Textdaten
<<< >>>
Autor: Theodor Storm
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Tannkönig
Untertitel:
aus: Sommergeschichten und Lieder, S. 16-19
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1851
Verlag: Duncker
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung: Gedicht
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[16]
Tannkönig.*

1.

Am Felsenbruch im wilden Tann
liegt todt und öd’ ein niedrig Haus;
Der Epheu steigt das Dach hinan,
Waldvöglein stiegen ein und aus.

5
Und drin am blanken Eichentisch

Verzaubert schläft ein Mägdelein;
Die Wangen blühn ihr rosenfrisch,
Aus den Locken wallt ihr der Sonnenschein.

[17]

Die Bäume rauschen im Waldesdicht,

10
Eintönig fällt der Quelle Schaum;

Es lullt sie ein, es läßt sie nicht,
Sie sinket tief von Traum zu Traum.

Nur wenn im Arm die Zitter klingt,
Wenn hell der Wind vorüberzieht;

15
Wenn gar zu laut die Drossel singt,

Zuckt manchesmal ihr Augenlied.

Dann wirft sie das blonde Köpfchen herum,
Daß am Hals das güldene Kettlein klingt;
Auf fliegen die Vögel, der Wald ist stumm,

20
Und zurück in den Schlummer das Mägdlein sinkt.


2.

Hell reißt der Mond die Wolken auf,
Daß durch die Tannen bricht der Strahl;
Im Grunde wachen die Elfen auf,
Die Silberhörnlein rufen durchs Thal.

[18]
25
Zu Tanz zu Tanz am Felsenhang,

Am hellen Bach, im schwarzen Tann!
Schön Jungfräulein, was wird dir bang?
Wach auf und schlag die Saiten an!

Schön Jungfräulein, die sitzt im Traum,

30
Tannkönig tritt zu ihr herein

Und küßt ihr leis des Mundes Saum
Und nimmt vom Hals das Güldkettlein.

Da schlägt sie hell die Augen auf -
Was hilft ihr Weinen all und Flehn!

35
Tannkönig, laß mich ziehn nach Haus,

Laß mich zu meinen Schwestern gehn!

In meinem Walde fing ich dich,
Tannkönig spricht, so bist du mein!
Das hattest du die Meß’ versäumt?

40
Komm mit, komm mit zum Elfenreihn! -


Elf! Elf! das klingt so wunderlich
Elf! Elf! mir graut vor dem Elfenreihn;
Die haben gewiß kein Christenthum,
O laß mich zu Vater und Mutter mein! -

[19]
45
Und denkst du an Vater und Mutter noch,

Sitz aber hundert Jahr allein! -
Die Elfen ziehn zu Tanz, zu Tanz;
Er hängt ihr um das Güldkettlein.