Textdaten
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Autor: Johann Karl Wilhelm Geisheim
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Titel: Um ’n Kreuzer Nichts
Untertitel:
aus: Gedichte, Zweites Bändchen,
S. 333–336
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1839
Verlag: Josef Max und Komp.
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Erscheinungsort: Breslau
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons, Google
Kurzbeschreibung:
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[333]
Um ’n Kreuzer Nichts.

     (Nihilum album.)

Meister Knieriem hatte nächten,
Als die Schuster weidlich zechten,
Allzutief geguckt in’s Glas.
Und die Augen, dick geschwollen,

5
Hatten’s Pech nicht finden wollen,

Da er auf dem Schemmel saß.

Und umsonst war alles Reiben.
Teufel, das kann nicht so bleiben!
Heute just brauch’ ich des Lichts.

10
Junge! rief er; Schlingel, laufe

In die Apothek’, und kaufe
Flugs mir um ’n Kreuzer Nichts.

Und es war mit einem Sprunge
Draußen schon der Schusterjunge,

15
Als er nur vom Laufen hört.

Fern schon ihn der Meister dachte,
Als er plötzlich, aber sachte
Bis zur Thüre wiederkehrt.

Meister, was? – was sollt’ ich holen? –

20
Soll ich dir das Fell versohlen?

Tauber Hund und Taugenichts!

[334]
So bedienst du deinen Meister?

Holen sollst du Augenkleister,
Tölpel, um ’n Kreuzer Nichts!

25
Um ’n Kreuzer Nichts! ging brummend,

Um ’n Kreuzer Nichts! flog summend
Er wie eine Bremse fort.
Doch bald leget sich die Eile,
Und er kommet mittlerweile

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An des Flusses stillen Ort.


Junggesellen, voll Verlangen,
Wollten allda Fische fangen,
Konnten keine Gräte fahn.
Um ’n Kreuzer Nichts! indessen

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Grunzt er, um’s nicht zu vergessen,

Und sieht’s Angeln sich mit an.

Tagedieb, geh deiner Wege!
Schallt es, und es knallen Schläge
Auf den Buckel kreuz und queer.

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Rede künftig, wenn wir fragen. –

Je, was soll ich denn nu sagen? –
Sage: morgen fangt ihr mehr!

Morgen fangt ihr mehr! so geht er
Lallend weiter; doch bald steht er

45
In des Galgens Nähe still.

Einen Sünder bringt man eben,
Den zum Tode von dem Leben
Man geschwind befördern will.

[335]
Morgen fangt ihr mehr! so brummet
50
Unser Bursche; doch verstummet

Ihn ein Schlag in das Genick.
Hier bist du der Narrheit ledig;
Gott sei diesem Sünder gnädig:
Also sprich! du Galgenstrick.

55
Gott sei diesem Sünder gnädig!

Flutscht er, gern der Prügel ledig,
Und bleibt da, so lang’ es währt.
Weiter ziehend eine Strecke,
An der Galgenwiesenecke,

60
Siehet er ein todtes Pferd.


Gott sei diesem Sünder gnädig!
Dummer Junge, untersteh dich!
Rupft ein altes Weib ihn hier.
Solche Gotteslästerungen!

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Die verwünschten Schusterjungen.

Gleich sprich: Pfui, du garstig Thier!

Pfui, du garstig Thier! nun schreit er,
Geht, es wiederholend, weiter
Einem Liebespärchen nach;

70
Und in süßen Schmeichelreden

Zu der scheinbar schönen Spröden
Das verliebte Herrchen sprach.

Pfui, du garstig Thier! begleitet
Er, der hinter ihnen schreitet,

75
Jede seiner Schmeichelei’n.
[336]
Anfangs horchend, drehet plötzlich

Sich das Herrchen, und entsetzlich
Haut er auf den Gimpel ein.

Schuft! was wagst du hier zu brummen?

80
Willst du, Höllenbrand, verstummen,

Oder ich zermalme dich!
Dieser wischt die blut’ge Nase,
Klaubt den Kreuzer aus dem Grase,
Sieht ihn an und wundert sich.

85
Mag der Geier wissen können,

Schluchzt er unter lautem Flennen,
Was ich gar noch sagen soll. –
Nichts du sagen sollst. – Ja, richtig!
Um ’n Kreuzer Nichts! und flüchtig

90
Trabt er vorwärts freudenvoll.


Läuft und kauft den Augenkleister,
Und kommt endlich heim zum Meister,
Der, den Riemen schwingend schon,
Gleich dem Donner, kommt entgegen,

95
Und mit ungezählten Schlägen

Ihm bezahlt den Botenlohn.