Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen/Die Missionen von Urmia. Die Umgebung der Stadt

Das Land von Urmia. Persien und die persische Regierung Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen
von Paul Müller-Simonis
Von Urmia nach Wan
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Zehntes Kapitel.
Die Missionen von Urmia. Die Umgebung der Stadt.
Die Christen des Landes. Die Armenier. Die Chaldäer; Nestorianer und ihr Ursprung. Rom und die Nestorianer. Gründung der amerikanischen presbyterianischen Mission. Herr Boré. Gebäulichkeiten der katholischen Mission. Ihre Drangsale. Herr Perkins und sein böser Einfluß. Angelegenheiten der Kirche in Ardischai. Vertreibung der katholischen Missionare. Herr de Sartiges; Mgr. Clusel und sein Ansehen. Gegenwärtiger Stand der katholischen Mission von Urmia und der amerikanischen Mission. Die Mission der englischen Episkopal-Kirche. Umgebung von Urmia. Der Bisau-Dagh und seine Traditionen. Die Kirchen und ihre niedrigen Thüren. Gie-Tape. Einige chaldäische Gebräuche. Schrecken vor den Fröschen. Die vagabundierenden, falschen Priester.

Urmia kann als der Mittelpunkt des katholischen Lebens in Persien betrachtet werden. weil hier die Lazaristen ihre bedeutendste Mission haben und auch der Apostolische Delegierte hier residiert.

Die Christen des Landes sind entweder Armenier oder Chaldäer. Die erstgenannten sind hier zu Hause, mögen sie auch in der Zahl den andern nachstehen. Die andern sind gleichsam nur verlorene Posten der chaldäischen Bevölkerung Mesopotamiens.

Diese, die schon zur Zeit der Eroberung des Landes durch die Mohammedaner Nestorianer waren, mußten sich schließlich aus den Ebenen zurückziehen, um so den Verfolgungen zu entgehen. Sie fanden eine sichere Zufluchtsstätte in den Bergen von Kurdistan. Hier war es ihnen, dank ihrer sehr hierarchischen Organisation und ihrer Anhänglichkeit an ihr religiöses Oberhaupt möglich, ihre Religion und ihre nationale Unabhängigkeit aufrecht zu erhalten. Ihr religiöses Oberhaupt, ihr Katholikos, wohnt in den unzugänglichen Klüften des Zab.

Ein Teil dieser nestorianischen Chaldäer überschritt die Grenzscheide der Gebirge und breitete sich auf der persischen Hochebene aus, namentlich in dem westlichen Teile von Aderbeidschan.

Von Rom aus hielt man immer ein Auge auf die Bevölkerung, die durch das nestorianische Schisma[1] sich von Rom getrennt hatte.

Während langer Zeit war die Vereinigung schier unmöglich. Wenn man eine solche bewerkstelligen wollte, war man wegen der hierarchischen Organisation dieser Völker in Rom an einen bestimmten Plan gebunden; man mußte zunächst einige Bruchstücke dieses Volkes zu gewinnen suchen, um auf diesem Wege zu den Häuptlingen desselben zu gelangen; dann mußte man diese zu vereinigen suchen, um so auf die Masse des Volkes einen Eindruck machen zu können.

Die Sorge, die Häuptlinge zu gewinnen, war es, die Rom veranlaßte, seine Thätigkeit in dem Becken des Tigris und des Zab, wo die Dominikaner schon länger als ein Jahrhundert wirkten, zu konzentrieren, Deshalb blieben auch die persischen Chaldäer für eine Zeitlang außerhalb der direkten Thätigkeit der Mission von Mosul; gewisse indirekte Anregungen kamen ihnen doch auch noch durch die Mission zu gute, wie die Rückkehr der Einwohner von Khosrawa zur katholischen Kirche gezeigt hat.

Und gerade diese Isolierung war es, die der American board of Commissioners for foreign missions[2] veranlaßten, eine presbyterianische Mission in Urmia zu gründen. Die ersten Missionare ließen sich daselbst im Jahre 1835 nieder.

Ungefähr in derselben Zeit kam ein Katholik dazu, der damals noch Laie war, Herr Boré, bei der Gelegenheit, als er im Auftrage der französischen Regierung eine wissenschaftliche Reise dorthin unternahm, aus eigenem Antriebe in mehreren Städten Persiens Privatschulen zu gründen.

Die Gründung der protestantischen Mission war für die Katholiken eine bedenkliche Thatsache. Schon in Hinsicht auf den Glauben konnten sie nicht mit Vergnügen zusehen, wie sich neben ihnen Missionare niederließen, die in ihrem Christentum immer mehr zu einer dogmatischen Anarchie neigten.

