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Titel: Tanhäuser
Untertitel:
aus: Deutscher Liederhort,
S. 86–88
Herausgeber: Ludwig Erk
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Th. Chr. Fr. Enslin
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Google und Wikimedia Commons
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[86]
27a. Tanhäuser.
1.
Nun will ich aber heben an

von dem Danhäuser zu singen,
und was er hat Wunders gethan
mit seiner Frau Venusinnen.

2.
Danhäuser was ein Ritter gut

wann er wollt Wunder schauen;
er wollt in Frau Venus Berg
zu andern schönen Frauen.

3.
„Herr Danhäuser, ihr seind mir lieb,

daran sollt ihr gedenken!
ihr habt mir einen Eid geschworn:
ihr wöllt von mir nit wenken.“

4.
‚‚‚Frau Venus! das enhab ich nit,

ich will das widersprechen,
und redt das Jemand mehr dann ihr,
Gott helf mirs an ihm rächen!‘‘‘

5.
„Herr Danhäuser, wie redt ihr nun?

ihr sollt bei mir bebleiben;
ich will euch mein Gespielen geben
zu einem stäten Weibe.“

6.
‚‚‚Und nähm ich nun ein ander Weib

ich hab in meinen Sinnen:
so müßt ich in der Höllen (Hellen) Glut
auch ewiglichen brinnen.‘‘‘

[87]
7.
„Ihr sagt mir viel von der Höllen Glut

und habt es doch nie empfunden:
gedenkt an meinen rothen Mund,
der lacht zu aller Stunden.“

8.
‚‚‚Was hilft mir euer rother Mund?

er ist mir gar unmäre;
nun gebt mir Urlaub, Fräulin zart,
durch aller Frauen Ehre!‘‘‘

9.
„Herr Danhäuser, wöllt ihr Urlaub han,

ich will euch keinen geben;
nun bleibent, edler Danhäuser,
und fristet euer Leben!“

10.
‚‚‚Mein Leben das ist worden krank,

ich mag nit länger bleiben;
nun gebt mir Urlaub, Fräulin zart,
von eurem stolzen Leibe!‘‘‘

11.
„Herr Danhäuser, nit reden also,

ihr thund euch nit wol besinnen;
so gehn wir in ein Kämmerlein
und spielen der edlen Minne!“

12.
‚‚‚Eur Minne ist mir worden leid,

ich hab in meinem Sinne:
Frau Venus, edle Fraue zart,
ihr seind ein Teufelinne.‘‘‘

13.
„Herr Danhäuser, was redt ihr nun,

daß ihr mich günnet schelten?
Und sollt ihr länger hier innen sein,
ihr müßtens oft entgelten.“

14.
‚‚‚Frau Venus! das enwill ich nit,

ich mag nit länger bleiben.
Maria Mutter, reine Magd,
nun hilf mir von den Weiben!‘‘‘

15.
„Herr Danhäuser, ihr sollt Urlaub han,

mein Lob das sollt ihr preisen;
wo ihr da in dem Land um fahrt,
nehmt Urlaub von dem Greisen!“

16.
Do scheid er wieder aus dem Berg

in Jammer und in Reuen:
‚‚‚Ich will gen Rom wol in die Stadt
auf eines Bapstes Treuen.

17.
‚‚‚Nun fahr ich frölich auf die Bahn,

Gott müß sein immer walten!
zu einem Bapst der heißt Urban,
ob er mich möcht behalten. –

18.
‚‚‚Ach Bapst, viellieber Herre mein!

ich klag euch meine Sünde,
die ich mein Tag begangen hab,
als ich euch will verkünden.

19.
‚‚‚Ich bin gewesen auch ein Jahr

bei Venus einer Frauen;
so wollt ich Beicht und Buß empfahn,
ob ich möcht Gott anschauen!‘‘‘

20.
Der Bapst hätt ein Stäblin in der Hand,

das was sich also dürre:
„„Als wenig als es grunen mag,
kummst du zu Gottes Hulde.““

21.
‚‚‚Und sollt ich leben nur ein Jahr,

ein Jahr auf dieser Erden,
so wöllt ich Beicht und Buß empfahn
und Gottes Trost erwerben!‘‘‘

22.
Do zog er wieder aus der Stadt

in Jammer und in Leide:
‚‚‚Maria Mutter, reine Magd!
muß ich mich von dir scheiden.‘‘‘

[88]
23.
Er zog da wieder in den Berg

und ewiglich ohn Ende:
‚‚‚Ich will zu Venus meiner Frauen zart,
wo mich Gott will hin senden.‘‘‘

24.
„Seind Gott-willkommen, Danhäuser!

ich hab eur lang emboren;
seind willkommen, mein lieber Herr,
zu einem Bulen auserkoren!“

25.
Das währt bis an den dritten Tag,

der Stab hub an zu grunen;
der Bapst schickt aus in alle Land:
wo der Danhäuser wär hin kummen?

