wählen sie meistens eine prächtige Schlucht; hinter jedem Felsen liegt ein wohl bewaffneter Räuber. Der Pfad bleibt frei, und auf ihm raucht ein Kurde nachlässig seine Pfeife. Endlich kommt die Karawane; auf die höflichste Weise bittet der Kurde den Führer der Karawane je nach den Umständen, ihm einen Teil oder die ganze Ladung abzutreten. Weigert sich der Karawanenführer, so zeigt ihm der Kurde einen ganzen Kreis von Karabinern, die auf ihn gerichtet sind. Was ist dann zu thun? Es muß gehandelt werden trotz der großen Überraschung. Der Karawanenführer weiß, daß die geringste verdächtige Bewegung ihm mindestens eine Kugel zuzieht; er weiß auch, daß die Kurden ihm nicht an das Leben wollen. Er kauft sich also dadurch los, daß er ihnen seine Ladung abtritt.

Hat er aber früher Streitigkeiten mit den Kurden gehabt, so muß er allerdings befürchten, daß man ihm dennoch an das Leben will, und das beste ist dann, daß er sein Leben so teuer als möglich zu verkaufen sucht.

Im großen und ganzen sind die Waffen doch ein gutes Schutzmittel, und deshalb ist auch eine Flinte mehr wert als ein Revolver. Zudem flößt letztere Waffe dem Kurden keine große Furcht ein, zieht ihn aber an, so daß er fähig ist, einen Reisenden verräterischerweise umzubringen, um sich der niedlichen Waffe zu bemächtigen.

Durch diese Erwägungen angetrieben, vervollständigten wir unsere Bewaffnung. Hyvernat hatte ein nichtgezogenes, zweiläufiges Gewehr. Ich besaß eine ausgezeichnete Hammerleßbüchse von Piper aus Lüttich. Von einem Wanlioten kauften wir für Gegu eine Berdanbüchse, die wir fast mit Gold aufwiegen mußten, und für Sahto einen alten Lefaucheur, der in ein Zentralperkussionsgewehr umgewandelt worden war. Zudem sollten uns zwei Zabtiehs begleiten, so daß wir also im ganzen über die beträchtliche Zahl von sechs Flinten verfügten.

Da wir so viel als möglich jede weitere Schwierigkeiten mit der türkischen Verwaltung vermeiden wollten, nahmen wir für unsere Flinten einen Waffenschein. Wir wollten auf der Zollstation auch einen Passierschein für unser Gepäck nehmen, aber da fing die türkische Behörde wieder an, sich zu zeigen. Der Wali hatte unsere photographischen Apparate von allen Abgaben befreit erklärt, weshalb wir sie überall frei hintransportieren konnten, so weit sich seine Herrschaft erstreckte; aber damit war die Zollverwaltung durchaus nicht einverstanden. Auch verweigerte sie uns den Passierschein, wenn wir nicht mindestens 132 Piaster für unsere Apparate erlegten. Unter diesen Bedingungen zogen wir es freilich vor, auf den Passierschein zu verzichten.

Für den Augenblick unserer Abreise hatte uns der Wali einen Buyuruldu versprochen, eine andere Art von Inlandspaß. Aber als wir ihn darum baten, tauchte eine neue Schwierigkeit auf. Der Wali erkundigte sich über die von uns gemachten Ausflüge und die von uns kopierten Inschriften; dann zog er unter seinen Wischen die von uns früher eingeforderte Liste heraus und verglich damit die Namen der Orte, die wir besucht hatten. Durch eine einfache Verwechselung der Rollen nahm er plötzlich an der Mission Hyvernats das größte Interesse und erklärte, daß er uns noch nicht abreisen lassen könne vor der Vollendung der Arbeit, da wir noch nicht alle angekündigten Orte besucht hätten. Wir wehrten uns hartnäckig. Wir hatten den 20. November; die Hälfte der von uns angezeigten Ortschaften liegt in den Bergen und war schon gänzlich unzugänglich; der Wali entfaltete leider seinen Eifer für unsere Sache zu spät. Wir konnten uns auch nicht entschließen, in Wan zu überwintern, und er konnte dem Vorwurf nicht entgehen – den er freilich vermeiden wollte – die Vollendung der Mission unmöglich gemacht zu haben. Endlich mußte er nachgeben; um die Wahrheit zu sagen, müssen wir gestehen, daß er nicht länger auf seinem Verlangen zu bestehen wagte, und uns nicht bloß einen Buyuruldu ausstellte, sondern uns sogar noch ein Empfehlungsschreiben an den Wali von Bitlis mitgab.

