Traum eines modernen Lyrikers
Heute Nacht in meinem Zimmer
Gab es einen heft’gen Streit.
Bei der Lampe mattem Schimmer
Sah ich zu geraume Zeit.
Da ich sanft geschlafen schon,
Nahm’ ich wahr im Bücherschranke
Eine große Rebellion.
Platen schrie: „Nur ich bin Meister!“
Geibel sprach: „Ihr guten Geister!“
Schiller bat sich Ruhe aus.
Wüthend tobte der Brentano,
Arnim, Schlegel riefen: „Nein“;
Und selbst Klopstock schlug mit d’rein.
„Singe, wem Gesang gegeben“,
Mahnte Ludwig Uhland zart,
„Laßt den armen Teufel leben!“
Schulze flüchtet’ seine Rose,
Otto Roquette stürmt’ empor,
Heyse flüstert Julius Grosse
Einen reinen Reim in’s Ohr.
Achtundvierzig Bände breit,
„Mancher Schund ward schon geschrieben
Auch in unsrer großen Zeit.“
Plötzlich, wie ein Schuß vom Rohre
Und die drinnen schrie’n im Chore:
„Der ist draußen, Gott sei Dank!“
Als ich nachsah mit dem Lichte,
Wem man so die Thüre wies,
Den – ich selber drucken ließ.