Textdaten
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Titel: Theodor Fontane †
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aus: Die Gartenlaube, Heft 22, S. 676 d
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[676 d] Theodor Fontane †. In Theodor Fontane, der am 20. September in Berlin eines sanften Todes verschied, hat die deutsche Litteratur einen allverehrten Meister verloren, dessen liebenswürdige Persönlichkeit dem litterarischen Leben der Reichshauptstadt zu ganz besonderer Zierde gereicht hat. Theodor Fontane war in der Mark Brandenburg geboren; am 30. Dezember 1819 kam er in Neuruppin zur Welt: tief im Boden seiner Heimat wurzelte sein geistiges und poetisches Wesen.

Sein Vater, der Apotheker war, hatte ihn für den gleichen Beruf bestimmt; doch früh folgte er dem Drange nach litterarischer Bethätigung. Seine Jugend fiel in die Zeit, in welcher Walter Scott noch seinen vollen Zauber auf die deutsche Lesewelt übte, und die schottische Sagenwelt, die altenglischen und schottischen Balladen boten ihm die Anregung zu seinen ersten eigenen poetischen Versuchen. Noch später ist er gern auf dieses Stoffgebiet zurückgekehrt, wie mehrere seiner bekanntesten und vollendetsten Balladen aus der Zeit der vollen Reife seines Talentes beweisen. Diese Vorliebe gab ihm auch Anlaß zu verschiedenen Reisen nach England und Schottland, deren Eindrücke er mit anschaulicher Kunst und feinem Sinn für den historischen Charakter von Land und Leuten schilderte. Früh aber trieb es ihn, in der überkommenen kraftvoll gedrungenen Balladenform auch „Männer und Helden“ der preußischen Geschichte zu feiern und von seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ mit demselben poetisch-historischen Sinn zu erzählen, der vorher fremden Ländern zu gute kam. In vier Bänden, die 1862 bis 1881 erschienen, schilderte er sein engeres Heimatland und dessen stolze Erinnerungen, welche vom Aufschwung Preußens zur Macht und Größe so viel zu berichten haben. Seit 1844 lebte er in Berlin als Schriftsteller, für verschiedene Zeitungen thätig; in den letzten Jahrzehnten gehörte er der Redaktion der „Vossischen Zeitung“ an, für welche er ständig die Schauspielneuheiten des Hoftheaters besprach. Die Waffenerfolge des preußischen Heeres auf den Schlachtfeldern Schleswigs und Böhmens, die er selbst besucht hatte, brachte er in den Bänden „Der schleswig-holsteinische Krieg im Jahre 1864“ und „Der deutsche Krieg von 1866“ zu lebendiger Darstellung. Als das deutsche Volk in Waffen dann im Sommer 1870 über den Rhein „in Frankreich hinein“ zog, folgte er dem Heere, um nach eigenen Eindrücken auch diesen Feldzug zu schildern; wie er dabei Ende Oktober zu Vaucouleurs in die Hände von Franktireurs fiel und dann eine Reihe abenteuerlicher Fahrten als Gefangener zu bestehen hatte, das hat er mit frohem Humor in dem Buch „Kriegsgefangen“ erzählt. In einem Alter, das so manchen anderen Schriftsteller schon schaffensmüde findet, wandte er sich dann der Romandichtung zu. Auch hier bestimmte sein Patriotismus die Wahl des Stoffes: „Vor dem Sturm“, dessen vier Bände 1878 erschienen, bietet ein ergreifendes Bild der deutschen Erhebung gegen das Napoleonische Joch. Mit jedem folgenden Werke zeigte sich sein Talent auf dem neuen Boden heimischer und erfolgreicher; das Leben der Reichshauptstadt, ihr schnelles Wachstum zur Großstadt bot ihm die mannigfaltigsten Motive. So war seinem Herbst noch eine reiche Blütezeit vergönnt. In der „Gartenlaube“ erschienen die kraftvollen Romane „Unterm Birnbaum“ und „Quitt“. Als Fontane seinen siebzigsten Geburtstag feierte, widmete ihm unser Blatt eine eingebendere Darstellung seines Lebensganges, wobei sein Wirken als Dichter die wärmste Würdigung fand. Auch sein Bildnis ist im Jahrgang 1890 erschienen.