Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Der gefundene Schatz
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Der gefundene Schatz.
In der jetzigen Försterwohnung zu Cronschwitz oder Cronspitz, welche auf und aus den Ruinen eines ehemaligen Augustinerinnen-Nonnenklosters erbaut worden ist, treibt ein graues Männchen gewaltigen Unfug, neckt und erschreckt die Leute mannichfach. In den Kellern und unterirdischen Gängen, die aus dem Kloster stammen, ist es besonders nicht geheuer. Der Nachtwächter und ein andrer Cronschwitzer wollten in den achtziger Jahren den unterirdischen Gang, welcher nach Mildenfurt führt und einst das Mönchkloster zu Mildenfurt mit dem Nonnenkloster zu Cronschwitz in Verbindung setzte, durchwandern. Sie waren ohngefähr bis zu der Gegend vorgedrungen, wo der Gang unter der Elster wegführt, als Gerippe und andere grauenhafte Erscheinungen sie zum Umkehren veranlaßten und in dem Gemüthe des Nachtwächters einen solchen Eindruck zurück ließen, daß er bald darnach starb.
Im Jahr 1782 befahl der damalige Oberförster zu Cronschwitz Abends 10 Uhr seiner Tochter, aus dem ehemaligen Klosterkeller Aepfel zu holen. Hier angelangt, bemerkte die Tochter in einer Vertiefung einen großen Stein, welcher, was früher nicht der Fall war, hervorstand, auch war der Stein zerborsten. Sie leuchtete mit der Laterne hin, zog den Stein mit leichter Mühe hervor und bemerkte darin einen Nöselstopf, welcher verschimmelt war und in welchem lauter weiße, glatte und platte Steinchen lagen. Die Finderin kehrte sogleich um und erzählte es ihrer Mutter, welche alsbald wieder mit in den Keller ging, hier aber nur einen leeren Topf und den Stein vollkommen in die Mauer eingefügt fand. Die Leute [106] meinen, daß dieß offenbar ein Schatz gewesen, der dadurch verschwunden ist, daß dessen Fund vor 9 Tagen verrathen wurde. Der Stein ist später von Cronschwitzern wohlweißlich herausgenommen und als Grundstein zu einem Hause verbraucht worden.