Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Schloß Burfart
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Schloß Buchfart.
Wer den lieblichen Wiesenthalgrund der stillen, mäandrisch gekrümmten Ilm von Weimar über Ober-Weimar aufwärts dem Flusse entgegenschreitet, gelangt über Mellingen nach zwei kleinen Stunden in eine Thalenge, durch welche die Ilm sich mühsam durchzuwinden scheint; [278] hoch über dem Thale aber wird eine Felsenburg erblickt, die ohne Zweifel ihre Entstehung in jener Zeit fand, als das Heidenthum noch in Blüthe stand, oder das Christenthum eindrang. Alle Gemächer sind in den starren Fels eingehauen, und gleichen jenen alten Priesterwohnungen, wie man sie noch an den Extersteinen, am Elfenstein ohnweit der Harzburg u. s. w. findet, und die wohl erst eine spätere Zeit wohnlicher machte, und zu einem ritterlichen Burgsitz umschuf. Höhlen und Gänge, auch ein verschütteter Eingang in den Berg an dessen Fuße haben die Sage hervorgerufen, daß noch ein reicher Schatz in diesem Berge verborgen sei. Der Name dieser wundersamen Felsenburg ist Buchfart, im Volksmunde Buffart, die alte Name ist Buchferte, Buchforte, Buchfurte. In gewissen Nächten wird wunderliches Getöse in dem alten Felsenschlosse vernommen, zuckende Flammen schlagen aus den starren Augenhöhlen der fensterartigen Maueröffnungen, und eine wilde Nachtjägerin zieht, auf einem weißen Hirsche mit goldenem Geweihe reitend, gespenstig durch die Lüfte, gefolgt von kleinen weißen, kliffenden, klaffen-Hunden, denen rothe feurige Zungen aus dem Rachen hängen. Auch fehlt es nicht an Zwerglöchern am Buchfarter Schloßberge und auf diese bezüglichen Sagen. Der Ilmwanderer betritt hier schon ein mythisches Gebiet, das sich erweitert, je mehr er aufwärts zieht an dem lieblichen Thüringerwaldflüßchen, das Schiller in dem sinnigen Distichon feierte:
„Meine Ufer sind arm, doch höret die leisere Welle,
Führet der Strom sie vorbei, manches unsterbliche Lied.“