Textdaten
<<< >>>
Autor: Conrad Ferdinand Meyer
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Tarpeja
Untertitel:
aus: Gedichte, S. 126-127
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von H. Haessel
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
Originaltitel: {{{ORIGINALTITEL}}}
Originalsubtitel: {{{ORIGINALSUBTITEL}}}
Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: Google-USA* und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]


[126]
Tarpeja.


Am Brunnen überfluthet im Dämmerlicht
Der volle Krug und die Mägde merken’s nicht,
Denn Nina plaudert: „Freundinnen, wisst ihr wohl,
Daß Eine sitzt im Gestein am Capitol?

5
Mein Schatz, der Beppo, hat sie unlängst gesehn

Vor ihrem runden Silberspiegel stehn,
Die sich zu Haupt das güldene Krönlein hub –
Mein Schatz, der Beppo, da er nach Münzen grub.

Er schlüpfte durch einen schmalen Felsengang,

10
Er tappte sich einen finstern Pfad entlang –

Sie glomm in Höllenlicht! Er rief: „Wie schön!“
Die Treppe brach mit donnerndem Getön.

Sie war des römischen Castellanes Kind
Und sie verrieth die Burg und das Burggesind!

15
Mit Fingerdeut bedang sich die schlaue Maid

Des Feindes Helmgekrön und Schildgeschmeid!

Die Krönlein all und die Stein’ und die goldnen Ring’
Beäugelt’ sie, die in Feindes Lager ging!
Sie öffnet’ ihm ein Thor mit sünd’gem Mut

20
Und sah des Vaters Haupt, es schwamm in Blut.


Doch da am Feinde sie die Löhnung sucht’,
Ward sie mit Hohn erdrückt und mit Schildeswucht,
Sie stürzte, von ihrem eigenen Hort entseelt,
Erstickt vom Lohne den sie selbst gewählt.

[127]
25
Dann grub die Zeit sie tief und tiefer ein,

Sie sank hinunter, hinab ins Felsgestein,
Hinab, hinunter viel hundert Klafter tief
Mit ihrem gleißenden Hort, darin sie schlief.

Da seitz die arme Seele nun in Pein

30
Und putzt, die eitle, sich mutterseelallein –

Tarpeja, gieb heraus der Kettlein drei!
Wir tragen’s den Knaben zu Lust in Lüften frei!

Tarpeja, gleite durch den Felsenspalt
Drei Kettlein und drei goldene Ringlein bald!

35
Tarpeja lieb! Wir sind zufrieden, giebst

Du nur, was du verächtlich bei Seite schiebst.

Der Beppo sagt: weil du begingst Verrat,
Bist du verdammt für deine Missethat!
Behüt’ mich Gott! In Ewigkeit verdammt!

40
Weil dir nach rothem Gold das Herz geflammt.


Man hört es oft – so sagt er – wie du lachst
Wann du dich schön vor deinem Spiegel machst!
Man hört es oft – so sagt er – wie du weinst,
Weil nicht du kommst in den schönen Himmel einst!

45
Tarpeja lieb, entsage der bösen Lust!

Tarpeja, gieb die Kettlein um Hals und Brust!
Wir beten, Arge, für dich den Rosenkranz,
Du steigst empor, empor in den Himmelsglanz!“