Aber jetzt handelte es sich um die Wahl des Weges. Der gewöhnliche Weg von Wan nach Bitlis folgt dem Südufer des Sees bis Tadwan. Die jüngsten Nachrichten aber meldeten, daß die Route wegen des Schnees unbrauchbar geworden war. Die Berge auf dieser Strecke fallen ungefähr senkrecht in den See ab, und das Ufer liegt nach Norden, wo die Sonne weniger Gewalt ausüben kann, weshalb sich dort der Schnee gewöhnlich hoch anhäuft. Die erwähnte Karawane war noch nicht angekommen, so daß man ihretwegen schon in Unruhe war.

Wir mußten uns also einen anderen Weg suchen, der auch bald gefunden war; es ist nämlich der Weg nach Norden zu um den See über Ardschisch und Akhlat. Zwar ist er viel länger, aber die weniger schroffen Berge sind mehr der Mittagssonne ausgesetzt; das Land ist interessant, noch wenig besucht – kurz, wir waren zufrieden, daß wir in die Notwendigkeit versetzt wurden, auf diese Weise unsere Reise zu verlängern. Übrigens waren wir nicht ganz sicher, ob wir Bitlis erreichen konnten, denn unser Weg trifft den gewöhnlichen Pfad nach Tadwan und Bitlis auf der Hochebene, die das Becken des Wansees von dem Bitlis-Tschai trennt. Was machen? Wir entschlossen uns, auf gut Glück zu reisen.

Die letzte Woche unseres Aufenthaltes in Wan wurde durch ein heftiges und sehr schmerzhaftes Unwohlsein des Vaters Rhetorius getrübt. Glücklicherweise war er am Tage unserer Abreise wieder ziemlich hergestellt; er wollte uns sogar noch eine Strecke das Geleite geben.

21. November.

Endlich sollten wir aufbrechen. Der Diwan wurde den ganzen Tag nicht leer; alle unsere Bekannten in Wan kamen, um uns eine gute Reise zu wünschen. Unter diesen Umständen hielt es für uns schwer, die letzten Vorbereitungen zur Reise zu treffen. Endlich gegen Mittag beim schönsten Wintersonnenschein, der der ganzen Landschaft von Wan eine schöne Färbung gab, verließen wir das gastliche, kleine Haus der Dominikaner, begleitet von einer ganzen Kavalkade unserer Freunde.

Wir wandten uns auf Agantz zu, und beim Ausgang dieses Dorfes hielten wir ein letztes Freundschaftsmahl. Darauf kehrten Pater Rhetorius, Michel Kowadenski und unsere andern Freunde in die Stadt zurück; Vater Duplan wollte noch unser erstes Nachtlager mit uns teilen.

Wir Wandervögel werden ohne Zweifel diese Orte nie mehr wiedersehen; werden wir den einen oder andern unserer Freunde, die uns so bereitwillig aufgenommen haben, jemals wiedertreffen? Indem wir von Wan Abschied nahmen, konnten wir ein Gefühl der Traurigkeit nicht unterdrücken; denn es ist wahr, nirgendwo läßt der Mensch so viel von seinem Sein und seinem Herz, als da, wo er kämpfen und sich starr halten muß gegen Hindernisse, als da, wo ihm die Freundschaft zuerst von der schönsten Seite erschienen ist, nämlich in der Gestalt der herzlichen und großmütigen Gastfreundschaft in einem fremden Lande! Von weitem wird noch ein letzter Gruß gewechselt, und wir verloren unsere Freunde allmählich aus dem Gesichte.

Bald kamen wir aus der so merkwürdig geschützten Gegend heraus, deren Mittelpunkt Wan bildet, und trafen auf hohen Schnee. Das Aussehen des Himmels schien anderes Wetter zu verkünden; die Berge von Bitlis, denen wir vorläufig den Rücken zukehrten, waren in dicke Wolken eingehüllt, die sich dort schon vierzehn Tage befanden und nun auf Wan zu zogen.

