Ueber Heilung der Lungenschwindsucht

Textdaten
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Titel: Ueber Heilung der Lungenschwindsucht
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aus: Die Gartenlaube, Heft 17, S. 288
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[288] Ueber Heilung der Lungenschwindsucht. Wer kennt nicht, wenigstens dem Namen nach, die schlesische Heilanstalt Görbersdorf? Romantisch in den Waldenburger Bergen nicht weit von der böhmischen Grenze gelegen, hat dieser Kurpalast, wie man die großartige Anstalt des Dr. Brehmer nennen könnte, bereits Tausende von Lungenkranken beherbergt, einer sehr großen Zahl vollständige Heilung oder doch wesentliche Linderung verschafft. Davos in Graubünden, Falkenstein im Taunus und andere ähnliche Kuranstalten sind in so fern als Filialen von Görbersdorf zu betrachten, als sie von Assistenzärzten Brehmer’s gegründet wurden, welche, wenn auch mit einzelnen Abweichungen, doch im Ganzen auf Grundlage seiner wissenschaftlichen Lehre ihre Heilmethode aufbauten. Es gab eine Zeit, wo Dr. Brehmer als Charlatan verschrieen wurde, weil er die Heilbarkeit der Lungenschwindsucht verkündete, während diese damals so verketzerte Ansicht jetzt von allen Kathedern gelehrt wird. Von den deutschen Aerzten hat Brehmer die größte klinische Erfahrung und Praxis auf dem Gebiete dieser Krankheit, wo sein Wirken geradezu als ein bahnbrechendes bezeichnet werden kann; er hat mehr als 13 000 Lungenkranke untersucht und behandelt, und während in den städtischen und Universitätskliniken meist nur Patienten aufgenommen werden, bei denen der Krankheitsproceß bereits ein sehr fortgeschrittener ist, hat er bei vielen Tausenden die Krankheit von ihren ersten Stadien an beobachten können und ebenso den Heilproceß, dem ja bei frühzeitiger Behandlung ein günstiges Prognostikon zu stellen ist.

Man durfte gespannt sein, wie sich dieser hervorragende deutsche Lungenarzt zu der neuen überaus wichtigen Entdeckung des Dr. Koch, dem Tuberkelbacillus, stellen würde. Darüber giebt er Auskunft in seiner Schrift „Die Therapie der chronischen Lungenschwindsucht“ (Wiesbaden, Bergmann). Er erkennt den außerordentlichen Werth dieser Entdeckung vollständig an, was das Bestehen der Schwindsucht betrifft; er entläßt keinen als geheilt aus seiner Anstalt, dessen Auswurf nicht gänzlich frei von Bacillen ist; aber für das Entstehen der Lungenschwindsucht durch den Bacillus schränkt er die Bedeutung desselben wesentlich ein: er übt eine scharfe Kritik an den bisher hierüber aufgestellten Theorien und kritisirt eben so scharf die Heilmethoden der neuesten Aerzte, welche die Schwindsucht als eine Infektionskrankheit behandeln. Er stellt ihnen seine auf der klinischen Erfahrung ruhenden Anschauungen gegenüber und verlangt für die Heilung eine geschlossene Kuranstalt unter fortwährender Beaufsichtigung des leitenden Arztes mit über Berg und Thal ausgedehnten Anlagen für die Kurpromenaden und die Lungengymnastik, einen „immunen“ Höhenkurort, eine fettreiche Diät, Weine, besonders Ungarweine; außerdem giebt er Vorschriften für die einzelnen Symptome, Husten, Fieber u. a.

Da Lungenleiden so weit verbreitet sind, wird die hervorragende Schrift eines Fachmannes gewiß die größte Aufmerksamkeit erregen; sie wird auch dazu beitragen, die Gespensterfurcht vor dem allgegenwärtigen Bacillus wesentlich einzuschränken. Brehmer ist ein scharfsinniger Kopf, schlagfertig, gewandt und wissenschaftlich durchgebildet, und da er selbst aus fester Ueberzeugung heraus die Grundsätze seiner durch lange Jahrzehnte hindurch bewährten Praxis verkündet, so weiß er auch die Leser zu überzeugen.