Topographia Hassiae: Bidencapp

  ← Biberstein Bidencapp Bierstein →  
aus Topographia Hassiae, Text von Martin Zeiller, Illustrationen von Matthäus Merian
        Biedenkopf in Wikisource              Biedenkopf in der Wikipedia      
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).


[T4]
[24]
Bidencapp.


Bidencopff / Statt vnd Schloß / soll den Namen haben von den Köpffen oder Hügeln / so vmb diesen Orth in grosser Anzahl herumb ligen / daß es zusammen gesetzt seye von den Worten: By den Cöpen / wie die Alte pflegen zu reden. Man findet in alten Documenten das Datum beschlossen; Bidencopiae in finibus Thuringiae. Welches dahero kompt / da Hessen vnnd Thüringen noch vnter einer Herrschafft gewesen / vnnd beyde Länder disseits bey Bidencapp ihre limites gehabt / hernach bey der distraction hat sich der Titul deß Hessenlands weiter erstrecket. Das Schloß ligt oben auff einem Berg. Die Statt so jetzo gegen Mittag desselben Bergs ligt / hat hiebevor hinder demselben nach Mitternacht gelegen / wie dann selbiger Platz noch heutiges Tags die alte Statt genennet wird. Als Landgraff Heinrichs / gebornen Hertzogs zu Brabandt vnd Lothringen etc. ältester Sohn Henrich / mit dem Vatter in Widerwillen gerathen / vnd vmb das Jahr Christ. 1248. vnder andern auch Bidenkopff zu seiner Devotion gebracht / ist es doch endlich zum Vertrag kommen / dergestalt / dz der Vatter ihme solte Homberg an der Ohm vnd Biedencapp vbergeben; Vnnd hat dieser Orth obgedachtem Herrn also gefallen / dz er alldar auff dem Schloß residirt, vnd die Stat gegen Mittag / wie sie jetzo ligt / vmb dz Jahr 1307. transferirt. Vnder andern vnglücklichen Zufällen / deren diese Statt vnderworffen / ist die jenige grosse Fewrsbrunst / so im Jahr 1635. den 17. Aprilis / deß Mittags vmb 10. Vhr / auß Verwahrlosung eines Schmidts / so geleschte Kohlen anheim führen lassen / welche ohnvermuthet angangen / das Hauß angezündet / vnd / weil ein starcker Wind sich erhoben / sind innerhalb zweyen Stunden 55. der vornembsten Bäwen eingeäschert worden. Anno 1646. giengen die OberHessischen hieher / griffen solchen Ort / wie auch Breittenstein / an / giengen aber wieder davon hinweg. Hergegen die NiderHessischen Wolckersdorff / vnd Rauschenberg / auff Discretion bekamen. Ein sehr reiche Viehezucht gibt es vmb diese Pfleg / vnnd ist daher berühmt wegen der allda Jährlich zweymal gehaltenen Viehemärckten / also daß auß der Pfaltz / Westreich vnd andern weit entlegenen Orthen die ViehHändler häuffig dahin kommen. Nechst bey dieser Statt ist die berühmte Eisenhütte vnnd Schmeltzofen / da das beste Eysen / so in vnd ausser Land verbraucht wird / bereitet / auch Stück Geschütz allda gegossen werden.

  ← [[{{{TOP}}}{{{VOR}}}|{{{VOR}}}]] {{{ORT}}} [[{{{TOP}}}{{{NAR}}}|{{{NAR}}}]] →