Das Dörfchen Derlaschenn, wo wir ein Unterkommen für die Nacht suchten, ist sehr arm; wahrscheinlich waren wir in Wan verwöhnt worden, da wir einen Pferdestall als eine schlechte Ruhestätte fanden.

22. November.

Um acht Uhr des Morgens reisten wir ab; Pater Duplan verließ uns, um nach Wan zurückzukehren; werden wir ihn je wiedersehen?

Das Terrain bildet eine wellenförmige Hochebene; überall ist alles mit Schnee bedeckt, der im Verein mit dem bewölkten Himmel der Landschaft ein trauriges Aussehen verleiht.[1]

Beim Verlassen des Dorfes Schahgeldi trafen wir Kolubakin, der von Kars zurückkehrte. Durch die Kälte und die Sonne schälte sich die Haut seines Gesichtes ab, was uns keine angenehmen Aussichten eröffnete.

Der Konsul brachte Neuigkeiten von Kerim, dem berüchtigten Briganten, mit. Gegen Ende unseres Aufenthaltes in Wan war das Gerücht verbreitet, daß Kerim gefangen worden sei; wir scherzten ein wenig darüber mit seinem Freunde Gegu; aber Gegu antwortete uns, indem er den Kopf schüttelte: „Kerim nicht gefangen, Kerim niemals ergriffen werden,“ und begleitete seine Worte mit einem verächtlichen Lächeln. Gegu hatte recht. Kerim hatte soeben wieder ein Meisterstück ausgeführt. In den Bergen von einer Abteilung Kavallerie und 300 Infanteristen eingeschlossen, hatte er einen ganzen Tag lang diesen Mannschaften mit fünf seiner Bande Stand gehalten. Drei seiner Leute wurden getötet und er selbst verwundet. Dies hinderte ihn aber nicht, mit seinem berühmten Genossen Ibrahim die feindliche Linie zu durchbrechen und nach Persien zu entkommen. Dadurch ist Kerim noch sagenhafter geworden.

Einige Zeit vorher hatte man ihn in einem Hause umzingelt und glaubte seiner ganz sicher habhaft zu sein; aber während der Nacht schnitt er mit seinem Kindschar eine Öffnung in die aus Erde angefertigte Mauer des Hauses, wo er umzingelt war, und, gleichsam als ob er sich schämte, sich heimlich davon zu machen, erdolchte er fünf Mann und machte sich mit ihrer Munition davon.

Im übrigen ist Kerim ein Galanthomme. Als er noch in der Umgegend von Tiflis praktizierte, hielt seine Bande einst eine Gesellschaft russischer Ausflügler an und plünderte sie; eine Dame, der man ihre wertvollen Schmucksachen weggenommen hatte, weinte bitterlich. „Ich soll Frauen weinen lassen!“ rief Kerim aus und ließ der Klagenden ihre Schmucksachen zurückgeben.

Kerim hat überall Freunde; die einen fürchten ihn, während ihn die andern lieben, alle aber bewundern ihn. Seit Jahren ist ein Preis auf seinen Kopf gesetzt, aber er lacht darüber. Er ist ein Halbgott und kann nur durch Verrat seinen Feinden in die Hände fallen.

Bald nachdem wir uns von Kolubakin verabschiedet hatten, erreichten wir die Ufer des Sees wieder, die wir schon seit Wan aus den Augen verloren hatten. Der See bildet hier einen tiefen und malerisch eingefaßten Golf, den man gewöhnlich den See von Ardschisch nennt.

Das armenische Dorf Merik (oder Merek), das wir gegen Abend erreichten, liegt sehr anmutig an der Seite eines Hügels, auf dem eine alte, sehr gut besuchte Wallfahrtskirche steht.[2]

Der Vorsteher des Dorfes erzeigte uns in seinem Hause Gastfreundschaft und wies uns ein gutes Zimmer an, das hinreichend groß und weit genug von dem Pferdestall entfernt war.

