Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Suinenburc
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Suinenburc.
Sonneberg, die Welthandelstadt des Thüringerwaldes, der keine zweite, auf irgend einem andern deutschen Gebirge es jemals gleich gethan oder gleich thut, ein Knotenpunkt wichtiger Handelsstraßen, hieß vormals „das Städtlein an der Rotin“ (die Röthen, ein Flüßchen) und nur eine Burg über ihr empfing den Namen von der Sonne, aber auch nur mittelbar, denn der alturkundliche Name Suinenburc (noch 1144) läßt eine ganz andere, minder sonnige Deutung zu. Doch heißt die Stadt nun einmal Sonneberg, weil ein Nachfolger Crafts von Suineburc (1144) Heinrich, sich 1206 von Sunnenberg schrieb, und von ihr selbst lautet die kennzeichende alte Priamel:
Wer in Steinheid ist und fühlt keinen Wind,
Durch Steinach geht und sieht kein Kind,
Und von Sonneberg kommt ohne Spott,
Ist ein Gesegneter vom lieben Herrgott.
Die alte Stadt drängte sich nicht so wie die heutige, theilweise in einen engen Grund ein, sie lag freier, vorn in der lachenden Ebene der Herrenaue, und hatte zu Oberherren die Herzoge von Meran. Dann kam Sonneberg an die Grafen von Henneberg, die es zur Stadt erhoben.
Daß die Burg Sunaburg geheißen, ein Frankenherzog Süno sie erbaut habe u. vgl., sind neue Fabeleien, [47] die mit andern Spielwaaren von Nürnberg nach Sonneberg verpflanzt wurden. Aber von unterirdischen Gängen der alten Suineburg, welche die Verbindung des Schlosses mit dem Städtlein an der Röthen unterhielten, und im Schloßberg noch verwahrten Schätzen meldet die örtliche Sage mancherlei. Die Burg brannte im Jahre 1596 nieder und es blieb kein Stein von ihr auf dem Berge. Jetzt ziert ihre aussichtreiche Stätte ein Gesellschaftshaus und ein Thurm. Auch hier die Sage, daß eine weiße Jungfrau vom Schloßberge abwärts wandle, und auch unterirdisch in einen in der Stadt gelegenen Keller gehe.