TBHB 1946-12-24
Einführung
BearbeitenDer Artikel TBHB 1946-12-24 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 24. Dezember 1946. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über eine Seite.
Tagebuchauszüge
Bearbeiten[1] Vormittags den Baum geschmückt u. einen kleinen Baum extra für Fritz. – Martha u. Fritz hatten noch anstrengend in der BuStu. zu tun, bis um 4 Uhr wie immer das Licht abgeschaltet wurde. Gegen 7 Uhr aßen wir zu Abend: Kartoffelsalat u. jeder ein kleines Stück richtig gebratenes Schweinefleisch, ein ganz seltener Genuß, nachher noch Brot mit Butter u. Harzer Käse dazu echten Tee. – Von 8 – 9 Uhr wieder wie immer Stromausschaltung. Wir zündeten den Weihnachtsbaum an u. es begann die Bescherung. Martha schenkte mir fünf richtige Cigarren erstklassiger Qualität, die sie seit Jahren irgendwo aufbewahrt hatte, dazu einen Tabakskasten voll mit einheimischem Tabak, eine Flasche Weinbrand heutiger Herstellungsweise, ein Zigarettenetui aus Leder, eine Zigarettenspitze aus Bernstein u. als bestes Geschenk eine große Tube Kremserweiß. Fritz hat mir ein prächtiges Album über meine Schweriner Ausstellung gemacht mit Fotos der Ausstellung u. Presse-Besprechungen. Außerdem erfreute er mich mit einer 100 gr. großen Blechdose amerikan. Tabak bester Qualität.
Meine Zeichnungen, die ich schenkte, erfeuten sehr. Martha bekam auch eine Muff, die Frl. v. Tigerström gemacht hat u. sie u. Fritz bekamen noch viele andere Sachen. Fritz schenkte mir auch noch zwei gute Bücher: „Der Untertan“ von Mann u. „Die sieben Kreuze“.
Als das Licht wieder anging, packten wir die Päckchen aus, die eingegangen waren u. die Fritz aufbewahrt hatte. Darunter befand sich auch ein Päckchen an mich von Ruth u. Erich, in dem Bohnenkaffee u. eine Schachtel Zigaretten waren, dazu ein ganz wundervoller Brief von Ruth, der mich tief bewegt hat. Wir aßen Kuchen, den Mutter Dade gebacken hatte u. der vorzüglich schmeckte u. tranken Tee mit erstklassigem französischem Arrak, der schon lange bei uns auf seine Verwendung gewartet hat u. der noch aus dem Kriege stammte, wo Fritz ihn uns geschickt hatte. Von Herrn Monheim waren Prallinen gekommen, ganz vorzüglich wie im Frieden. Er schickte sie direkt aus Aachen. Um 11 Uhr waren wir müde u. jeder ging ins Bett, Frl. v. T., die mit uns gegessen hatte u. auch mit uns beschert wurde, war schon vorher gegangen. Es war ein schöner, heiliger Abend. – Fritz hat das Foto von der „Krippe“, welches Frau Dr. Riemschneider mir geschickt hatte, eingerahmt u. Mama geschenkt, es sieht sehr hübsch aus. –
Der Frost ist zwar noch nicht vorbei, aber es ist doch wärmer geworden, sodaß es im Hause schön warm war.
Nachmittags besuchte mich Paul für kurze Zeit. Grete ist immer noch in Berlin, obwohl sie hätte zurückkommen können. Paul geht noch krummer als bisher u. schlurft wie ein alter Mümmelgreis. Es sind zu langweilige Leute.