23. November. Abreise 7½ Uhr.

Indem wir Merik verließen, näherten wir uns wieder dem See auf einem Pfade, den das Eis in einen erbärmlichen, unbrauchbaren Zustand versetzt hatte. Je weiter wir gingen, um so schöner wurde der „See von Ardschisch.“ Dem Auge erscheint er nicht mehr als ein Golf des Wansees, sondern als ein besonderer See, den der mächtige Sipan-Dagh nach Westen zu wunderschön abschließt. Es ist schwer, sich eine großartigere Einsamkeit zu denken als die des blauen Sees mit seiner Einfassung von weißen Bergen, auf denen das Sonnenlicht blitzt; man fühlt sich wirklich allein mit Gott, und es scheint, als ob der Mensch durch den Anblick dieser großartigen Natur selbst emporgehoben würde.

Nachdem wir am Ende des Golfes von Ardschisch angekommen waren, ließen wir das Gepäck geradenwegs nach Karakhan bringen, während wir uns östlich wandten, um das alte armenische Dorf Khorsot zu besuchen, wo wir Keilinschriften finden sollten. Das Panorama dieser Gegend ist überaus herrlich.

Das Thal des Bendimahi-Tschaï, das tief in die Gebirge einschneidet, bildet eine schöne Ebene, über der sich gegen Nordosten das Gebirgsmassiv des Tandurek erhebt, während uns gegenüber (nach Osten) im Sonnenlicht der weiße, schneebedeckte Pik des Pir-Rischid funkelt (unsere Leute nennen ihn Agthe-Dagh).

Khorsot, das hoch auf einem Ausläufer des Gebirges hängt, scheint uns weniger armselig zu sein als der Durchschnitt der armenischen Dörfer. Niemand in Khorsot hatte je in seinem Leben von Keilinschriften etwas gehört, so daß wir durch unsere Fragen darnach das ganze Dorf in Aufregung brachten. Die Ältesten des Dorfes riefen ihre alten Erinnerungen wach, aber alle Beratungen blieben ohne Ergebnis. Endlich führte man uns auf den Kirchhof, wo wir der Reihe nach alle Grabsteine nach Keilinschriften untersuchten, aber vergeblich. Beinahe jedes Grab ist mit einer großen Basalt-Steinplatte geziert, die auf dem Boden liegt und gewöhnlich ein mit großer Sorgfalt ausgehauenes Grabkreuz im georgischen oder armenischen Stil trägt.[3]

Um nach Karakhan zu kommen, mußten wir das Thal des Bendimahi-Tschaï überschreiten.

Dadurch, daß das Niveau des Wansees sich häufig verändert, hat der Bendimahi-Tschaï, der sein Gerölle mitführt zum Wansee, aus dem untern Teile des Thales eine Art schlammiges Delta gebildet, das den Marsch sehr erschwert. Indes ist dies nicht sehr schlimm, da der Pfad bald in Höhe geht, wo es weniger morastig ist, und man auch eine alte Brücke benützen kann.

Wenn ich dem Leser Rechenschaft über den tiefsten Eindruck geben sollte, den ich auf der Reise gewonnen habe, so müßte ich noch einen Sonnenuntergang beschreiben, wenn es möglich wäre, die wunderbare Abwechslung, die Gott in seinen Werken bietet, mit der Feder zu schildern. Der Sipan-Dagh vor unsern Augen schließt den Horizont ab; um seine Größe noch zu steigern, gaben ihm dünne, purpurne Wolkenstreifen eine gazeähnliche Einfassung, während seine schneebedeckte Spitze, indem sie die Farbentöne der abendlichen Beleuchtung zurückwarf, mit seinem Hintergrunde übereinstimmte, wo der Azur in ein Smaragdgrün überging. Bei diesem herrlichen Schauspiel war kein Geräusch zu vernehmen, ein Schäfer trieb seine Heerde heim, und in der Ferne sah man große, weiße Vögel wahrscheinlich ihren Nestern zufliegen.

So kamen wir an die Brücke des Bendimahi-Tschaï; sie ist zwar alt und ein wenig baufällig, aber sie stammt noch aus jener Zeit, wo man in diesem Lande Eleganz und Dauerhaftigkeit bei den Bauten zu vereinigen wußte.