Auch hinsichtlich der bereits gewonnenen Stellung und der bereits durch die Thätigkeit der Missionare erschienenen Früchte bedeutete die Gründung dieser genannten Mission für die Katholiken eine Gefahr. Mit Rücksicht auf die eigentümliche Lebensweise der Nestorianer konnten die neuen Missionare nicht auf einen Bruchteil der Nation einwirken, ohne sich an die ganze Nation zu wenden, und ihre Thätigkeit selbst, wenn sie auch nicht von feindseligen Gesinnungen gegen die Katholiken getragen war, konnte nur diesen empfindlich schaden.

Es war deshalb unerläßlich, in Persien eine Mission zu gründen selbst auf die Gefahr hin, die Mission in Mesopotamien ihrem Schicksal überlassen zu müssen und die Existenz der katholischen Gemeinde in Salmas und einiger kleinerer Niederlassungen von Katholiken in der Umgegend von Urmia in Frage zu stellen.

Herr Boré, der schon in Urmia und Salmas Schulen gegründet hatte, beschäftigte sich mit dieser neuen Gründung. Dank seinen Bemühungen kamen 1840 die ersten Lazaristenmissionare an. Sie ließen sich in Urmia und 1841 in Tebris nieder und übernahmen später auch die Leitung der Schule, die Boré in Ispahan gegründet hatte.

Bald begannen auch für die Missionare Drangsale, die durch die schismatischen Armenier verursacht wurden, die an dem russischen Gesandten, dem Grafen von Medem, eine kräftige Stütze fanden.

Dieser benutzte seinen großen Einfluß, um die persische Regierung zu veranlassen, einen Firman zu erlassen, der jegliche Bekehrungsversuche untersagte. Jeder Fremde, der dabei betroffen wurde, hatte unnachsichtlich die Ausweisung aus dem Lande verwirkt; jeder Einheimische wurde mit körperlichen Züchtigungen und einer Geldbuße bestraft. Der Firman hatte sogar rückwirkende Kraft, wodurch einer der katholischen Missionare, Fournier mit Namen, des Landes verwiesen wurde.

Wiewohl der Firman in seinen Bestimmungen allgemein gehalten war, fand er doch nur Anwendung auf die katholischen Missionare. Die Amerikaner in Urmia wurden niemals davon betroffen und setzten ruhig ihre Bekehrungsversuche fort. Die Lazaristen – zwei Missionare und ein Laienbruder machten damals die ganze Mission aus – begaben sich indes mehr oder weniger offen wieder an ihr Werk. Ungeachtet ihrer kleinen Zahl und ihrer geringen Hilfsmittel kamen sie bald dazu, im Jahre 1843 eine ganz kleine Kirche zu bauen. In derselben Zeit vergrößerte und erweiterte sich auch ihr Einfluß ganz bedeutend.

Es ist möglich, daß die amerikanische Missionsgesellschaft anfänglich nur ihr Werk lediglich aus Bekehrungseifer gegründet hat, ohne eine feindselige Absicht gegen die Katholiken und ohne zu wissen, daß sie damit notwendigerweise in die Rechte der Katholiken eingriff, die mit ihrem Schweiße und selbst mit dem Blute ihrer Missionare das Land bereits gedüngt hatten.

Aber nachdem einmal die Mission gegründet war, mußte das Verhältnis durch die Lage der Dinge zwischen den Vertretern der beiden Konfessionen notwendigerweise ein gespanntes werden.

Um zu verhindern, daß aus den getrennten Brüdern feindliche Brüder würden, wäre von beiden Seiten eine mehr als außerordentliche Klugheit erforderlich gewesen. Leider zeigte aber der Gründer der amerikanischen Mission, der hochwürdige Perkins, von Anfang an eine grausame Feindseligkeit gegen die Katholiken. Die Feindseligkeit fand Nahrung an der tiefen Unwissenheit, die Perkins in allen Fragen, die die Katholiken betrafen, an den Tag legte, und schien bald eine seiner fixen Ideen zu werden.

Man muß bedauern, auf jedem Tritte dieses Mannes den Spuren seiner Abneigung gegen die Katholiken zu begegnen; um so mehr aber wird man erstaunen, wenn die Amerikaner noch den Mut haben, sich den Ruhm zuzuschreiben, immer gerecht und offen ihren Gegnern gegenüber gewesen zu sein.

Es liegt zwar nicht in unserer Absicht, die alten Geschichten wieder aufzuwärmen. Aber das Buch des Perkins[3] über die Mission in Persien ist zur Zeit viel gelesen worden. Um den Leser in den Stand zu setzen, sich über den kritischen Wert dieses Buches ein Urteil zu bilden, sollen einige Stellen aus dem Machwerke angeführt werden.

Für den hochwürdigen Perkins besteht zwischen dem Papst und dem Antichrist kein bemerkbarer Unterschied. Er wagt kaum von dem Papst zu sprechen, ohne sein Gewissen durch einige Stoßseufzer zu beruhigen, die so ziemlich denselben Inhalt haben, nämlich : „Thou enemy of all righteousness“ (Du Feind aller Gerechtigkeit).

