TBHB 1946-12-14
Einführung
BearbeitenDer Artikel TBHB 1946-12-14 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 14. Dezember 1946. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über eine Seite.
Tagebuchauszüge
Bearbeiten[1] Das gestern angelegte Bild war noch zu feucht, um weiter arbeiten zu können, weshalb ich den Vormittag damit zubrachte, die Buchungen für die BuStu. zu machen u. den November abzuschließen. Es ist immer eine langweilige Arbeit. Ueberhaupt ist die ganze Atmosphäre des Hauses wie stets unmittelbar vor Weihnachten für mich entsetzlich anödend. Die Gespräche drehen sich vom Frühstück an um nichts anderes, als um das Geschäft. Gewiß muß das sein, ich verdanke schließlich diesem Geschäft, daß ich malen kann, aber es ist ertötend, von früh bis spät diese Erwägungen anhören zu müssen. Seit dem Fritz hier ist ist das viel schlimmer geworden. Das Geschäft ist nun einmal sein Metier u. sein ganzes Denken kreist um diesen Mittelpunkt, – u. das ist wirklich gut u. ein wahrer Segen. Dennoch ist es für mich schwer, schon zum Frühstück diese Gespräche ertragen zu müssen. Ich habe eine Empfindung, als wäre ich hier zu Besuch u. hörte mir aus Höflichkeit diese Dinge an.
Nachmittags war nochmals Frau Lang-Scheer bei mir. Sie zeigte mir den Entwurf für die in der Rostocker Kirche geplanten Fresken. Sie behandeln Christus als Richter am Jüngsten Tage nach der Geheimen Offenbarung. Sie sind sparsam in Figuren u. Formen, in Braun u. Violett gehalten, sehr eindrucksvoll. Ich bin sehr neugierig auf die Ausführung. Ich konnte ihr einige Hinweise auf Verbesserung der Komposition geben, die sie bereitwillig annahm. Sie ist offenbar eine recht beachtenswerte Künstlerin, von der man wohl noch etwas erwarten kann.
Der Frost hat sich verstärkt, wodurch Martha heute in der sehr kalten BuStu. recht mitgenommen worden ist. Auch das trägt nicht grade dazu bei mein Wohlwollen dem Geschäft gegenüber zu vertiefen.