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Titel: Teure Gespinste
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aus: Die Gartenlaube, Heft 13, S. 220 a
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
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[220 a] Teure Gespinste. Die trauliche Spinnstube mit ihren schnurrenden Rädern ist dem größten Teile des heranwachsenden Geschlechtes kaum noch dem Namen nach bekannt; die prosaische Spinnmaschine hat Frickas Erbe verschlungen. Aber ganz und gar ließ sich das Spinnrad nicht verdrängen. Die Garne zu den allerfeinsten Batisten und Spitzen können nur auf dem Rade gesponnen werden, und während die Maschine Leinengarn nur etwa bis zur Feinheitsnummer 300, von unten angefangen, liefert, bringt es die menschliche Hand bis zur Feinheitsnummer 1600. Derartige Garne fertigt man auf dem Spinnrad in Belgien. In Brabant soll das Pfund des feinsten Leinengarnes bis zu 4000 Frank bezahlt werden, ein fabelhaft klingender Preis! Belgische Leinenzwirne, d. h. gezwirnte Garne, wie sie zu den feinsten Brüsseler Spitzen verwendet werden, kommen je nach der Güte des Rohmaterials und der Feinheit des Gespinstes bis zu 850 Mark für das Pfund zu stehen.

Nächst Belgien liefern der Reihe nach Frankreich, England, Schottland, Böhmen die feinsten und teuersten Leinengarne und Leinenzwirne, alle werden aber von Indien in Feingespinsten übertroffen. Dort sollen – allerdings aus Seide – Gewebe, groß genug zur Bekleidung eines erwachsenen Menschen, von solcher Feinheit hergestellt werden, daß man ein solches Kunstwerk in einer Nußschale unterbringen kann.