Topographia Hassiae: Homberg an der Ohm

  ← Homberg Homberg an der Ohm Homburg an der Höhe →  
aus Topographia Hassiae, Text von Martin Zeiller, Illustrationen von Matthäus Merian
        Homberg (Ohm) in der Wikipedia      
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).


[T29]
[93]
Homberg an der Ohm.


Ist ein Stättlein im Ober-Fürstenthumb Hessen / ein Meyl wegs von vnd gegen der Chur Mäyntzischen Statt vnnd Schloß Amöneburg / disseits deß Wassers der Ohm gelegen / wohero es auch den Beynamen vnd Vnderschied vor andern Hombergen (deren eins vor der Höhe / das ander in Nider Hessen gelegen) vberkommen hat. Wie oder wann dieses Stättlein erbawet worden / hat man keine gewisse Nachrichtung. In der Kirchen alldar findet sich in einem erniedrigten steinern Bogen / so sich nach dem Chor zeucht / die Jahrzahl M.CCC.LXIV. Aber obig der kleinen Thür gegen der Vndergassen das Jar 1491. Dahero zu muthmassen / daß das mittelste Theil der Kirchen zwischen dem Thurn vnnd Chor selbiger Zeit auffgebawet worden; aber nicht das Chor. In dieser Kirchen haben die Adeliche von Weiters / welche sonsten auff deme zu nechst gelegenen Hauß von Weltershausen wonhafft / ihr Begräbnuß von Alters hergebracht. Auch befindet sich darinnen zweyer vom Adel Monumenta, so in Vor-Jahren diesem Orths zu Amptmännern verordnet gewesen; deren der eine Caspar von Berlepsch / so dieses Ampt Pfandsweiß eingehabt / im Jahr 1539. den 2. Julij von einem Bawren von Eringshausen erschlagen worden; der ander aber Ludwig von Boineburg genandt den 26. Februarij 1568. zu Harhausen / wohin er mit den seinigen geflehet gewesen / an der Pest gestorben / wie jenes Grabschrifft in Choro templi, vnd dieses Epitaphium bey der hindern Kirchthür / allda er in einem gantzen Küriß / beneben seinem offenen Wapenhelm außgehawen / darzeigt. Das Schloß ligt lustig obig vnnd an der Statt in seiner eygnen Ringmawer / doch daß die Stattmawer sich zu beyden Seiten daran schleußt. Der Thurn selbigen Hauses / weil er einen breiten Vmbgang vnd zimblichen ferrnen Prospect hat / wird zum Wachten anjetzo gebraucht. Die Wohnbehausung / welche die Amptleuthe vnnd Renntmeister besitzen / ist / wie auß alten Documentis erscheinet / in Vorjahren ein Geistlich Ordenshauß gewesen / worinnen TempelHerren gewohnet haben; welcher Orden / wie bekand / wegen ihres vbermässigen Prachts vnd Hochmuths / auch erwachsenden grossen Reichthumbs vmbs Jahr 1311. außgetilget worden. Das Rathhauß ist im Jahr 1539. auff dem Marckt erbawet worden / auff deme bey der Vhr vor diesem verschiedene Kunststück zusehen gewesen / als ein Mann obig bey dem Vhrzeiger / welcher / so offt es geschlagen / gepfiffen / beneben einem Haan / so gekräet / welche aber im Jahr 1612. abkommen. Im Jahr 1554. haben Landgraff Philipsen Fürstl. Gn. durch eine Fürstliche Subscription vnd Sigill dieses Stättlein mit 2. freyen JahrMärckten privilegirt / zu dessen Häg- vnd Anzeigung auff die hierzu bestimpte gewöhnliche Zeit / ein fliegende Fahn / wie solches auch zu Marpurg / vnnd bey andern Städten bräuchlich ist / vom Rathhauß außgestecket wird.

Diese Statt hat auch eine Vorstatt / die Newstatt genandt / in deren zwo verfallene Pforten / deren die eine die Tranckpforth / die ander die Georgenpfort heisset / stehen. Vor dieser Vorstatt haben die Juden ein Begräbnuß / worvon sie Jährlichen etwas Zinß / so dann von jedem Verstorben [94] ein namhafftes an Geld / entrichten müssen. Ausserhalb an dem Vorthor obig der Linden-Pforten befindet sich ein Männlein im Münchs-Habit / vnd in der mitten vmbgürtet / in Stein gehawen / ein offenen Schild vnd Waapen in der Hand haltend / auff welchem ein Löw mit auffgesperrtem Klawen stehet.

Im Jahr 1571. im Hornung geschahe ein Erdfall nahends hierbey / vnd jenseits der Statt von dem hohen Berg / so gegen vnd zwischen dem Adel. Schenckischen Hauß Schweinsberg / vnnd diesem Stättlein ligt / durch welchen Erdfall obig vnnd zwischen beyden Dorffschafften Obern- vnd Niedern-Ofleiden auff dem Himmerich vnd in der Wolnbach (inmassen solche Felder genennet werden) etliche Aecker vnd Wiesen eines langen Spieß tieff nider gesuncken / auch theils biß in 30. 35. vnnd 60. Schuh fort vnd herunder geschoben / vnnd darmit viel Bäum auß dem Grundt vmblegt worden / also daß nun daselbsten ein ebener Platz ist. An dem Orth / da der Berg herunder geschoben / haben sich dabevor Gespenste sehen lassen / auch zuweil ein stück Lands herumb gelegt / gleich als ob es geackert gewesen / dahero dero Zeit gesagt worden: Im Himmerich fahre der Teuffel zu Acker.

Im Jahr 1597. in der Erndten Zeit ist in der Statt ein Fewer auffgangen / vnnd fast der halbe Theil gegen der Stattpforten von der Vndergassen an biß hinauff werts gegen dem Schloß eingeäschert worden / wobey dann dieses besonders notabel / daß die Störcke in wehrendem Brandt / zu einem Hauß / worauff sie ihr Nest gehabt / Wasser im Mund herbey geführt / vnnd in den Brand abgespeyet / gleichsamb dardurch ihr Herberg zu salviren. In Kriegsläufften hat dieses Stättlein vor andern Benachbarten von Anno 1635. hero biß jetzo schwere Last getragen / also gar / daß die Burgerschafft hiedurch / wie auch die hierauff im Jahr 1641. erfolgende Kriegs-Schwachheit / fast abgangen / vnnd da sie vor diesem an die 200. Mann bestanden / anjetzo nicht mehr vber 60. vnd darzu verarmbte Leuth / bestehet. Zu nechst in der Statt Terminey ligen 4. Mahl-Mühlen / deren die eine die SchampertsMühl genant / im Jar 1569. mit einem gantzen steinern Fuß / 2. Mahl- vnd einem Walckgang auffgerichtet worden.

In der Franckfurtischen Herbst Relation deß Jahrs 1646. wird gesagt / es weren damaln / im Junio / das Hauß Homburg an der Ohm / vnnd das besagte Schloß Schweinsberg / von den Keyserischen; Homburg aber den 12. 22. Julij / von den Nider-Hessischen / wider erobert worden.


  ← Homberg Homberg an der Ohm Homburg an der Höhe →