Da Perkins in solchem Tone sich ergeht, ist es nicht zum Verwundern, daß er auch an der „jesuitischen Krankheit“ leidet. Diese „Söhne der Finsternis“ hatten niemals etwas mit den Nestorianern zu schaffen; aber Perkins leidet an der Sucht, auf jedem Schritt und Tritt Jesuiten zu wittern. Boré, der wie schon erwähnt worden ist, damals noch ein Laie war (er trat erst 1854 in den Lazaristenorden ein), ist für ihn ein Jesuit, ein „child of the devil“ (ein Kind des Teufels) (Seite 396).

Weiter erzählt er, wie Gesandte des Papstes – selbstverständlich sind es immer Jesuiten – Mar Schimun, dem nestorianischen Patriarchen, das Anerbieten gemacht haben, Nestorius heilig zu sprechen, – einen von der Kirche feierlich verworfenen Irrlehrer, – wenn der Patriarch die Oberherrschaft Roms anerkennen wollte.

Diese Stellen, die nicht einmal die schlimmsten sind, zeigen aufs deutlichste, zu welch traurigen und zugleich lächerlichen Verirrungen die Leidenschaft führt, namentlich wenn sie auf die Unwissenheit gepfropft ist wie bei Mr. Perkins.

Diese Stellen erlauben auch die Annahme, daß Perkins der erwähnten Verkündigung bezw. dem Erlasse des königlichen Firmans nicht fremd gegenüberstand, zumal er es anzulegen wußte, seine Mission sogar noch unter den Schutz der Maßregeln zu stellen, die der Firman enthielt. Hier kann man auch und ganz gewiß mit allem Rechte das Sprichwort anwenden: Is fecit cui prodest.

Unglücklicherweise ließ es Perkins bei diesem traurigem Kampfe nicht einmal bewenden. Er erhielt Kenntnis von der Wiedererbauung einer Kirche der Katholiken in Ardischai, und die Folge davon war, daß er dem Bischof des Ortes einen Prozeß aufhalste. Der Prozeß wurde zweimal zu Gunsten der Katholiken entschieden. Damit war Perkins aber nicht zufrieden, sondern ließ die Erkenntnisse aufheben und die Sache in Teheran anhängig machen. Er selbst begab sich dorthin und durch die Unterstützung des russischen Gesandten, eines geschworenen Feindes der Katholiken, brachte er es dahin, daß die Katholiken verurteilt wurden und ein Firman gegen sie erlassen wurde. Die Immobilien der Mission in Urmia wurden durch die Umsicht eines Katholiken von Tebris gerettet, der dieselben vor der Bekanntmachung des Firmans erwarb. Der eine der Missionare, Darnis mit Namen, wurde ausgetrieben. Dem andern, Clusel, gelang es, sich zu verbergen; durch die Unterstützung eines Missionars, der während des Prozesses angelangt war und deshalb keine Erwähnung in dem Firman gefunden hatte, konnte er noch, wenn auch mit tausend Schwierigkeiten, einigen Einfluß auf die Katholiken ausüben. Dieser Zustand der Ächtung dauerte bis zur Ankunft des Herrn von Sartiges, der im Auftrage der französischen Regierung eine diplomatische Mission nach Teheran unternahm. Dieser sorgte, daß den Missionaren keine weitere Beschränkungen auferlegt

Bischof Clusel.

wurden; aber die Kirche in Ardischai wurde den Katholiken erst im Jahre

1866, also zwanzig Jahre später zurückgegeben. Damit war auch die Zeit der größten Schwierigkeiten glücklich zu Ende.

Übrigens kann man die Amerikaner, wie geartet sie sonst auch immer sein mögen, für das Verfahren Perkins’ nicht verantworlich machen; auch scheint sich seine Anschauung nicht auf seine Nachfolger vererbt zu haben; aber Fälle solcher Art stempeln schließlich ein ganzes Unternehmen zu einem tendenziösen, und der Einfluß solcher Wandlungen läßt sich oft noch lange Zeit bemerken.

Wenn man solche Thatsachen weiß, macht es einen höchst komischen Eindruck, wenn man liest, wie Perkins die Rolle eines von Wölfen umgebenen Schafes spielt.

Was die von Perkins gegen Mgr. Clusel, damals noch einfacher Missionar und später Apostolischer Delegierter, erhobenen Beschuldigungen betrifft, so werden diese, nach dem was oben von dem Reverend erzählt worden ist, wohl samt und sonders hinfällig, so daß auch ein näheres Eingehen darauf nicht nötig erscheint. Im übrigen haben wir zur Rechtfertigung Clusels die Thatsache, und dabei muß noch betont werden, dies geschah in einer Stadt, die zu drei Vierteln von Mohammedanern bewohnt ist, und in einem Lande, wo das Christentum verachtet ist, daß Clusel es dahin brachte, daß er von allen geachtet ward; ja man erzeigte ihm wahrhaft fürstliche Ehren. wenn er Urmia verließ, schien das Ehrengeleite, dem sich anzuschließen die Mohammedaner für eine Ehre hielten, eines Fürsten würdig. Kehrte er zurück, so schickte ihm der Gouverneur eine oder zwei Meilen vor die Stadt eine Ehreneskorte entgegen. Bei seinem Tode überstiegen die Begräbnisfeierlichkeiten alles, was man bis dahin in dem Lande gesehen hatte.

