Textdaten
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Autor: –th.
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Titel: Traumverloren
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aus: Die Gartenlaube, Heft 21, S. 341, 352
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1885
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[341]

Traumverloren.
Nach dem Oelgemälde von N. Sichel.

[352] Traumverloren. (Mit Illustration S. 341.) Was heißt träumen? Ein unlösliches Räthsel ist der Traum im Schlaf, eine geheimnißvolle Erscheinung, in welcher die große Menge seit jeher Aeußerungen übernatürlicher Mächte wahrzunehmen glaubte. Wie oft soll schon der Traum den Augen der Sterblichen den dunkeln Schoß der Zukunft enthüllt haben! Im alten Griechenland gingen Kranke in den Tempel des Asklepios, um dort während des Schlafes durch einen von der Gottheit eingegebenen Traum ein Mittel gegen ihre Krankheit geoffenbart zu erhalten, und es giebt auch moderne Philosophen, welche empfehlen, die vergänglichen Traumbilder als Mittel zum Erkennen verborgener oder beginnender Krankheiten zu verwerthen. Aber trotz alledem kann man bekanntlich auf Träume nicht bauen, sie täuschen und narren uns.

Dasselbe, was man den unzuverlässigen Kindern des Morpheus nachsagen muß, gilt auch von den Träumen, in die bei offenen Augen das „süße Nichtsthun“ und der „holde Müßiggang“ uns so leicht einwiegen. Träumen, anstatt zu denken und zu schaffen, heißt dem Herrgott den Tag stehlen, und das ist allemal gefährlich, selbst wenn man eine Schönheit ist, wie die Traumverlorne auf unserm Bilde.

Ein Sehnen nach Glanz und Glück und Liebe ist ja meist der Inhalt solcher Träume, und die Erfüllung aller Herzenswünsche, die sich im Leben vielleicht nie verwirklichen, vollzieht sich im Traum so leicht! Daß aber jedem Traume zunächst ein Erwachen folgt – hat es nicht schon Jeder an sich selbst erfahren? – th.