Über diese Brücke führt auch der Fahrweg von Wan nach Erserum.

In jener Gegend sollte es Fahrwege geben! Ganz gewiß giebt es einen, das beweisen doch die Ziffern, die in dem Budget des Sultans dafür stehen! In Wirklichkeit ist es freilich etwas anders. Beim Ausgange aus Wan beginnt die Unordnung schon bei der zweiten kleinen Brücke, die eingestürzt ist. Etwas weiter ist keine Rede mehr weder von kleinen noch von großen Brücken. Die ersten Erdarbeiten sind zwar gemacht, aber Gott weiß, wann die übrigen Arbeiten ausgeführt werden. Der Grund davon ist ziemlich einfach; eine Straße ist notwendig; der Sultan gewährt den Kredit, und die Arbeiten werden begonnen. Hat aber der Wali sich und seinen Helfershelfern mit Hilfe des bewilligten Geldes die Börsen gefüllt, so werden die Arbeiten eingestellt. Die Straße wird fertig erklärt, feierlich eröffnet und alles ist gut.

In Baschkala sahen wir eine angefangene Landstraße in demselben Zustande. Niemand giebt sich in Betreff solcher Sachen einer Täuschung hin, da keiner die Fertigstellung der Straßen erwartet. Von Wan aus folgen wir den unter der Schneedecke noch sichtbaren Spuren des Weges; aber kein Reisender war anzutreffen. Fußgänger und Arabahs folgen dem alten Pfad. Wer weiß, ob der Weg der Arabahs, der Wan mit Erserum verbindet, jemals durch eine ordentliche Straße ersetzt werden wird? vielleicht, aber nur dann, wenn die Russen das Land erobert haben werden.

Ankunft 6 Uhr abends.

Das Dorf Karakhan ist auf einer kleinen Anhöhe erbaut und fast ganz von den schlammigen Krümmungen des Bendimahi-Tschaï umgeben. Sie bilden hier eine Art Teiche, auf denen eine Menge Wasservögel haust. Noch nie ist auf diese Tiere Jagd gemacht worden. Sechs Flintenschüsse, die wir auf eine Kette wilder Enten abgaben, vermochten diese noch nicht zum Fortfliegen zu veranlassen. Die Bekassinen lassen sich im Sitzen schießen, aber die Jagd auf dieselben ist meist nicht lohnend. Da wir keinen Hund hatten, konnten wir die geschossenen Vögel nicht bekommen. Eine Ente jedoch fiel nahe an dem Ufer nieder, und Sahto wagte ein kaltes Bad, um sie zu bekommen.

Karakhan ist ein kurdisches Dorf; die Typen sind fast schön zu nennen und stehen jedenfalls sehr im Widerspruch mit den gewöhnlicheren Typen der Armenier.

Der Sipan-Dagh, von dem Delta des Bendimahi-Tschaï aus gesehen.

Ich begann sofort mein Reisejournal auszufüllen, wobei mich unsere Wirte mit großem Erstaunen betrachteten. Sie konnten nicht begreifen, daß ich so schnell schrieb, und daß ich eine ganze Seite schreiben konnte, ohne Tinte zu nehmen. Mit der dickflüssigen Tinte der Orientalen kann man allerdings kaum eine Zeile schreiben, ohne daß man wiederholt die Feder in die Tinte tauchen muß. Mit großer Stille betrachten sie mich, indem sie ganz über das Tagebuch gebeugt waren. Dann erhoben sie sich und ließen zum Zeichen ihres Erstaunens ein Schnalzen mit der Zunge hören ähnlich dem Laute t, wobei sie lächelten, als ob sie sagen wollten: „Er kann hexen.“ Es war dies mein erster Erfolg im Schnellschreiben, worauf ich allerdings sehr stolz bin.