Unter einer Regierung wie in Persien, wo die Beamten nur zu stehlen verstehen, kam es zuweilen vor, daß die Gouverneure von Clusel Geld liehen, wenn sie in Not waren, und wie man erzählt, erstatteten sie es auch wieder, was doch bei solchen Beamten viel bedeutet.

Für denjenigen, der die Verhältnisse des Orients kennt, genügt diese eine Thatsache, vorausgesetzt, daß sie wahr ist, als Prüfstein für den moralischen Einfluß, den Clusel erreicht hat.

Gegenwärtig ist die Mission von Urmia beträchtlicher und blühender; sie wird von fünf Missionaren und sieben Barmherzigen Schwestern geleitet.

Die Kirche ist, wenigstens für den Orient, ein bemerkenswerter Bau. Das Kollegium zählt hundert Schüler, wovon sich jedes Jahr zwölf auf den Eintritt in das Seminar in Khosrawa vorbereiten.

Die Mission unterhält ungefähr fünfzig Waisen und bringt auch noch die Unterhaltungskosten für fünfundvierzig Dorfschulen in der Ebene von Urmia auf. Die Schwestern haben eine Apotheke, eine Schule, eine Kleinkinder-Bewahranstalt und besuchen auch noch die Kranken in den Häusern.

Um die zwölf Europäer am Leben zu erhalten, ferner um die Lehrer von Urmia zu besolden, die Waisen zu erhalten, dazu noch fünfzig eingeborene Priester, um die Kosten für die Apotheke und fünfundvierzig Schulen außerhalb der Stadt aufzubringen, empfängt die Mission in Urmia von dem Verein zur Verbreitung des Glaubens jährlich 15500 Francs: Österreich liefert als Meßstipendien ungefähr dieselbe Summe, die hauptsächlich dazu bestimmt ist, den einheimischen Klerus zu unterhalten.

Khosrawa mit allen seinen Anstalten empfängt auch jährlich 15000 Francs. Diese Summen, zu denen ab und zu irgend ein freiwilliges Almosen eines hochherzigen Menschen kommt, sind im Vergleich zu den Summen, welche die amerikanische Mission verschlingt, unbedeutend zu nennen. Die Bankiers von Tebris bezahlen jährlich an diese Mission hunderttausend und, wie man uns erzählte, auch wohl 150000 Francs.

Ungeachtet dieser ungleichen Verteilung der Hilfsmittel, und obwohl die amerikanische Mission einen viel vornehmern Anstrich als die der Lazaristen hat und ihre Mittel größer sind, konnten die Amerikaner 1890 doch nur 2127 Kommunikanten aufweisen.

Die katholische Bevölkerung der Lazaristenmission in Urmia und Mosrawa beträgt 8974 Seelen. Diese Bevölkerung besteht zum großen Teile aus den zur katholischen Kirche zurückgekehrten Nestorianern. Die nestorianischen Priester sind im allgemeinen sehr unwissend und fallen, wenn sie sich bekehren, gewöhnlich der Mission zur Last, da sie zu einem ordentlichen Dienste unfähig sind.

Dank ihrer Isolierung und ihrer Hierarchie, und man möchte auch sagen, Dank ihrer Unwissenheit, die sie instinktiv und ohne Unterscheidung alles von ihren Vorfahren Überkommene festhalten ließ, haben sie ihren Glauben unversehrt erhalten bis auf die Punkte, die sie von der katholischen Kirche trennen. Ihre Unwissenheit ist staunenerregend.

Nicht ein einziger Nestorianer, selbst ihr Patriarch nicht, besaß im Jahre 1830 eine vollständige Bibel. Sie wären früher schon leicht zur katholischen Kirche zurückgekehrt, wenn die Frage um das erbliche Patriarchat nicht bestände, das Rom aber durchaus nicht zugestehen kann.

Heute wird, je weiter man geht, das Werk der Katholiken unter den Nestorianern immer schwieriger. Perkins’ Thätigkeit hat Spuren hinterlassen. Die von ihm bis zum Übermaß verbreiteten Verleumdungen haben viel Vorurteile und Haß erzeugt.

Zudem bietet das Vorhandensein der zwei Missionen, der katholischen und der protestantischen, eine schwierige Probe für die Charaktere. Außerdem, daß die amerikanische Mission in Betreff des Glaubens volle Freiheit läßt, ja sogar den Unglauben begünstigt, gewinnt sie auch die Nestorianer leichter dadurch, daß sie ihnen materielle Vorteile bietet und sie veranlaßt, ihre Lebensweise nach den erhofften Vorteilen einzurichten. Die darauf spekulieren brauchen an der Pforte der Lazaristen nicht anzuklopfen, bei denen überhaupt das Geld rar ist und Ausgaben nur für die wichtigsten Sachen gemacht werden können.

