Der Stelzener Heilbrunnen Thüringer Sagenbuch. Erster Band
von Ludwig Bechstein
Weitersroder Schätze
{{{ANMERKUNG}}}
  Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
[24]
14.
Helidenburg.

Zwar schon auf fränkischem Boden, aber doch innerhalb sächsisch-thüringischer Landesgrenze und nahe genug der südlichen Abdachung des Thüringer Waldes, erhebt sich stolz und stattlich die graue Heldburg, einst die fränkische Leuchte geheißen, denn sie soll so viele Fenster zählen, als das Jahr Tage zählt. Diese Burg rückt ihren Ursprung in die vorchristliche Zeit hinauf. Ein Heidentempel soll da gestanden haben, wo sich heut zu Tage der Burgbrunnen befindet, der so tief ist, als der Berg hoch, und ganz durch Felsen gehauen, und dessen Bau so viel gekostet haben soll, als der ganze spätere Schloßbau. Ein Theil der Veste Heldburg, deren Name von einen Elid oder Helid abgeleitet wird, heißt noch bis heute der Heidenbau, und im Hain, der die Burg an ihrer Rückseite umzieht, haben sich unverkennbare Spuren altgermanischer Bevölkerung zwischen Klingsteinen gefunden. Auch heißt noch eine Stätte am Burgberge der Heidengottesacker, und ebenso liegen in der Burgnähe noch sogenannte Heidenäcker. In Urkunden des 9ten Jahrhunderts ist schon von der Helidberger Markung die Rede, und der Ort am Bergesfuß, die heutige Stadt Heldburg, heißt schon 837 villa helidberga, auch wird ein Gaugraf des Namens Asis genannt und aufgeführt, derselbe, der auch um Eisfeld (Asisfeld?) sich verdient gemacht haben soll. Ob dieser Asis-Name nicht ein Nachhall aus früherer, vorchristlicher Zeit sei, wird sich schwerlich ermitteln lassen. Er klingt [25] aber mindestens mit dem Flügelwehen des Heidenthumes, das um die alte Helidburg braußt, gut zusammen.

Nicht weit von der Heldburg erhebt sich auf bewaldetem Phonolithkegel die alte Burgtrümmer des ehemaligen Henneberger Grafen-Schlosses Straufhahn oder Straufhain, deren Hain-Name an die Uebung altgermanischen Kultes vorzugsweise erinnert, der auch noch in späterer Sage einen Wiederhall fand, denn das wüthende Heer zieht um diese uralten Waldeswarten mit seinem wilden Geschwärme, und eine Niederschrift giebt unter andern davon mit den Worten Kunde: „Im Jahre 1698 im April hörten die Leute, so im Felde waren, ein gräßliches Geschrei und Schießen (?) auf diesem Schlosse und dasigem Gehölze, so zweifelsohne ein Teufelsgespenste oder das wüthende Heer gewesen sein mag.“