Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1951-10-18
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Entstehungsdatum: 1951
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Originaltitel: Donnerstag, 18. Okt. 51.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 18. Oktober 1951
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Einführung

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Der Artikel TBHB 1951-10-18 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 18. Oktober 1951. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

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[1]
Donnerstag, 18. Okt. 51.     

[1]      Am Dienstag kaufte ich bei Picknes einen Keilrahmen u. einige Farben, vier Tuben. Für den Rahmen zahlte ich 1,60 M=West, was wohl ungefähr dasselbe ist, was ich sonst in Ost in der Kastanienallee bezahlt hätte, aber, für die 4 Tuben Oelfarbe mußte ich 10,95 =West zahlen, das sind etwa 43,50 =Ost, ein ungeheurer Preis. Für eine Tube Coelinblau allein mußte ich etwa 4,25 M. bezahlen. Auch ein Fläschchen Malmittel, das ich kaufte, war wesentlich teurer. Im Ganzen bezahlte ich 14,30 M=West. Elisab. hatte mir am Montag Abend von Frau Dr. Falke 15,– M=West mitgebracht als weitere Rate für mein Bild u. dieses Geld ging also bis aus 70 Pf. restlos drauf.

     Am Mittwoch spannte ich den Rahmen auf u. verwendete wieder die Rückseite eines der alten Bilder aus Ahrenshoop. Gestern legte ich das neue Bild an: „Erstaunte Kobolde“ – Dieses Bild verspricht außerordentlich gut zu werden, es ist sehr frisch u. stark in den Farben, blau, gelb, grün u. rot u. dabei sehr lustig u. amüsant. Obwohl dieses Bild ganz aus abstrakten Formen entstanden ist, die sich rein zufällig aus Flecken auf der Rückseite einer alten Leinewand ergaben, auf die ich den Bahnhof Friedrichstraße malte, spricht es doch gerade durch seinen fantastisch=koboldhaften Inhalt an. – Das ist nun sehr interessant. – Eines meiner besten Bilder, die jetzt in meinem Atelier an der Wand hängen, [2] ist das kleine Sonnenblumenbild, das ich erst kürzlich malte u. das mir immer besser gefällt, je länger ich es ansehe. Aber dieses Bild läßt den Beschauer dennoch kalt, wie ich neulich sah, als Dr. Richter mit Herrn Nagel u. den Damen hier waren. Das Bild ist zu abstrakt u. hat weiter keinen Inhalt. Das neue Koboltbild ist an sich noch abstrakter, aber dadurch, daß ich in die Formen Augen u. Nasen u. Münder hineingemalt habe, bekommt es etwas Gegenständliches oder Begriffliches u. dadurch wird es sofort interessant. Vom Standpunkt der absoluten Malerei aus gesehen sind diese Gesichtsandeutungen völlig überflüssig, sie haben mit der eigentlichen Bildgestaltung nichts zu tun u. könnten ebensogut nicht vorhanden sein die Formgestalt des Bildes würde dadurch nicht berührt; aber das Bild würde dann uninteressant sein. Es ist das ebenso wie bei dem Hofer'schen Karnevalsabend in der Ausstellung des Künstlerbundes. Die Figuren in diesem Bilde haben mit der Bildgestaltung selbst nichts zu tun, sie sind eine Zugabe, aber durch diese wird das Bild erst interessant. Ohne sie würde das Bild zwar seinen formal=künstlerischen Wert ungeschmälert behalten, aber es würde nicht so interessant sein, es würde den Beschauer nicht so ansprechen.

     Andererseits darf ein solch gegenständlicher Bildinhalt nicht so stark sein, daß er das Bild beherrscht oder gar zur Hauptsache wird. Dann kommt man unweigerlich zu dieser albernen Inhaltsmalerei, wie sie hier im Osten von den Banausen verlangt wird u. wo der Inhalt die Hauptsache u. die künstlerische Bildgestaltung ganz unwichtig wird. Bei meinem Bilde „Bahnhof Friedrichstraße“ z.B. ist es auch so Ich hätte dieses Bild vielleicht besser völlig abstrakt malen sollen, aber es wäre dann so geworden, daß garkeine Beziehung zum gegenständlichen Inhalt mehr vorhanden gewesen wäre. Formal wäre es dann vielleicht besser geworden, aber der Beschauer hätte keine Beziehung mehr dazu gefunden, das Bild hätte nicht angesprochen, – so wie das Sonnenblumenbild. – Es ist eben sehr schwer, die richtige Grenze zu finden zwischen der Abstraktion u. der erkennbaren Gegenständlichkeit. Bei dem neuen Koboldbild ist das in besonders guter Weise gelungen, weil das Koboltmotiv dem sehr entgegen kommt. –