Trotzdem die Lazaristen ein armseliges leben führen, da sie kein Gehalt beziehen und ihre Einrichtungen so armselig sind, so haben doch die europäischen Traditionen eine Ordnung, eine Organisation, eine bis ins Kleinste gehende Sorge in der Mission eingeführt, die sie über alle andere Einrichtungen im Lande weit hervorhebt. Darin liegt aber auch zugleich eine unabwendbare Gefahr; nämlich die Gefahr der Eifersucht und auch die der Einbildung, daß hinter den Mauern der Mission große Reichtümer aufgespeichert liegen müssen.

Für die Lazaristen ist zwar jetzt die Gefahr auf das Minimum zurückgeführt.

Aber es liegt auch zugleich das Geheimnis darin, weshalb die amerikanische Mission so wenig Erfolge aufzuweisen hat. Ohne Zweifel liegt ein Hauptgrund in der dogmatischen Anarchie, die so viele Credos als Missionare hervorbringt; ein anderer Grund, der nicht viel weniger schwerwiegend ist, besteht in dem Mangel an jedem moralischen Einfluß. Die amerikanischen Missionare sind auf das herrlichste eingerichtet, haben Familien und beziehen ein Einkommen von 600 bis 800 Toman,[4] die bei der Geldkalamität in Persien einen entschieden höheren Wert haben; bei der Geburt eines jeden Kindes erhalten sie eine Prämie; sie bleiben eine Zeit lang in Persien und erhalten später in Amerika eine gute Stelle; in ihrem Benehmen ist durchaus nichts Geistliches zu erkennen. Alle diese Umstände tragen dazu bei, diesen Missionaren mehr das Ansehen menschenfreundlicher Arbeiter zu geben als das von Missionaren, die einem höheren Rufe folgen, der das Opfer der irdischen Zukunft und der Annehmlichkeiten des Lebens verlangt. Deshalb führt auch ihr Einfluß in religiöser Hinsicht, anstatt etwas Positives zu leisten, zu den traurigsten Ergebnissen; er erzeugt nach und nach Gleichgiltigkeit und Unglauben.

Ich will hierbei weder die gute Absicht der Missionare, noch ihr Verdienst oder ihre Hingebung verkennen; ich erwähne nur die Thatsachen, wie sie sich dem unbefangenen Beurteiler vorstellen.

In rein humaner Hinsicht hat die amerikanische Mission etwas sehr Gutes geleistet, und wenn sie es auch nur durch ihre Mäßigkeitsvereine fertig gebracht hat, nämlich die Verminderung der Trunksucht, dieses in dem Gebiete von Urmia so allgemein verbreiteten Lasters.

Heute sind die amtlichen und äußern Beziehungen zwischen den Missionen der Lazaristen und der Amerikaner ziemlich gut. Sie empfingen uns sehr liebenswürdig in ihrem schönen Gebäude. Bei genauer Prüfung merkt man aber trotzdem immer noch den Einfluß der Traditionen Perkins’.

Im einzelnen kann die von den Amerikanern angewandte Taktik, um die Nestorianer[5] zu gewinnen, nicht hier angeführt werden. Im allgemeinen aber verfahren sie so: Die religiösen Irrtümer der Nestorianer werden von den Amerikanern schlau benutzt, sie beginnen damit, daß sie sich als Geistesverwandte der Nestorianer aufspielen und die Reinheit ihrer Lehre bewundern, die gleich ihnen den Papst nicht anerkennen und der allerseligsten Jungfrau Maria gegenüber ähnliche Stellungen einnehmen. Nach und nach machen die Amerikaner dann einen Angriff auf den Aberglauben der Nestorianer, der übrigens sehr verbreitet unter diesen ist, und suchen so langsam ihre Religion an den Mann zu bringen.

Heute verfahren sie dabei mit einer gewissen Langsamkeit, denn die Eile, mit der sie anfänglich das Missionswerk betrieben, ist ihnen teuer zu stehen gekommen. Im Juni 1844 hatten sie in einer nestorianischen Synode den Bischöfen und Vornehmen den Vorschlag gemacht, ihr altes Gepäck einfach über Bord zu werfen und die reine und einfache Lehre des Presbyterianismus anzunehmen. Aber die Versammlung war noch nicht reif für einen solchen Entschluß Die Nestorianer quittierten diesen Vorschlag damit, daß sie die Versammlung im Zorne verließen, um sich auf die Schulen und Gebäude der amerikanischen Mission zu stürzen und diese zu plündern.[6]

In den letzten Jahren ist nun noch, um die Verwirrung auf das höchste zu steigern, eine englische Mission hinzugekommen. Da sie den Nestorianern eine hierarchisch eingerichtete Kirchenordnung bietet, hat sie viele Aussichten, unter den Nestorianern Anhänger zu gewinnen. In politischer Hinsicht hat sie ebenfalls manches erreicht. Bis dahin vertraten die Amerikaner die englischen Interessen in Urmia. Nachdem aber einmal echte Engländer daselbst wohnhaft waren, bekümmerte sich England nicht mehr um die Amerikaner, deren Glücksstern damit erlosch.

