Der Schatz im Steinbühel Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Die wohlfeile Burg
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211.
Volksrache.

In dem Dorfe Fraureuth hat es sich vor Alters zugetragen, daß daselbst ein sehr harter, tyrannischer und ungerechter Richter war, dessen Quälereien die Einwohnerschaft nicht länger mehr ertragen konnte und wollte. Gingen deshalb sammt und sonders, alle Männer und Bursche, nach Greiz und klagten über die Schelmen- und Bubenstreiche des Richters. Dort sprach der Oberamtmann, als er die Klage der ehrlichen Fraureuther gehört, mehr im Scherz denn im Ernst: Ei, wenn er denn so gar schlimm ist, so henkt den Schelm. Das nahmen aber die Fraureuther in ihrem gerechten Zorne für baaren Ernst auf, und als ihnen auf dem Heimwege ihr Peiniger in die Hände fiel, so griffen sie ihn, und zwängten ihn mit dem Hals in eine gabelförmige Birke, wozu jeder Hand anlegte, und hielten und zogen ihn, bis er den Geist aufgab. Als nun das Gericht dieser Sache sich annahm, und der Ort vorgefordert wurde, um die Thäter zu ermitteln und zur Strafe zu ziehen, da sprachen die Fraureuther einmüthiglich: Wir Fraureuther Alle haben es gethan, und sind deß gerne geständig. Selbiges Wort brachte das Gericht in große Verlegenheit, denn entweder mußte es die Fraureuther alle ebenfalls henken, oder alle laufen lassen, oder aber es hätte einer, etwa der Schultheiß, für alle büßen müssen.