Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Der Schäfer
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Der Schäfer.
Im Jahre 1463 richtete eine ansteckende Krankheit in Plauen große Verheerungen an. Ein betrunkener Schäfer war in der Neustadt auf freier Straße eingeschlafen; da [68] man ihn für einen an der Krankheit Verstorbenen hielt, so wurde er auf einem Wagen auf den Kirchhof gefahren, wo man ihm sein Plätzchen unter den übrigen bereits dorthin geschafften Toden, die wegen ihrer Menge nicht gleich alle beerdigt werden konnten, anwieß. Als er erwachte, wußte er zwar nicht, wo er sich befand, war aber gar fröhlichen Muthes, langte nach seiner Sackpfeife und blies, darüber der Todengräber gar sehr erschrak und es dem Rathe meldete. Schade, daß die Toden nicht nach seinem Reigen tanzten. Man fand den todgeglaubten Schäfer, der darauf noch viele Jahre lebte und noch oft auf seiner Sackpfeife schallmeiete.