Indes ist diese Mission noch im Werden. Die Mitglieder derselben gehören zur englischen Hochkirche, to the very high church (zu der wahren Hochkirche). Es ist darum ungemein komisch, wenn man sieht, mit welchem Eifer sie irgend einen katholischen Gebrauch ergreifen und sich der römisch-katholischen Kirche anzubequemen suchen. Ob sie jemals dahin kommen werden, einzusehen, daß, wenn ihre Vorfahren diese ehrwürdigen Gebräuche nicht verlassen hätten, die diesen das Zeichen der römischen Suprematie waren, sie dieselben nicht wieder aufzunehmen brauchten, wodurch sie doch bei einigem Nachdenken zur Einheit mit Rom gelangen müssen? Für viele von ihnen darf man diese Hoffnung hegen; denn ihre liturgische Entwickelung ist meistens von gewissenhaften Studien begleitet.

Die Beziehungen zu den Lazaristen lassen an Herzlichkeit nichts zu wünschen übrig; auch uns empfingen die Engländer mit der größten Liebenswürdigkeit und bereiteten uns einen vergnügten Abend. Der russische Konsul ist, schon durch seine amtliche Stellung, ihr größter Feind.

Die Hochkirchler haben sich stets bemüht, den katholischen Glauben in keinem Punkte anzugreifen. Aus guter Quelle erfuhren wir, daß ihr Katechismus ein genauer Auszug eines unvollständigen katholischen Katechismus ist; sie haben ihn sogar dem Apostolischen Delegierten übersandt.

Was für eine Zukunft mag dieser Mission beschieden sein? Es ist sicher, daß sie bei ihrer täglichen Arbeit mehr oder weniger bedeutend in Wettbewerb mit der katholischen tritt. Sie hat aber wenigstens den Vorteil, den Nestorianern ein Christentum zu vermitteln, das bei all seinen Mängeln doch noch solid ist.[7]

Nachdem wir die Missionen besucht hatten, blieb uns noch übrig, unsere Kenntnis des Landes zu vervollkommnen; bei unserer knapp bemessenen Zeit war das Einfachste, einen Ausflug zu veranstalten, der uns einen Blick über das gesamte Gebiet von Urmia gestattete. Als Ziel dieses Ausfluges kam naturgemäß der Bisau-Dagh (Kalbsberg) zunächst in Betracht.

28. September.

Etwas nach sieben Uhr des Morgens brachen wir auf. Der genannte Berg oder um der Wahrheit die Ehre zu geben, dieser felsige Hügel, erhebt sich isoliert am Rand der Ebene, an dem Ufer des Sees, den er um ungefähr hundert Meter überragt.

Von Urmia aus ist zu Pferde in ungefähr zwei Stunden ein kesselförmiges Thal, von Felsen eingeschlossen, zu erreichen, das ungefähr im halben Abhang des Berges liegt. Dort entspringt eine kleine Quelle, die von einem Busch wirklicher Bäume beschattet wird, die freilich hier von Gottes Gnaden wachsen, nicht durch die Fürsorge der Menschen. Man muß in jenen Ländern gewesen sein, um die Poesie eines ästigen Baumes und den Zauber eines grünen Domes überhaupt verstehen zu lernen.

Während wir die Sache betrachteten, langte eine stattliche Schar Reiter an. Es war der Paraschbachi, der erste Diener oder Hausmeister des Gouverneurs. Dieser ist eine wichtige Persönlichkeit, weshalb ungefähr zwanzig Reiter ihn begleiteten. Der Paraschbachi machte eine Vergnügungs-Pilgerreise zu einem noch höher gelegenen Felsen, der das rechte Ufer des Baches beherrscht.

Dieser Felsen ist heilig, denn Ali ließ daselbst den Eindruck seiner Hand zurück. Deshalb kommen die Schiiten häufig hierher, um diesen heiligen Ort zu verehren. Auch behauptet man, daß sich mehrere legenden von Zend-Avesta an diesen Berg knüpfen.

Wir unterließen den Besuch des heiligen Ortes, um den Gipfel des Bisau-Dagh zu ersteigen, was nicht ohne Schwierigkeiten geschah.