24. November.

Endlich fanden wir eine Keilinschrift. Während ich in der Frühe in den Sümpfen umherwatete, inspizierte Hyvernat das Dorf und entdeckte ein sehr schönes obeliskenartiges Grabmal aus einem Stein.[4] Unglücklicherweise war es umgefallen, und die Schrift lag auf der Unterseite. Bei dem Froste hielt es schwer, das selbe frei zu bekommen. Wir ließen unser Gepäck nach Ardschisch vorangehen und leiteten die Arbeiten der Dorfbewohner, unserer improvisierten Erdarbeiter. Sie lachten, schrien und mühten sich ab, aber die Arbeit schritt nur langsam vorwärts. Endlich lag der Stein frei, so daß Hyvernat den Text kopieren konnte. Ich versuchte, eine Photographie davon aufzunehmen, aber es ging nicht, da der Apparat nicht ordentlich gestellt werden konnte. Der Grabstein gehört dem König Minuas. Hyvernat fand noch ein Bruchstück einer Inschrift in dem Gesims einer Thüre.

Während ich die Aufnahmen machte, sahen mir die Kurden mit einer sehr großen Neugier zu. Mir kam der Gedanke, von unsern Arbeitern eine Aufnahme zu machen. Als ich aber das Objektiv auf sie richtete, gerieten sie in Furcht. Um sie zu beruhigen, ließ ich den einen nach dem andern unter das schwarze Tuch kommen und ließ sie das Geheimnis dieser schrecklichen Maschine ahnen. Jeder zog sich mit vielem lachen zurück und machte die komischten Gebärden, um sein Erstaunen darüber auszudrücken, daß die Bilder auf dem Kopfe standen.

Unsere Erdarbeiter in Karakhan.

Abreise 11 Uhr.

Gegen elf Uhr reisten wir ab. Wir folgten zunächst dem nördlichen Ufer des Sees. Wie schon erzählt, bildet der Bendimahi-Tschaï eine wichtige geologische Trennung. Nachdem wir ihn überschritten hatten, traten wir in das vulkanische Gebiet ein, dessen Mittelpunkt der Sipan-Dagh ist. Die vulkanische Natur des Geländes sowie der Umstand, daß die Abhänge der Mittagssonne ausgesetzt sind, geben diesem Ufer des Sees ein viel angenehmeres Klima als dem südlichen Ufer. Der Schnee war hier ungefähr ganz verschwunden, wir befanden uns eher im Herbst als im Winter.

Überall riefen die Feldhühner, so daß ein Jäger sich ins Schlaraffenland versetzt glauben würde.

Wir durchschritten sodann das Gebiet von Arms, wo mehrere Dörfer am Fuße des Gebirges versteckt liegen. Dann überschritten nur noch ein Flüßchen und kamen eine halbe Stunde später an dem Dorfe Haidarbeg vorbei, das wir zur Rechten liegen ließen. Nachdem wir noch eine hübsche Strecke zurückgelegt hatten, erreichten wir unser Gepäck.

Ankunft 6 Uhr abends.

Zu unserm großen Erstaunen fanden wir die Ebene von Ardschisch, die sich zu unsern Füßen ausbreitete, mit hohem Schnee bedeckt. Das Thal ist ohne Zweifel den Nordwinden zu sehr zugänglich und demgemäß auch kälter. Das neue Ardschisch oder um genauer zu sein, Agantz, ist eine kleine Stadt, die ungefähr anderthalb Stunden vom See entfernt liegt und mit einem Kranz von Dörfern umgeben ist. Der ziemlich belebte Ort hat als Station auf dem Wege von Wan nach Erserum einige Bedeutung. Die Häuser verraten einen gewissen Komfort, so daß wir sogar ein ziemlich großes Zimmer mit Fenstern erhielten, wobei allerdings das Glas durch viereckige, in Öl getauchte Stücke Papier ersetzt war. Die Armut scheint dort sehr groß zu sein, denn ich sah in den Straßen Kinder von zwölf bis fünfzehn Jahren fast nackt und klappernd vor Kälte umher laufen.

Agantz hat eine kleine türkische Garnison, und wir fanden dort einen unserer Freunde von Wan, Khalil Effendi, den Vater des Munir Pascha. Er bestätigte die wunderlichen Erzählungen, die wir von dem Ilan-Dagh oder dem Schlangenberg gehört hatten. Dieser in dem ganzen Lande sehr berühmte Berg verdient aber eher den Namen Hügel; er beherrscht den Weg von Haidarbeg nach Agantz, wo wir an demselben Morgen vorbeikamen, ohne etwas zu ahnen.

