Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Der Bauer und sein Glück
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Der Bauer und sein Glück.
Sauer hatte es sich ein Bauer auf seinem Acker werden lassen, der nicht weit vom Chamsenberge lag, endlich ging die Sonne zu Rüste und er wollte Feierabend machen. Da kam ein graues Männchen aus dem Berge, und verlangte, der Bauer solle mit ihm gehen, es wolle ihn zu einem großen Schatze führen. Anfangs wollte der Mann nichts davon wissen, und meinte, hineinkommen in den Berg werde er wohl, aber eine andre Sache sei, ob er auch wohlbehalten wieder herauskommen werde. Das graue Männchen drängte, und versicherte hoch und theuer dabei: es solle ihm nichts widerfahren, es wolle unversehrt den [172] Bauer auf der andern Seite wieder heraus lassen. Zuletzt gab der Bauer nach und ging Schritt vor Schritt seinem Führer nach auf den Berg zu. Am Eingange fletschte ein großer Hund ihn an, wurde aber von dem Männchen zur Ruhe verwiesen. Nun tappten beide eine Weile fort bis in ein großes Gewölbe; darinnen wimmelte es von grauen Männchen, und eine große Braupfanne voll Gold und Silber blinkte den Bauer an. Kein Wort ließ er von sich hören, und Gott hatte er immer in Gedanken. Dabei steckte er ämsig alle Taschen voll mit dem, was aus der Braupfanne ihm der Berggeist reichte. Durch eine andre Thüre gelangte er dann wieder hinaus ins Freie. Glücklich kam der Mann mit seinen Schätzen heim. Dort packte er aus, zeigte sie seinen Leuten und erzählte alles, was er eben erlebt hatte. Damit mag er es versehen haben, denn bald darauf ist er gestorben. Das Glück will nicht verplaudert sein, eine goldene Sagenlehre. –