Textdaten
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Autor:
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Titel: Theetrinker in Ispahan
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 28, S. 889, 892
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
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[889]
Datei:Die Gartenlaube (1898) b 0889.jpg

Theetrinker in Ispahan.
Nach dem Gemälde von L. L. Weeks.

[892] Theetrinker in Ispahan. (Zu dem Bilde S. 889.) Heiß brennt die Mittagssonne nieder auf die Straßen Ispahans. Selbst dem hitzegewohnten Perser wird die Glut unerträglich, und so stockt das Geschäft und der Verkehr ebbet. Fast menschenleer wird sogar die kilometerlange Bazarstraße. Die Frauen sitzen im „Enderun“ oder Harem und die Männer suchen Zuflucht in den Gärten der Stadt, wo im Schatten uralter Bäume oder unter Zeltdächern die schwülen Nachmittagsstunden in anregender Gesellschaft sich beim Glase Thee und einem Pfeifchen erträglich verleben lassen. Da sitzen in den bauschigen Gewändern die Herren Kaufleute und Industriellen mit der hohen Lammfellmütze oder dem leichteren Fes und die würdigen Gottesgelehrten und Aerzte und Drogisten mit beturbanten Häuptern. Flott fließt die Unterhaltung und, wenn auch von den gewöhnlichsten Dingen die Rede ist, die Sprache ist immer gewählt und Citate aus den Gedichten von Firdusi, Saadi oder Hafis schwirren nur so von den Lippen; denn der Perser kennt seine alten Dichter. Er schwelgt auch gerne in Erinnerungen an die einstige Blüte seiner Kultur und die ehemalige Größe des Reiches. Der Ispahaner namentlich gedenkt mit Stolz der Zeiten, da seine Vaterstadt mit 600 000 Einwohnern, prächtigen Palästen und gewaltigen Moscheen eine der bedeutendsten Weltstädte war. Davon zeugt noch der prachtvolle Bau der Medresse, der mohammedanischen Schule, vor dem die Theetrinker auf unserem Bilde sitzen. Sie entstand in der glorreichen Zeit um die Wende des 16. Jahrhunderts, da der große Schach Abbas die Feinde Persiens niedergeworfen und Ispahan zu seiner Residenz gemacht hat. Heute residiert der Schach in Teheran, die königlichen Paläste der „vierzig Säulen“ und der „acht Paradiese“ stehen verlassen, immer größer werden die Trümmerfelder in der Stadt, aber fröhlich bleibt der leichtlebige Perser, verscheucht sich die Daseinssorgen, indem er zum Haschisch, zum betäubenden Hanf, seine Zuflucht nimmt. Dann werden ihm Märchen aus dem „Papageienbuch“ oder dem „Frühling der Weisheit“ zur vollen Wahrheit; dann sehnt er sich nicht nach den Fortschritten der Kultur im fernen Westen. An alter Lust hängend, erträgt er geduldig das uralte Leid – ein echter Orientale. *