Totenklage auf Engelhart von Hirschhorn

Textdaten
Autor: Unbekannt
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Titel: Totenklage auf Engelhart von Hirschhorn
Untertitel:
aus: Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Cod. Donaueschingen 112, Bl. 170v-172r (Mitte 15. Jahrhundert, nach 1420/21)
Herausgeber: Theodor Nolte
Auflage:
Entstehungsdatum: Wohl 14. Jahrhundert
Erscheinungsdatum: 1983
Verlag: Peter Lang
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Erscheinungsort: Frankfurt am Main und Bern
Übersetzer:
Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Theodor Nolte, Lauda post mortem. Die deutschen und niederländischen Ehrenreden des Mittelalters, Frankfurt a. M./Bern 1983, S. 188-191 Scans auf Commons
Kurzbeschreibung: Ehrenrede auf Engelhard I. von Hirschhorn († 1361)
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[188]
Von her Engelhart


1
Ey got durch dein erbermde starck,

Denck, das dein gotheit sich verbarck
Vnter der reynen megde brust,
Vnd daz des Creutzes dich sust

5
Drückt durch die sünde mein.

Dein zarte glider große pein

[189]
Auch dulten mit dem denen.

Maria geweer vns senen
Durch deines kindes bluotes guß

10
Vnd durch deiner zarten awgen fluß,

Der du teet bey creutzes ast,
Vnd durch das wee, daz dir auch brast

171a
Durch brust all in dein hertze,

Durch symeones schmertze,

15
Durch nagel tzancken vnd kronen stich

Laß nu trawt fraw erbarmen dich
Engelharten den ellenden
Vom hirßhorn, der on schenden
Lebt hye in eren preis,

20
Der seldenreich vnd weys

Was rechter ritterschefft ein kern.
Recht als die affen vor dem bern
Vnd vor dem hecht die vyschelein
Sich schmücken, suß kond er auch pein

25
Seinen veinden bringen.

Am ringen, plechen, twingen
Sein hant tet fewr tympfen groß,
Als do durch einen kalk ein floß
Geet vnd in tuot tympfen,

30
Sußt kond er freyschlich schympfen,

Wo die banyr sich wurren
Vnd von gedrenge kurren.
Die ors do sah man hürtiklich
Verwerren vnd verflechten sich

35
Yn mit pönderlicher tat.
[190]
Seinem edeln hertzen mat
171b
Wart nye von vyendes schaoch.

Von Basel bis gen Aoch
Lebt nicht sein geleich.

40
Ah hye wye hürtikleich

Hieng im an der brust sein schilt.
Zuo krieges ernst in nit befilt
Kost vnd menlicher tat,
Als er vil offt beweyset haot

45
Herren vnd armen lewten.

Frewnt frewntlich trewtten,
Ser vast die vyende schedigen, –
Sein lob das wil ich predigen.
Er was aplt warhafft vnde weis,

50
Sein milt ich also wol beweis:

Handelung vnd guoter tyere
Vnd eytel kluog manyere
Sah man in dem hawse sein.
Marat, mursel vnd den wein

55
Gab er zu allen stunden

Unkunden vnd den kunden.
Waorhafft was er sicherlich.
Sein nachgebawr dye rumen sich,
Das sein wort was recht sam ein eyt.

60
[191]
Mir muoß ymmer wesen leyt,
172a
Das der tôt sein hertze brach,

Des wil ich tragen we vnd ach.
Er was auch weise für wâr,
Wann in der fürsten ôr

65
Sein weise zung macht süßen sank.

Sein stete weisheit vil erklank
An hoher fürsten rate.
Sein weise tzüge matte
Tetten der valscheit Angel.

70
Sein leben das hett mangel

Gar der pösen tette.
Got sey dein geleite,
Du vil getrewer Engelhart.
Deiner eren zirckel nye keyn schart

75
Enpfienge noch zerbrach entzwey,

Ey klymmender lew von Altzey.

Anmerkungen (Wikisource)

Joseph von Laßberg veröffentlichte den Text in einem seltenen Privatdruck: Ein schoen alt Lied von Grave Fritz von Zolre [...], [Konstanz] 1842, S. 39-41 Commons.

Mit dem Text hat sich intensiver nur Theodor Nolte in seiner Arbeit über die Ehrenreden 1983 auseinandergesetzt. Er schrieb auch einen ganz kurzen Artikel im Verfasserlexikon Bd. 9, Lieferung erschienen 1995, Sp. 986-987: Totenklage auf Engelhart von Hirschhorn.

Zur Handschrift des 15. Jahrhunderts (aus Laßbergs Besitz nach Donaueschingen, 1993 nach Karlsruhe) siehe den Handschriftencensus und den Katalogeintrag Baracks. Der Codex wurde 2012 online gestellt: dieser Text.