Thüringer Sagenbuch. Erster Band/Hüthchen unterm Wackelstein
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Hüthchen unterm Wackelstein.
In einem Hause in der Ruhl lag ein großer rundlicher, abgeplatteter Stein; trat man auf ihn, so wackelte er und schwappelte er. Unter diesem Steine wohnte ein Hüthchen, wie man in diesem Theile Thüringens die Wichtlein zu nennen pflegt. Die Besitzer des Hauses wurden reiche Leute. Sie ahneten nicht, daß sie ein hülfreiches Hüthchen im Hause hatten, und eines Tages kam dem Manne der Gedanke, es sei doch unangenehm, daß der Stein im Keller so wackele und schwappele, wenn man drauf trete; er wolle ihn tiefer legen und fest keilen. Zu dem Behuf mußte der Stein erst gehoben werden, um unter ihm eine tiefere Oeffnung zu machen, das ging aber nicht so leicht, als der Wackelstein hatte erwarten lassen, es ging vielmehr sehr schwer, denn das Hüthchen hielt ihn fest. Endlich that der Mann einen Fluch, etwa Schockschwerenoth, oder Kreuzmohrendonnerwetter! Und da that es unter dem Stein einen lauten Schrei, wie von einer Kinderstimme, und der Stein war gehoben, und unter ihm lag, so schien es, ein todtes Kind – aber es schien nur so, [222] denn wie man mit Händen zugriff, war die Erscheinung des Kindes hinweg. Nun wurde der Stein recht fest gekeilt, und wackelte nicht mehr. Der gute Mann aber wurde bald genug gewahr, daß er sich sein Glück verkeilt hatte, denn es traf ihn nun Unfall auf Unfall, er kam zurück, gleich jenem Bauer im Dorfe am Hörseelenberge, und nie wieder auf einen grünen Zweig.
In einem andern Keller zeigt sich bisweilen eine silberne Kanne voll Goldstücke, aber ein großer schwarzer Pudel bewacht den Schatz.