26.
Do was er wieder in den Berg

und hätt sein Lieb erkoren;
des muß der vierte Bapst Urban
auch ewiglich sein verloren.

(Flieg. Bl. in 8. 4 Bl. „Das lied von dem Danhewser.“ – Mit einem Holzschnitt. Am Ende: „Gedrückt zu Nürnberg durch Jobst Gutknecht.“ Um 1515–1527. – Verglichen mit 4 andern flieg. Bl. aus der ersten Hälfte und Mitte des 16. Jahrh.)

1, 3. Und was er Wunders hat gethan. – 2, 3. er wollt hin zu Frau Venus Berg. – 5, 1. Herr D., wie redt ihr also? – 6, 4. auch ewiglich verbrinnen. – 7, 2. und habt es (doch) nie entfunden – etc. befunden. – 7, 4. zu allen Stunden. – 8, 1. Was hilft mich dann eur rother Mund, der ist mir ganz unmäre. – 9, 3. nun bleibet etc. – 11, 1. Herr D., nit redet also – redt nit also. 2. ihr thut euch etc. ihr seid nit wohl bei Sinne. 3. so gehnd wir etc. – 12, 1. Die gewöhnliche Lesart: Gebraucht (gebrauch) ich nun ein fremdes Weib. 2. mich dunkt in meinem Sinne. 4. ihr seid ein Teufelinne. – 13, 1. Herr D., wie redt ihr nun, daß ihr mich begunnt zu schelten – und daß ihr mich thund schelten? 3. sollt ich länger herinnen sein. 4. ihr müßtend (müßt) sein dick (oft) entgelten. – 14, 1. Frau V., und das will ich nit. – 15, 3. wo ihr nun in dem Land umfahren – und wa (wo) ihr in dem Land umfahrt. 4. von den Greisen! – 17, 2. Gott well (wolle) mein immer walten! – 18, 4. als ich euchs will. – 19, 3. nun wollt ich etc. – 20, 1. Er hätt ein Stab in seiner Hand. 2. Als wenig als es begrünengegrünen – mag. – 21, 3. Buß entpfahn. – 22, 4. ich muß mich (muß ich nun) von dir scheiden. – 23, 1. Er zog nun wieder – da zog er wieder etc. – 24, 1. Seid Gott-willkumm, Herr Danhäuser! ich hab eur lang entboren. – 26, 3. des mußt etc.

1. Aber, mhd. aber, aver, wieder, abermals. – 2. was, war. wann, mhd. wan, wande, denn, weil, indem, da. – 3. seind, seid. wenken, mhd. wenken, wanken, weichen. – 4. enhab: en für ne mhd. Negation, welche gewissen Wörtern vor- oder angesetzt wird, z. B. ensin,,+ nicht sein. – 5. beleiben, mhd. beliben, bleiben. Gespiel, mhd. gespil, m. u. f., Spielgenoß, gute Freundin, Gefährtin. – 6. ewiglichen, ewiglich. brinnen, mhd. brinnen, brennen. – 8. unmäre, mhd. unmære (aus un und mære, Erzählung), einem nicht werth dünkend, daß man davon spreche; gleichgültig, unwerth. – 9. fristen, mhd. fristen, Frist geben, dauern machen, unverletzt und noch für längere Zeit erhalten. – 11. thund, thut. – 12. seind, seid. – 13. günnet, gunnet, vom mhd. gunnen, günnen, gönnen; (daß ihr euch) erlaubet, gestattet. ihr müßtens, ihr müßtet es. – 14. enwill, s. oben Str. 4. – 16. scheid, schied. Reue, mhd. riuwe, Schmerz, Betrübniß. – 19. entpfahn, empfahn, mhd. enpfâhen, empfangen, annehmen. – 24. emboren, entboren, mhd. enborn, pic. von enbërn, entbehren. – Bule, mhd. buole, Geliebter.