Die Aussicht daselbst ist wunderbar schön. Von einer Seite scheint die Sonne auf die metallisch-glänzende Oberfläche des Wassers; von der andern Seite macht die Ebene von Urmia den Eindruck eines orientalischen Teppiches, wo die Oase von Bäumen, die Weinstöcke, die bebauten und die brachliegenden Felder und die Sandhaufen Zeichnungen bilden, deren Töne in einer merkwürdigen Harmonie mit einander stehen. Dazu kommen noch die im Westen die Ebene abschließenden Berge von Kurdistan mit ihren scharfen Einschnitten und bläulichen Reflexen.

Von der Höhe des Berges war es uns möglich, verschiedene Irrtümer in der Kiepertschen Karte bemerken zu können.

Zurückgekehrt zur Quelle, fanden wir die muselmännische Gesellschaft im Begriff zu speisen. In liebenswürdiger Weise boten sie uns von ihrem Thee an, wodurch eine längere Unterhaltung hervorgerufen wurde. Unsere Instrumente, (Barometer Fernrohre etc.) reizten die Neugierde sehr und waren oft der Gegenstand sehr bizarrer Bemerkungen.

Anstatt auf geradem Wege nach Urmia zurückzukehren, machten wir einen längern Umweg, um eine alte Kirche zu besichtigen, die den Namen der Apostelfürsten Petrus und Paulus trägt, die aber im Grunde genommen nichts Interessantes bot.

Alle Kirchen des Landes sind arm. und man muß schon zufrieden sein, wenn sie nur einigermaßen reinlich gehalten sind.

Christliche Frauen aus Urmia im Innern des Hauses.

Alle haben eine erstaunlich niedrige Eingangsthüre, durch die jedesmal nur eine Person eintreten kann, wobei sie gezwungen ist, sich durch tiefes Bücken gleichsam in zwei Teile zu zerlegen. Diesen Gebrauch legt man als Zeichen der Demut aus, die jeden Christen auszeichnen soll, und als eine materielle Übersetzung der Worte des Heilandes: „Gehet ein durch die enge Pforte!“ Diese Erklärung ist einigermaßen annehmbar. Aber ich muß gestehen, daß mir eine andere Erklärung glaubwürdiger erscheint. In jenen Dörfern sind nämlich die Kirchen die einzigen Gebäude, die solid errichtet sind. Das Dach kann leicht als ein verschanztes Kampfterrain dienen; die Frauen und Kinder können in dem Innern der Kirche eine Zuflucht finden, und da die Thüre so schmal und niedrig ist, kann sie leicht mit Hilfe von wenigen Sachen verbarrikadiert werden. In solchen Ländern, die stets den Einfällen räuberischer Horden ausgesetzt sind, ist diese Operation oft genug angewandt worden. Dieser Thatsache schreibe ich für meinen Teil die Errichtung der niedrigen und engen Thüren zu, mehr als den oben erwähnten Gründen.

Wir machten noch einen kleinen Ausflug zu dem Dorf Giey-tape, um nach Inschriften zu suchen, die wir aber nicht entdecken konnten.

Ehe wir von Urmia Abschied nehmen, will ich noch einige Gebräuche anführen, die mir besonders aufgefallen sind.

Bei den Chaldäern bleibt eine junge Frau in den ersten zwei oder drei Jahren der Ehe verschleiert. Während vier oder fünf Jahren spricht sie nicht mit ihrer Schwiegermutter als durch Zeichen oder durch die Vermittlung der Kinder. Niemals aber spricht sie mit ihrem Schwiegervater, wenn dieser es ihr nicht befiehlt; es giebt ganz greise Frauen, die niemals in ihrem Leben mit ihrem Schwiegervater gesprochen haben. Außer zu diesen zwei Personen spricht die junge Frau nur zu den Kindern der Familie und sonst zu keinem Menschen. Diese Gebräuche, die auffallend erscheinen, sollen in Nachstehendem etwas gerechtfertigt werden.

Die jungen Mädchen werden nämlich gewöhnlich im Alter von zwölf Jahren verheiratet. Die Missionäre kämpfen mit aller Macht gegen diesen Gebrauch, der aus mehreren Gründen für das Volk nachteilig wirken muß.

Die Einwohner Urmias haben einen abergläubigen Schrecken vor froschartigen Tieren und geben den Katholiken den Spitznamen „Froschesser“, weil diese den Widerwillen der andern gegen die Frösche nicht teilen, sondern weil sogar einige nach dem Beispiel der Missionare diese Tiere teilweise essen. Sollte hier nicht ein Rest des altpersischen Glaubens zu finden sein, der die Frösche als unreine Tiere betrachtet, die vertilgt werden müssen?

Die Christen essen durchschnittlich mehr Fleisch als die mohammedanischen Perser. Indes halten sie ihre Fasttage mit der größten Strenge. Eier, Fleisch, Butter und Milch sind an diesen Tagen untersagt, und die Nahrung besteht nur aus Brot, Bohnen, andern Hülsenfrüchten und Baumfrüchten. Jedoch ist das Fasten mehr eine strenge Abstinenz, denn die bezüglichen Bestimmungen über die Zeit des Essens und die Menge der Speisen sind durchaus nicht so streng, wie man wohl anzunehmen geneigt ist.

