Topographia Hassiae: Milsungen
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aus Topographia Hassiae, Text von Martin Zeiller, Illustrationen von Matthäus Merian | ||
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Oder Milsingen / ist ein lustige / wiewol
kleine Statt vnd Schloß / an der
Fulda / im Nidern Fürstenthumb Hessen
gelegen / davon in einer geschriebenen
Thüringischen Chronic stehet / daß / zu den
Zeiten Kayser Heinrichs deß Sechsten /
Landgraf Hermann in Thüringen / dem
Bischoff von Mäyntz Melsungen abgewonnen /
vnd besetzt habe. Vnd hat solches
Becherer in seiner Thüringischen Chronic p.
253 gesetzt auff das Jahr 1192. Z. Rivander
aber setzt es in das nachfolgende Jahr.
Dahero das Eteostichon:
- Pax venit exfatis: jungor Milsungia Cattis.
Vnd ist also Milsungen durch ein Vertrag / welchen die Aebbte zu Fulda vnnd Hirschfeld machten / an Hessen kommen. Die Limpurgische Chronic meinet am 42. Blat / daß Mäyntz / Braunschweig / vnnd Meissen / in dem Krieg / den diese Fürsten / mit dem Landgraffen in Hessen / führten / An. 1388. den Niderstein gewonnen / Gudensperg verbrannt / Rodenburg / vnnd Mülsingen / erobert haben. Aber die Franckenbergische Chronic ziehet / am 49. Blat / die Abbrennung Guttensperg / vnnd Eroberung Nidestein / Milsungen / Rotenberg / Eschwee / vnd Sontra / in das 1385. Jahr.
Das Fürstliche Hessische Hauß allhie / hat Landgraf Wilhelm der ältere im Jar 1550 bis auffs 54. von newem zugerichtet. Anno 1556. ward dz jetzige Rathhauß; vnd Anno 1596. die Steinerne Bruck vber die Fulda / durch Hülff Landgraf Moritzen zu Cassel gantz außgebauet. Es ligt Milsungen drey Meilen von Cassel: das Ampt aber vmbher / zu beyden seyten der Fulda / eine Meyl von Spangenberg / vnd begreifft in sich jenseits die andere helffte deß Riedforsts / welches einer der grösten Wälde / vnd Wildbanen in Hessen ist / darinnen es auch dieses Ampts sehr stattliche Bäche hat. Belangend insonderheit das Schloß / ist solches zimblich alt / doch gantz von Steinen / vier Wanderungen hoch auffgeführet / darinnen 4. grosse Fürstliche Säle vber einander / vnnd die Gemächer / welche sehr hoch / auch theils ziemblich groß / zu beyden Seiten der Säle / ligen. Ostenwerts gegen der Fulda ist der Hof mit einer geringen Mauer geschlossen / die andere beyde seyten aber gegen der Statt / vnnd Baumgarten / sind (wiewol in keiner gewissen Formb) mit einem Marstal / Renthofe / vnd andern Gebäuen / zugemacht / vnd der Hof ist langlecht / vnnd nicht gantz geschlossen / sondern hat daselbst eine Durchfahrt / auß dem Schloß / gleich nach dem Garten / vnnd der Landstrasse von der Statt / massen das Schloß auff der Ringmauren ligt. Vnd weil der Ort sehr bergicht / hat es kein sonderlich außsehen. Die Statt ist nicht groß / aber von ziemblichen stracken Gassen / vnd schönen hohen von Holtz aufgeführten Häusern / in massen diese Statt / vor allen andern / im gantzen Lande / einen grossen vortheil hat / in dem Ihr ein groß stuck Waldes / der Schönberg genannt / darinnen eine vberflüssige menge sehr starcken vnnd stracken Eichenholtzes stehet / eygenthumblichen gehörig / daher auch alle im Holtz arbeitende Handwercker / als / Zimmerleut / Schreiner / Faßbender / etc. dieses Orts sehr im schwang gehen; vnnd zu Schiff / vnd Flössen die Fulda hinab auff Cassell geführet werden. Bey dieser Statt hat es eine sehr schöne lange in sechs Schwiebogen bestehende steinerne Brucken / vber welche ein vornehme Landstrasse gehet / vnd daher ein starcker Zoll erhaben wird. Vnderhalb Milsungen hat es auch eine höltzerne Brugge / so die Landstraß von Cassel ist / bey dem Dorff Rörenfurt (oder Rurfurt.) Das Ampt ist nicht sonderlich groß / bestehet ohngefehr in fünffzehen Dörffern / ohne die Adelichen; ist auch nicht von grossem Fruchtwachs / sondern mehrertheils Wald / daher Forst- vnd Mastgelt die besten Einkommen seyn. Vnnd hat es im gantzen Landt so hohes / strackes / vnd dickes Eichenholtz nicht / als in diesem Ampt / vnd im Ellenbacher Forst / Ampts Rotenberg / da es auch die schönesten Dannen zuweilen vbertrifft. Hinterm Erlesberge / gegen dem Hof Fahra / hat sich auch noch vor wenig Jahren ein Steinkohlen Bergwerck befunden / vnnd dagegen vber / jenseit der Fulda / am Vfer / vnterm Wildsberge / ein anmuhtiger Sauerbrunne. So ligt in diesem Ampt / in einem absonderlichen Bezirck / zwischen der Fulda / vnd Eder / an der Fulda / das [109] grosse weit vmbfangene Closter Breydenau / vnnd gegen vber auch an der Fulda / das Dorff Guxhain. Dieses Closter hat in seinem Vmbfang zehen gewohnliche Mäßgärten weniger / oder mehr / als die Statt Milsungen / wiewol dieselbe auch der gar kleinesten Stättlein keine ist. In diesem Kloster hat es eine alte vberauß hohe von Quaderstucken auffgeführte Kirche / so nunmehr / weil Sie etwas baufellig / mit etlichen Boden / vnd vielen Säulen / durchbauet ist / darauff die daselbst fallende starcke Frucht einkunfften geschüttet werden / an deren statt / gegen vber / doch in der Ringmauern / eine andere neue / der Gemeind genugsame Kirche / erbauet ist / in welcher Ringmauern nicht allein ein altes / wiewol höltzernes / doch mit Gemächern ziemblich versehenes Fürstliches Hauß / wie auch noch viel andere Gebäu gestanden / so aber An. 1640. in abermahliger feindlicher Verheerung / abgebrant worden / vnnd wenig mehr / als die beyden Kirchen / vnd das Pfarrhauß / stehen blieben. Vmb das Closter / doch innerhalb der Ringmauren / hat es einen schönen Weingarten / darauß bey guten Jahren etzliche Fuder Weins / vnnd zwar ziemblichen Geschmacks / erzogen werden können. Das Closter hat sonst ein schönes außsehen / auff einer seyten / auff die Fulda / auff der andern in eine schöne ebene Feldauen / dem Closter zuständig / gegen der Eder warts / vnd Jenseit derselben an ein anmuhtiges in die Ferne sich immer erhöhendes Gebürg. Nicht gar ein halb viertheil wegs vnter der Breydenau fliessen dann die Eder / vnd Fulda / zusammen / allda man wegen deß vielen Schielfs / mit Aenten schiessen / stattliche Lust haben kan. Oberhalb Breydenau macht die Fulda / zwischen den Bergen / zwey wunderseltzame grosse Krümmen / welches auch wunderbarlich anzusehen ist.
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