Zu Seite 205. Alte Zitadelle.

Am Fuße des Felsens befinden sich natürliche Grotten, in denen große Schlangen wohnen; aber diese Schlangen sind Gefangene und können nicht aus den Grotten herauskommen, wohl sieht man, daß sie sich bewegen. Seit undenklichen Zeiten befinden sich die Schlangen dort und haben auch dem Berge den Namen gegeben.

Wiewohl ich kein Freund von Schlangen bin, hielt ich dies doch für der Mühe wert, näher zu untersuchen.

25. November.

Am folgenden Morgen machten wir uns auf, um die berühmten Grotten zu besuchen, die ungefähr eine halbe Stunde von Agantz entfernt liegen. Die vulkanischen Felsen bilden eine Art großer, gebrochener Mauern, die den ganzen Weg beherrschen. Der König Sarduris II. ließ zwei Nischen aushöhlen, deren Hintergrund Keilinschriften trägt, die aus seiner Regierungszeit herstammen. Eine dritte Nische trägt keine Inschrift. Es kann sein, daß sie niemals eine besessen hat, es ist aber auch möglich, daß die Inschrift in einer späteren Zeit sorgfältig abgekratzt worden ist?

Bei diesen Nischen öffnet sich eine kleine Grotte, in die man, wenn man sich ordentlich bückt, eindringen kann. Im Hintergrund öffnet sich eine lange Spalte; hier kann man deutlich bemerken, daß diese Spalte von einer gräulichen Masse angefüllt wird. Der Führer berührte die Masse mit einem Stock, und sogleich fing sie an, sich zu bewegen. Es ist also wirklich nicht gelogen, was man uns erzählt hat.

Ich habe, um es hier zu gestehen, stets einen großen Abscheu (vielleicht auch Furcht) vor Schlangen gehabt, so daß ich mich sehr zusammennehmen mußte, um die Sache etwas näher zu besehen. Das ist nicht eine einzige Schlange, sondern eine ganze Bande kriechender Tiere; man sieht kräftige Schwänze und kurze Tatzen; alle Köpfe sind gegen das Innere der Spalte zu gerichtet, so daß es unmöglich ist, die Art dieser Tiere näher zu bestimmen. Es sind gewiß Reptilien aus der Familie der Eidechsen, und sie gehören wahrscheinlich einer harmlosen Kategorie an. Sie schienen dreißig bis vierzig Centimeter lang zu sein. Wir hätten uns näher unterrichten können, wenn wir eines der Tiere gewaltsam aus seinem Versteck herausgerissen hätten. Aber keiner von unsern Leuten wollte die Sache wagen, und ich hatte nur das eine Verlangen: so bald als möglich aus dem Loche herauszukommen. Nach der Überlieferung sind diese Tiere daselbst gefangen; die Sache hat vielleicht etwas Wahres an sich; denn man hat in dieser Hinsicht bekanntlich Auffallendes bei den Kröten gefunden. Warum sollte dies bei den Tieren in dieser Höhle unmöglich sein! Viel wahrscheinlicher aber ist es, daß diese Tiere seit undenklichen Zeiten in dieser Grotte ihr Winterquartier aufgeschlagen und auf diese Weise dem Berge den Namen verliehen haben, den er schon seit den ältesten Zeiten trägt.

Festung Ardschisch.[5]

Weil wir Khalil Effendi zum Mittagessen eingeladen hatten, mußten wir uns beeilen, wieder nach Agantz zurückzukommen. Die Kochkunst Gegus feierte einen wirklichen Triumph.

Da wir das alte Ardschisch besuchen wollten, war Khalil Effendi so freundlich, sich zu unserm Führer anzubieten.

Das alte Ardschisch oder Eski-Scheïr wird auch zuweilen Jeckmal genannt;[6] durch seine Lage an dem Ufer des Sees, an dem äußersten Ende einer fruchtbaren Ebene und auf dem Punkte, wo der Weg nach Erserum den Wansee berührt, hat Ardschisch eine sehr schöne Vergangenheit erlebt.