Es fehlt nicht an gewissen Bestimmungen betreffs des Fastens, an denen die Nestorianer sehr streng festhalten. Ein Missionar fragte einen nestorianischen Priester, warum seine Glaubensgenossen sich nicht mit den Chaldäern zu einer und derselben Kirche vereinigten, und war nicht wenig erstaunt, als er zur Antwort bekam: „Ihr seid andere Katholiken, ihr raucht an den Fasttagen, was eine schwere Sünde ist.“

Die Chaldäer, besonders die Nestorianer, treiben im großen ein einfaches Geschäft, das wenig ehrlich, aber, wie es scheint, um so einträglicher ist, und dessen Bekämpfung den Missionaren bis zur Stunde große Mühe macht. Durch die Leichtigkeit, mit welcher nestorianische Bischöfe Zeugnisse ausstellen, veranlaßt, durchzieht ein großer Teil ihrer Gläubigen unter der Verkleidung als Bettelpriester das russische Gebiet. In Deutschland wurden 1894 noch einige solcher Bettelpriester wegen Bettelei verhaftet. Die russischen Bauern, die einfache und naive Leute sind, lassen sich von den Nestorianern betrügen. Auch werden diese falschen Priester zuweilen zu Kranken gerufen. Ein solcher, der das Gewerbe nicht mehr betrieb, erzählte mir mit einem gewissen Stolz, wie er einst in einem solchen Falle, wiewohl er nicht lesen konnte, bedächtig irgend ein Buch öffnete und etwas murmelte, zwar kein Gebet, wohl aber Beschimpfungen, die dem angeführten Kranken galten. Das Geschäft ist sehr einträglich; man erzählt sogar von einem nestorianischen Bischof, daß er im Verein mit seinen Gaunern eine wirkliche Kommanditgesellschaft gegründet hat, wobei er nach dem Verhältnis seines Amtes und der durch die Zeugnisse bekundeten kirchlichen Würden an dem Gewinn teilnahm.

In ihrer Gesamtheit sind die Chaldäer meist vagabundierende Leute. Geht es ihnen in ihrem Lande nicht besonders, so versuchen sie ihr Glück auswärts. Von einer solchen Reise kehren sie gewöhnlich ganz verkommen zurück; ihr Verdienst hat ihnen nichts genützt, denn sie beeilen sich meist, ihn rasch zu vergeuden.

Als Ausnahme führt man den Stamm der Tiari an, die in den Bergen wohnen und seßhaft sind. Sie genießen durch ihre peinliche Ehrlichkeit und die Reinheit ihrer Sitten großes Ansehen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Wohnnng
  1. Bekanntlich drehte sich die Grundlehre des Nestorius um das Geheimnis der Menschwerdung; er lehrte, in Christo seien zwei Personen, leugnete also die hypostatische Union der menschlichen Natur mit der göttlichen zu einer göttlichen Person. Nach seiner Lehre sei Christus nur Mensch, in dem der Sohn Gottes seine Wohnung[WS 1] aufgeschlagen hat. Nach dieser Irrlehre dürfte man also nicht mehr sagen, daß Gott für uns gestorben sei, daß Maria die Mutter Gottes sei etc. Diese Irrlehre wurde auf dem Konzil zu Ephefus 431 verworfen.
  2. Gesellschaft für fremde Missionen.
  3. A Residence of eight years in Persia among the Nestorian christians.
  4. Ein Toman ist zehn Kran = 6,20 M.
  5. „Wir legen es nicht darauf an, die bestehende Kirchenverfassung der Nestorianer umzustoßen oder irgend andere Neuerungen bei ihnen einzuführen, außer denen, welche unfehlbar aus allgemeiner Bildung und fleißigem Bibellesen hervorgehen.“ (Z. D. M. G. 847. – Brief des D. T. Stodoard an den Professor Bernstein.) Diese „Kirchenverfassung“ der Nestorianer ist aber doch bei weitem noch keine presbyterianische.
  6. Hierbei muß man bemerken, daß zu dieser Zeit die katholische Mission aufgelöst war und die Missionare in der Verbannung lebten. Deshalb hatte Perkins auch unrecht, wenn er diese für den erwähnten Aufruhr und die Zerstörungen verantwortlich machte. Von da an geht man seitens der Amerikaner langsamer und vorsichtiger zu Werke.
  7. Nach unserer Abreise haben die Engländer unklugerweise bei den Nestorianern den englischen Einfluß zu sehr in den Vordergrund gedrängt und Versprechungen der Unabhängigkeit durchblicken lassen, worauf ihnen seitens der Türken, wahrscheinlich durch russischen Einfluß, der Aufenthalt untersagt worden ist. – Die Mission zu Urmia haben sie durch die Gründung eines Hauses der Schwestern von Bethanien ergänzt, eine genaue Nachahmung der katholischen Einrichtungen.