Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Das Nixenkind
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Das Nixenkind.
Ein Bauer von Wilhelmsdorf, auf alten Karten auch Willmannsdorf geschrieben, in der Nähe von Saalthal, zog mit Vieh und Ackerpflug von seinem Tagewerk nach Hause. Als er an einer Berggrube vorüber kam, saß eine Wassernixe dort, rang die Hände und jammerte, daß ihr die hellen Zähren aus den Augen traten. Das ging dem Manne zu Herzen, er hielt stille und fragte: was es denn gegeben habe? Da erfuhr er, daß der Nixe ihr kleines Kind gestorben sei, und sie wisse nicht, was sie damit anfangen solle. Wenn es euch um weiter nichts zu thun ist – sagte der Bauer – so legt das tode Kind nur auf meinen Ackerpflug; ich will es mit ins Dorf nehmen und es auf unserm Kirchhofe wie ein Christenkind begraben. Die Wassernixe wischte die Augen aus und fragte freundlich: was er für solchen Liebesdienst für Lohn begehre? Im Augenblicke wußte sich der Bauer nicht zu [186] besinnen, was ihm fehle, endlich fiel ihm ein, daß er ein Loch in seinem Strumpfe habe, und meinte, ein paar Fäden Zwirn könne er allenfalls gebrauchen, wenn die Nixe ihm damit aushelfen könne, dann wäre ihnen beiden geholfen. Die Nixenmutter drückte einen ganzen Zwirnknaul ihm in die Hand, mit der Weisung: er solle nur nach keinem Ende im Knaule suchen, dann werde auch, so lange er lebe, der Knaul kein Ende nehmen.