Trauriges Resultat einer vernachläßigten Erziehung
Ach, wie oft kommt uns zu Ohren,
Daß ein Mensch was Böses that,
Was man sehr begreiflich findet,
Wenn man etwas Bildung hat.
In der Zeitung früh bis spät;
Aber was will dies bedeuten,
Wenn man nicht zur Kirche geht?
Denn man braucht nur zu bemerken,
Oft sein eig’nes Kind erziehet,
Ach, das ist ja schauderbar!
Ja, zum In’stheatergehen,
Ja, zu so was hat man Zeit,
Aber wo ist Frömmigkeit?
Zum Exempel, die Familie,
Die sich Johann Kolbe schrieb,
Hatt’ es selbst sich zuzuschreiben,
Einen Fritz von sieben Jahren
Hatten diese Leute blos,
Außerdem, obschon vermögend,
Waren sie ganz kinderlos.
Fritz wird gut erzogen sein,
Weil ein Privatier sein Vater;
Doch da tönt es leider: Nein!
Alles konnte Fritzchen kriegen,
Aepfel-, Birnen-, Zwetschkenkuchen,
Aber niemals guten Rath.
Das bewies der Schneider Böckel,
Wohnhaft Nr. 5 am Eck;
Gleich schrie Fritzchen: meck, meck, meck!
Oftmals, weil ihn dieses kränkte,
Kam er und beklagte sich,
Aber Fritzchens Vater sagte:
Wozu aber soll das führen,
Ganz besonders in der Stadt,
Wenn ein Kind von seinen Eltern
Weiter nichts gelernet hat?
Fast verging ein ganzes Jahr,
Bis der Zorn in diesem Schneider
Eine schwarze That gebar.
Unter Vorwand eines Kuchens
Und mit einer großen Scheere
Bläst er ihm das Leben aus.
Kaum hat Böckel dies verbrochen,
Als es ihn auch schon schenirt,
Welche grün und blau karrirt.
Fritzchen wirft er schnell in’s Wasser,
Daß es einen Plumpser thut,
Kehrt beruhigt dann nach Hause,
Ja, es setzte dieser Schneider
An die Arbeit sich sogar,
Welche eines Tandlers Hose
Und auch sehr zerrissen war.
Weil er denkt: dich krieg’ ich schon!
Aber ach! ihr armen Eltern,
Wo ist Fritzchen, euer Sohn?
In der Küche steht die Mutter,
Und sie macht sich große Sorge:
Wo nur Fritzchen heute bleibt?
Als sie nun den Fisch aufschneidet,
Da war Fritz in dessen Bauch. –
Fritzchen war ihr letzter Hauch.
Wie erschrack der arme Vater,
Der g’rad’ eine Priese nahm;
Heftig fängt er an zu niesen,
Ach, wie bald ist das gescheh’n!
Ach! und Fritzchens alte Tante
Muß auch g’rad’ vorüber geh’n.
Knacks! da haben wir es schon!
Beiden theuren Anverwandten
Ist die Seele sanft entfloh’n.
D’rob erstaunten viele Leute
Doch den wahren Grund der Sache
Fand die wack’re Polizei.
Nämlich Eins war gleich verdächtig:
Fritz hat keine Kleider an!
Wenn es dieser Fisch gethan?
Lange fand man keinen Thäter,
Bis man einen Tandler fing,
Der, es war ganz kurz nach Ostern,
Ein Gensdarm, der auf der Lauer,
Hatte nämlich gleich verspürt,
Daß die Hose dieses Tandlers
Hinten grün und blau karrirt.
Bei den Leuten in der Stadt,
Daß ’ne schwarze Tandlerseele
Dieses Kind geschlachtet hat.
Hochentzücket führt den Tandler
Zwar er will noch immer mucksen,
Aber Wupp! da hängt er schon. –
Nun wird Mancher hier wohl fragen:
Wo bleibt die Gerechtigkeit?
Thut bis jetzt man nichts zu leid.
Aber in der Westentasche
Des verstorb’nen Tandlers fand
Man die Quittung seiner Hose
Als man diese durchgelesen,
Schöpfte man sogleich Verdacht
Und man sprach zu den Gensdarmen:
Kinder, habt auf Böckel acht!
Plötzlich fällt er um vor Schreck,
Denn ganz dicht an seinem Rücken
Schreit man plötzlich: Meck, meck, meck!
Dies geschah von einer Ziege;
Daß sein schuldiges Gewissen
Ihn damit zu Boden schlug.
Ein Gensdarm, der dies verspürte,
Kam aus dem Versteck herfür,
Sprach er: Böckel, geh’ mit mir!
Kaum noch zählt man 14 Tage,
Als man schon das Urtheil spricht:
Böckel sei auf’s Rad zu flechten.
Ach! die große Schneiderscheere
Ließ man leider ihm, und Schnapp!
Schnitt er sich mit eig’nen Händen
Seinen Lebensfaden ab.
Schließlich kriegt man seinen Lohn.
Darum, o ihr lieben Eltern,
Gebt doch Acht auf Euern Sohn.