Unter den armenischen Königen war Ardschisch eine der größten Städte des Königreiches; die ersten Einfälle der Tartaren ließen der Stadt noch ihre Bedeutung. Marco Polo führt Ardschisch unmittelbar nach Erserum auf;[7] heute sind von dem alten Ardschisch dagegen nur mehr Ruinen zu sehen.

Beim Ausgang von Agantz fanden wir auch einige Dörfer, die mit kleinen Büschen umgeben waren, dann große Strecken gepflügtes Land, wo dem Anscheine nach die Furchen sehr tief waren. Nach und nach wurde die Ebene feucht, morastig, so daß die Pferde nur langsam vorankamen. Khalil, der ein ausgezeichnetes Pferd ritt, neckte uns deshalb.

Eine große Ruine fesselte darauf unsere Aufmerksamkeit; es war eine merkwürdige Zitadelle, wo an der Seite der sogenannten Türme die Mauern sich in Form einer Parabel einwärts bogen. Die Skizze davon,[8] so einfach sie auch ist, mag davon eine kleine Andeutung geben; diese Bauart scheint übrigens sehr selten zu sein.

Zur Seite der Zitadelle finden sich zwei zerfallene Moscheen. Beide sollen ursprünglich Kirchen gewesen sein nach dem Stil und den zahlreichen armenischen Kreuzen zu urteilen, die man auf den Mauern erblickt. Alle diese Bauarten besitzen auf der starken Mauerarbeit eine Bekleidung von sehr hartem Kalk. Der Stil ist rein, und diese Monumente reichen ganz gewiß in eine große Kunstepoche hinauf. Übrigens ist von der Stadt nichts mehr vorhanden als Schutthaufen; alles ist unbewohnt.

Khalil versicherte uns, vor neun Jahren Ardschisch ganz von dem Wasser des Sees umgeben gesehen zu haben. Heute sieht man noch alte Wälle, die sich bis unter das Wasser erstrecken. Eine Brücke soll früher den See zwischen Ardschisch und Haidarbeg überspannt haben. Bei niedrigem Wasserstand kann man anscheinend noch die Pfeiler der Brücke unter dem Wasser sehen.

Wir erreichten Agantz bei einbrechender Nacht; kaum waren wir in unser Quartier eingekehrt, als ein armer, alter Kurde, ein bettelnder Musikant, uns besuchte. Er hatte einen sehr schönen, regelmäßigen Typus, schien vornehm und stolz zu sein. Nachdem er sich niedergekauert hatte, zog er eine Art Klarinette mit runder Mundöffnung heraus, steckte sie in eine Ecke seines Mundes und trug uns sein ganzes Repertoir nationaler Melodien vor. Es fehlte zwar die Abwechslung, doch wurde diese auch wiederum durch einen reizenden, eigentümlichen Charakter der Melodien ersetzt.

Kurdischer Schild mit Pulverhorn.

  1. Texier, der jene Gegend zu einer besseren Jahreszeit durchreist hat, sagt: „das ganze von uns durchreiste Terrain ist unangebaut, es ist gebildet von abgerundeten Kugeln, die sämtlich der Kreideformation angehören.“ Texier, Arménie II. 5.
  2. Texier giebt die Höhe Meriks auf 1712,7 Meter an. Der Durchschnitt unserer barometrischen Beobachtungen zeigt 1850 Meter Höhe. Texier verwechselt übrigens die Kirche von Merik mit dem Kloster des Berges Warak. (II. 5).
  3. Auf diesem Kirchhofe finden sich auch die Originale der beiden Grabkreuze, die in diesem Buche abgebildet sind.
  4. Erst später erfuhren wir, daß sie schon entdeckt war.
  5. Diese Zeichnung ist nach einer sehr unklaren Photographie angefertigt worden. Zu spät bemerkte ich, daß die Zurüstung der Mauern nicht gut wiedergegeben ist. Diese sind nicht aus verwitterten Steinen erbaut, sondern aus sorgfältig geglätteten Steinblöcken.
  6. So versicherte uns wenigstens unser armenischer Gastwirt.
  7. „Hermenia … is a great country … the nobelst of their cities is Arzinga (Erzingian) and Erzerum and Arzizi“ (Ardschisch) Marco Polo, by Col. Yule I. 45.
  8. Siehe Seite 203.